20.10.2025
Neuberufene Professor:innen im Profil - Prof. Ferdinand Maiwald
Prof. Dr. Ferdinand Maiwald
Prof. Ferdinand Maiwald ist seit dem Sommersemester 2024 Inhaber der Professur für Optische 3D-Messverfahren an der Fakultät Umweltwissenschaften. Um die Neugierde auf den neuen Kollegen zu stillen, steht er einigen kurzen Fragen Rede und Antwort. Nachfolgend gewährt Prof. Maiwald Einblicke in seine Arbeit in Forschung und Lehre.
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?
Messungen werden in der Wissenschaft in ganz vielen Disziplinen durchgeführt und wenn es dabei um 3D-Geometrien geht, können wir als Professur unterstützen. Wir vermessen zum Beispiel sehr große Strukturen, wie den Dresdner Fernsehturm und seine Veränderung über die Jahrzehnte. Aber auch für kleine Strukturen wie Bauteile in der Industriemesstechnik, können unsere Messverfahren verwendet werden. Mittlerweile gibt es dafür auch schon mehrere Kooperationen innerhalb der TU Dresden, u.a. mit der Professur für Schienenfahrwege (Prof. Liu), dem LASR Lab (Prof. Calandra) und der Professur für Baubetriebswesen (Prof. Otto). Für unsere Messungen verwenden wir üblicherweise optische Sensoren wie Kameras, Laserscanner, Lasertracker oder Tachymeter. In der Forschung fokussieren wir uns momentan auf die Erstellung dreidimensionaler Modelle unserer Umwelt, Stichwort digitaler Zwilling. Dabei versuchen wir insbesondere globale digitale urbane Zwillinge mit den jeweils vorliegenden Daten der Länder zu erzeugen. Um die Veränderung der digitalen Zwillinge zu dokumentieren, beziehen wir zusätzlich historische Daten ein. Dabei unterstützen uns Methoden aus der Photogrammetrie, Computer Vision und die Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI).
Was ist Ihre Vision für die Professur?
Ich versuche den Schwerpunkt auf interdisziplinäre Forschung und Lehre zu legen, da dies häufig Potenzial für Innovationen bietet. Weiter möchte ich neue Messverfahren in Disziplinen etablieren, die bisher weniger mit optischer Messtechnik in Berührung gekommen sind. Dazu entwickeln wir im Rahmen von Promotionsprojekten Systeme, die Unterwassermessungen durchführen, mobile Messplattformen im Forstbereich, 3D-Messsysteme im OP und testen den Einsatz von Augmented Reality in der Industrievermessung. Auch in der Digitalisierung und der Analyse unseres Kulturerbes sehe ich großes Potenzial für den Einsatz optischer 3D-Messmethoden. Zukünftig muss auch das Datenmanagement der zunehmenden Menge an erfassten Daten in Multisensorsystemen bewältigt werden, wobei ich davon überzeugt bin, dass KI bei der Automatisierung unterstützen kann. Bezüglich der Lehre haben die Studierenden mir und meinem Team gleich zu Beginn gespiegelt, dass aktuell zu wenig praktische Lehrveranstaltungen geplant sind. Darauf haben wir reagiert und die Lehrinhalte angepasst, denn die Geodäsie lebt von Erfahrungen und praxisbezogenen Elementen.
Wo haben Sie zuletzt gelehrt/ geforscht/ gelebt?
Gelebt habe ich seit dem Studium in Dresden und im Anschluss konnte ich 2016 in einer BMBF-Nachwuchsforschergruppe mit meiner Promotion bei Prof. Hans-Gerd Maas beginnen. Ab 2020 begann ich neben meiner Tätigkeit an der TU Dresden an der Professur für Digital Humanities an der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter Prof. Sander Münster. Aufgrund der Corona-Zeit fanden viele Veranstaltungen und Absprachen digital statt und nur teilweise vor Ort in Jena, weshalb meine Familie und ich glücklicherweise nicht umziehen mussten. An der Professur für Digital Humanities durfte ich als Post-Doc den Schwerpunkt zur 3D und 4D Modellierung leiten, während ich parallel an der TU Dresden in Forschungsprojekten zur Deformationsanalyse von Holz- und Betonobjekten an der Professur für Photogrammetrie tätig war. Insgesamt war dies eine optimale Vorbereitung auf meine heutigen Tätigkeiten und mein Forschungsfeld.
