Oct 24, 2022
Hitze und Trockenheit: Jungbäume sind anpassungsfähiger als gedacht
Längere Trockenperioden verursachen erhebliche Schäden in unseren Wäldern. Das hat der Hitzesommer 2022 nachdrücklich unter Beweis gestellt. In Zukunft sollen solche Sommer und die damit einhergehende Trockenheit aufgrund des Klimawandels deutlich häufiger auftreten. Die Sorge, was dies mit den heimischen Wäldern macht, ist groß. Insbesondere die Buche als eine der wichtigsten Baumarten gilt als bedroht. Eine Studie von Prof. Andreas Roloff, die er am Institut für Forstbotanik der TU Dresden veröffentlicht hat, macht nun ein wenig Hoffnung: Während der Wassermangel für ältere Bäume tatsächlich verheerend ist, können junge Bäume offenbar lernen, sich anzupassen – und mit weniger Wasser auskommen.
„Die Bäume können sich besser anpassen, als wir bisher dachten“, erklärt Prof. Andreas Roloff, der sich viel mit Buchen beschäftigt hat. So zeigen laut der Studie gerade Jungbäume meist ein viel besseres Anpassungspotenzial als Altbäume und kommen nach (üb)erlebten Stress-Situationen mit zukünftigen ähnlichen Situationen besser oder sogar besonders gut klar. Für die Studie wurde über viele Jahre hinweg untersucht, wie junge Bäume wachsen – sowohl während der Trockenjahre 2018 bis 2020 als auch vorher. Das Ergebnis: Die jungen Bäume wuchsen während der Trockenheit genauso gut wie vorher, reagierten also gar nicht auf den Wassermangel.
Das Absterben vieler Altbäume einer Baumart bedeutet daher nicht, dass die Jungbäume derselben Baumart ebenso empfindlich und für zukünftige Verwendung nicht mehr geeignet sind, denn sie haben Jahrzehnte Zeit, sich auf Veränderungen einzustellen – solange diese nicht zu schnell erfolgen. Das Resultat kann als erworbene Resistenz bezeichnet werden.
„Erstaunlich ist, dass es selbst von einer an sich trockenstress-empfindlichen Baumart wie Rot-Buche nichtsdestotrotz etliche Exemplare auf trockenen Standorten gibt, die auch nach drei trockenen Sommern vollkommen vital und ‚unbeeindruckt weiterwachsen‘. Daran erkennt man, dass eine Konditionierung möglich ist, wenn die Bäume es früh genug 'lernen', mit Stressfaktoren umzugehen", sagt Prof. Roloff.
Die Bäume passen sich an die veränderten Umweltbedingungen an, indem sie zum Beispiel kleinere Blätter entwickeln, mit einer dickeren Wachsschicht auf der Blattoberfläche. Die Jahresringe werden in den trockenen Jahren schmaler. Der Forstbotaniker Roloff sagt, die beobachtete Anpassungsfähigkeit treffe nicht nur für Buchen zu. Auch bei 20 anderen Baumarten, die typischerweise in Deutschland wachsen, habe er das untersucht. Es gehe dabei beispielsweise um Ahorn, Eichen, Linden, Eschen oder Robinien.
„Das macht mich optimistisch, dass da jetzt eine ziemlich gewaltige Anpassung im Gange ist, die bei vielen Baumarten, hoffentlich sage ich, erfolgreich verlaufen kann und wird“, sagt Andreas Roloff.
Ältere Bäume sind mitunter nicht mehr so flexibel und sterben bei Trockenheit schneller ab. Der potenzielle Verlust alter bis uralter Buchen wäre dennoch ein schwerer Schlag für die Biodiversität – immerhin spielen gerade sie eine entscheidende Rolle beim Erhalt des Ökosystems, wie eine andere aktuelle Studie bestätigt.
Die Studie der TU Dresden "Jährliche Trieblänge von Laubblattarten der gemäßigten Breiten als Reaktion auf Trockenheit" ist in "Urban Forestry & Urban Greening" veröffentlicht worden.
Die Untersuchung "Alte Bäume: unersetzliche Erhaltungsressource für das Ökosystem" ist in "Trends in Ecology & Evolution" erschienen.
Kontakt
Prof. Andreas Roloff
TU Dresden
Institut für Forstbotanik und Forstzoologie
+49-351-463 31202
http://tu-dresden.de/forstbotanik