11.04.2022
Neuberufene Professor:innen im Profil: Prof. Dr. Markus Rüggeberg (Professur für Forstnutzung)
Prof. Dr. Markus Rüggeberg ist seit dem Wintersemester 2021/22 Inhaber der Professur für Forstnutzung an der Fakultät Umweltwissenschaften. Um die Neugierde auf den neuen Kollegen zu stillen, steht er einigen kurzen Fragen Rede und Antwort. Nachfolgend gewährt Herr Prof. Rüggeberg Einblicke in seine Arbeit in Forschung und Lehre.
- Was ist Ihre Vision für die Professur? (für Forschung und Lehre)
In erster Linie bin ich Biologe, der seine Schwerpunkte bewusst an die Schnittstelle mit Materialwissenschaften und Ingenieurswissenschaften setzt und die Interdisziplinarität sucht. Das werde ich versuchen, beizubehalten. Dabei ist mir die integrative Perspektive auf das Material Holz sehr wichtig. Die Forstnutzung ist selbst eine Schnittstelle zwischen den Forstwissenschaften und der Anwendung von Holz in Holzindustrie und Holzwirtschaft. Ich möchte innovative Konzepte für die Anwendung von Holz auf der Grundlage der Materialwissenschaft weiterverfolgen. Dabei fühle ich mich der Holzmechanik und der Holzphysik sehr verbunden. Die Faszination für das Material Holz möchte ich auch Studierenden vermitteln. Holz ist für mich, obwohl es eine sehr lange Geschichte hat, ein Material der Zukunft.
Zur Website der Professur: https://tu-dresden.de/bu/umwelt/forst/institut-fuer-forstnutzung-und-forsttechnik/fn
- Wo haben Sie zuletzt gelehrt/ geforscht/ gelebt?
Ich war zuletzt über ein Jahr am Institut für Holztechnologie in Dresden und somit schon vor Ort. Vorher war ich acht Jahre in der Schweiz an der ETH Zürich und an der Empa in Dübendorf. Auch in diesen Zeiten habe ich mich schon mit der Verformung von Holz und dessen Nutzbarmachung beschäftigt. Jetzt bin ich beruflich von Dresden nach Tharandt gezogen.
- Wie lautete Ihr Promotionsthema?
Promoviert wurde ich an der Universität Freiburg. Meine Promotion entstand in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in der Abteilung Biomaterialien. Ich habe mich mit Struktur-Eigenschaftsbeziehungen von pflanzlichen Materialien beschäftigt. Dabei geht es um das Verhalten von Pflanzen bezogen auf ihre Struktur, ihren Aufbau. Das hat mich immer fasziniert. Den Schwerpunkt setzte ich dabei auf die Mechanik (Wachstum, Größe, Belastbarkeit). Dabei ist das Zusammenspiel auf verschiedenen Längenskalen entscheidend. Die Natur strickt dabei sehr geschickt aus wenigen Ausgangsmaterialien verschiedenste Strukturen mit maßgeschneiderten Eigenschaften und Funktionen. Wichtig sind mir dabei die Wirkungen der kleinen Strukturen auf das große Ganze.
- Was war Ihr schönstes Erlebnis im Studium?
Die Naturwissenschaft und Zahlen weckten schon im Kindesalter mein Interesse. Während des Biologie-Studiums hat mich schlussendlich ein mehrwöchiges Laborpraktikum zum Forscher werden lassen. Ich habe mit einem Kommilitonen zusammen das Versagen von Bambus mit einer Hochgeschwindigkeitskamera erforscht. Das tolle war: wir konnten nahezu selbstständig forschen. Der kreative Gestaltungsspielraum hat uns nicht nur Spaß gemacht, er war ebenso wissenschaftlich erfolgreich. Anschließend war ich davon überzeugt, in die Forschung gehen zu wollen.
- Was war Ihr schrecklichstes Erlebnis im Studium?