Wie lautete Ihr Promotionsthema?
Das Promotionsthema lautete “A window to the past through modern urban environments - Developing a photogrammetric workflow for the orientation parameter estimation of historical images”. Zusammengefasst kann man sagen, dass ich historische terrestrische Bilddaten aus der Deutschen Fotothek mittels KI gefiltert habe. Anschließend habe ich ein Verfahren entwickelt, dass Gebäudeansichten automatisiert dem richtigen Standort in der Stadt zuordnet. Daraus ist in Kooperation mit der Nachwuchsforschergruppe unser Visualisierungswerkzeug, der 4D-Browser, entstanden: Link zum 4D-Browser.
Was war Ihr schönstes Erlebnis im Studium?
Dieser Moment kam bereits recht am Anfang meines Studiums. Ich hatte lange Zeit vor dem Studium der Geodäsie überlegt ein anderes Fach zu belegen. Und als das Studium begann, war ich schnell überzeugt davon, doch die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Besonders die Arbeit draußen im Feld hat mir sehr gefallen und unterscheidet den Studiengang Geodäsie von anderen Studiengängen.
Was war Ihr schrecklichstes Erlebnis im Studium?
Eine Studentennacht ging auch schon mal etwas länger und auf dem Heimweg hatte ich einen Unfall. Dabei habe ich mir einen Zahn ausgeschlagen. Zwar ging ich am nächsten Morgen zum Zahnarzt, allerdings stand ich unter Zeitdruck, denn ich musste zu einer praktischen Übung auf den Campus. Und so kam es, dass ich mit ausgeschlagenem Zahn bei der Vermessungsübung anwesend war. Der Dozent hat sich nichts anmerken lassen.
Wann wussten Sie: „Ich möchte Professor werden!“?
Es war lange eher die Doktorarbeit, die mir sehr wichtig war und der wissenschaftliche Fokus auf ein ganz spezielles Thema. Dieses Ziel hat bereits eine Grundschullehrerin meinen Eltern prophezeit. Ich habe mir auch immer den Weg offen gehalten aus den Wissenschaften in die Industrie zu wechseln und habe mich sogar einige Male außeruniversitär beworben. Ich bin aber umso glücklicher, dass sich die Möglichkeit mit der Professur aufgetan hat und ich die Chance an der TU Dresden geboten bekommen habe. Dafür bin ich sehr dankbar.
Was steht auf jeden Fall immer auf Ihrem Schreibtisch?
Tatsächlich steht hier immer eine Kaffeetasse von 2016, die noch aus dem Studium stammt. Zum Glück ist sie recht groß, so dass viel Kaffee auf einmal hineinpasst.
Was hat Sie am Campus der TU Dresden positiv überrascht?
Ich habe 2011 mit meinem Studium an der TU begonnen und kenne den Campus daher schon sehr lange. Und bereits damals hat mich fasziniert, wie die Verbindung zwischen historischen Gebäuden und Moderne harmoniert. Der Hauptcampus hat seinen eigenen Charme, das macht ihn so besonders für mich. Und überrascht bin ich nach wie vor, wie viel es auf dem Campus zu entdecken gibt.
Was sind Ihre Favoriten?
Ich finde, dass der Große Garten ein Highlight der Stadt, da er so groß ist, und doch zentrumsnah. Außerdem bin ich gerne in Pieschen, wo meine Familie und ich seit ein paar Jahren wohnen. Das Gebiet um den Konkordienplatz hat seinen ganz eigenen Charme und Kiezcharakter und Stadtteilfest Sankt Pieschen ist für uns eine Pflichtveranstaltung.
Vielen Dank an Prof. Maiwald für die Einblicke.
© Sven Ellger
Professor
NameHerr Prof. Dr.-Ing. Ferdinand Maiwald
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