07.07.2023
Wem gehört das Wasser? Warum es in Dürrezeiten ein Umdenken braucht
Die Grundwasserstände in Deutschland befinden sich derzeit auf einem 30-jährigen Tiefstand. Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Dieser Fakt, ermittelt aufgrund regelmäßig zusammengetragener Daten aus tausenden über Deutschland verteilten Messbrunnen, geht einher mit dem steigenden „Durst“ von Verbraucher:innen, Landwirtschaft und Industrie.
Welche Möglichkeiten hat die Gesellschaft, das Wasser zu schützen und gleichzeitig die Bedürfnisse der Nutzer:innen zu befriedigen, ohne dass es zu ständigen Verteilungskämpfen kommt? Die im Frühjahr von der Bundesregierung verabschiedete Nationale Wasserstrategie gibt darauf erste Antworten, doch ohne ein grundsätzliches Umdenken beim Umgang mit Wasser wird es nicht gehen.
Darin waren sich die geladenen Gäste der MDR-Sendung „Fakt ist!“ am 26. Juni einig. Aus Sicht von Prof. Andreas Hartmann, Inhaber der Professur für Grundwassersysteme am Institut für Grundwasserwirtschaft der TU Dresden, braucht es dafür zwei Dinge: Erstens eine gesicherte Datenlage und zweitens Anreize zum Wasser sparen bzw. eine effizientere Wassernutzung.
„Um zu wissen, welche Maßnahmen wie wirken, brauchen wir zunächst eine gesicherte Datengrundlage und vor allem überregionale Simulationsmodelle, welche die Auswirkungen von wassersparenden Maßnahmen auf die gesamten Oberflächen- und Grundwasserressourcen Sachsens und Mitteldeutschlands abschätzen können. Wir wissen momentan zu wenig darüber, was unter welchen Bedingungen passiert und wie Dinge ineinandergreifen, um eine effiziente und sichere Nutzung unserer Wasserressourcen in der Zukunft zu garantieren.“
Da der Grundwasserspiegel unaufhörlich sinkt, braucht es gleichzeitig zügig Anreize für einen sorgsamen Umgang mit Wasser. Dass in drei Bundesländern Unternehmen weder für die Wassernutzung bezahlen noch angeben müssen, wie viel sie verbrauchen, ist nur ein Teil des Problems. In Sachsen ist dies seit vergangenem Jahr nicht mehr möglich. Dennoch sollte gerade die Industrie mehr auf Brauchwasser, Regenwasser oder geschlossene Wasserkreisläufe achten: „Um nur ein Beispiel zu nennen: Die sehr wasserintensive Halbleiterindustrie existiert auch an wesentlich trockeneren Standorten. Es ist also möglich, weniger Wasser zu verbrauchen, wenn Gesetze und Politik das fördern“, sagt Hartmann.
In seiner Forschung setzt Hartmann bereits überregionale Modelle zur Abschätzung der zukünftigen Verfügbarkeit von Wasserressourcen und der Unsicherheiten von großräumigen Wasserhaushaltsberechnungen ein. „Über Abschlussarbeiten haben wir begonnen, diese Ansätze auch für Sachsen anzuwenden, jedoch sind für belastbare Ergebnisse wissenschaftliches Personal und finanzielle Unterstützung dringend nötig.“
Die vollständige Sendung gibt es in der Mediathek: MDR FERNSEHEN | "FAKT IST!" aus Dresden am 26.06.2023, 22:10 Uhr: Zwischen Dürre und Starkregen: Wem gehört das Wasser?
Am 16. Juli ist Prof. Hartmann zu Gast im Botanischen Garten der TU Dresden. In der Reihe „Triff die Koryphäe unter der Konifere - Grundwasser und Wald“ spricht er u. a. darüber welche Auswirkungen die Klimakrise auf unser Grundwasser haben könnte, wie es um die Trinkwasserqualität in Dresden bestellt ist und welche Rolle dabei die Dresdner Heide spielt.
Kontakt:
Prof. Andreas Hartmann
Professur für Grundwassersysteme
Institut für Grundwasserwirtschaft
Tel.: +49 351 463-42550