Ich bin tatsächlich einmal im Rahmen meiner Diplomarbeit auf die Nase gefallen. Ich hatte wenig Erfahrung im wissenschaftlichen Schreiben. Damals wie heute wird das Thema in vielen Fällen zu kurz im Studium behandelt. Diese Fähigkeit fällt nun mal nicht vom Himmel. Seitdem ist es mir ein Anliegen, Studierende u.a. darin besser zu schulen.
- Wann wussten Sie: „Ich möchte Professor werden!“?
Zu Beginn meiner Postdoc-Zeit dachte ich, dass ich für eine Berufung einfach weiter publizieren und mich in ein Thema weiter vertiefen muss. Nach und nach realisierte ich, wie selten doch Professur-Stellen sind und wie viel Arbeit und Verantwortung diese mit sich bringen. Das machte mich zwischenzeitlich ein wenig unsicher, ob ich weiter danach streben sollte. Aber auch die Frage nach einem Plan B ließ mich zweifeln, denn im Vordergrund stand immer der Wunsch, Forscher sein zu wollen. Als ich später eine Arbeitsgruppe geleitet habe und Studenten und Doktoranden geführt habe, bemerkte ich, dass es mir Spaß macht. Und ich begriff, dass ich meine Schwerpunkte langfristig nur umsetzen kann, wenn ich auch die entsprechende Position innehabe. Seitdem bereitete ich mich auf Ausschreibungen vor und bewarb mich auf ausgeschriebene Professuren.
- Was steht auf jeden Fall immer auf Ihrem Schreibtisch?
Was mich schon einige Zeit begleitet, sind Proben meiner eigenen Forschung. Dabei handelt es sich um Gegenstände aus Holz mit gebogenen Geometrien, die durch Selbstformung entstanden sind. Diese verändern sich durch das „lebende“ Material im Laufe der Zeit und deswegen finde ich es spannend, sie gelegentlich in den Händen zu halten. Inzwischen trage ich auch einige Datenspeicher aus meinen Forschungen von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz, auf die ich sogar von Zeit zu Zeit noch zurückgreife. Und eine gute Tasse Tee darf bei mir nicht fehlen, da ich diesen leidenschaftlich gern trinke.
- Was hat Sie am Campus der TUD positiv überrascht?
Hier in Tharandt erfreue ich mich an der schönen Umgebung. Ich arbeite hier an einem kleinen Campus, der fast eine Welt für sich ist. Ich mag die Nähe zur Natur und auch zum Forstbotanischen Garten. Diese Arbeitsumgebung wirkt inspirierend auf mich. Am Dresdner Campus fällt mir die Vielseitigkeit der Gebäude auf und die Nähe der Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen.
- Wie gut kennen Sie Dresden?
Ich kenne Dresden mittlerweile seit über 10 Jahren und mir wurde die vielfältige Kultur in der Stadt schon nahegebracht. Insgesamt fasziniert mich die Stadt mit ihrer reichhaltigen Geschichte. Darüber hinaus ist die schöne Umgebung sehr ansprechend, egal zu welcher Jahreszeit. Nach den Schweizer Alpen kann ich nun in Sachsen ich die Vielfalt der Natur genießen.
- Was sind Ihre Favoriten?
Das Erzgebirge nutze ich derzeit für das Langlaufen. Es ist klasse, diese Möglichkeit um die Ecke zu haben. Im Sommer bin ich gern zum Wandern in der Natur. Die „Klassiker“ der Umgebung bieten noch immer Schönes und Neues.
Vielen Dank an Herrn Prof. Rüggeberg für die Einblicke. Wir können gespannt sein auf seine Antrittsvorlesung, welche voraussichtlich im Sommersemester 2022 gehalten wird.
Kontakt
Prof. Markus Rüggeberg
Judeich-Bau, Raum 1.36 Pienner Str. 19
01737 Tharandt
+49 351 463-31315