Koordinierung des Monitorings von Luchs und Wildkatze als Arten der FFH-Richtlinie (Anhang II und IV) im Freistaat Sachsen

Faltblatt Luchs- und Wildkatzenmonitoring rechts herunterladen
Projektbearbeiterinnen: Dr. Jana Zschille, Christopher Mende, Eileen Schuhmann
Laufzeit: ab November 2007 - fortlaufend
Finanzierung: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie; Oberste Forst- und Jagdbehörde Sachsens
Schlagworte: Lynx lynx, Luchs, Felis silvestris, Wildkatze, Vorkommen Sachsen, Lockstock-Monitoring, Fotofallen-Monitoring, Kartierung
Faltblatt hier herunterladen!
Projektbeschreibung:
Bereits seit den 1960er Jahren gibt es vermehrt Hinweise darauf, dass der Eurasische Luchs (Lynx lynx) auch wieder sächsische Wälder durchstreift. Vor allem im Oberlausitzer Bergland, der Sächsischen Schweiz, dem Erzgebirge und dem Vogtland hinterlässt das „Pinselohr“ in unregelmäßigen Abständen seine Spuren. Auch die Wildkatze (Felis silvestris) kehrt nach Sachsen zurück, wie Nachweise im Südwesten des Freistaates, sowie im Leipziger Auwald bestätigen.
Wildkatze am Lockstock im Leipziger Auwald, Februar 2021; Quelle: BUND-Sachsen/Sächsisches Luchs-Wildkatzen-Monitoring © Jana Zschille
Da es sich bei beiden Spezies um Arten der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie handelt (Anhänge II und IV), muss der EU-Kommission regelmäßig über Vorkommen und Erhaltungszustand der jeweiligen Populationen berichtet werden. Hierfür ist ein koordiniertes Monitoring unentbehrlich. Ziel ist es also, eine dauerhafte Datenerhebung zu Verbreitung und Abundanz der beiden wildlebenden Felidenarten in Sachsen zu realisieren.
Um nun genauere Informationen auf die Anwesenheit des Luchses im Freistaat zu erhalten, wurde seit dem Jahr 2008 ein entsprechendes Monitoringsystem zum Luchs aufgebaut. In das passive Monitoring sind vor allem Förster, Jäger, Zoologen und Naturschutzmitarbeiter eingebunden. Bisher wurden etwa 65 ehrenamtliche „Erfasser“ geschult, die alle zufällig gefundenen Hinweise auf die Tierart, wie Spuren, Losung aber auch Sichtbeobachtungen dokumentieren und weiter leiten. Außerdem dienen Sie der Bevölkerung als Ansprechpartner in Sachen Luchs.

Fotofallenstandort
Zusätzlich wird seit dem Winter 2009/2010 großräumig ein aktives Monitoring durchgeführt. Für dieses sogenannte opportunistische Fotofallen-Monitoring wurden mehrere Einsatzgebiete in Südsachsen ausgewählt. Hierbei kommen digitale Infrarot-Fotofallen zur Anwendung. Die Betreuung der Fotofallen, d.h. der Wechsel der Speicherkarten und der Batterien, wird von jeweils ortskundigen Luchs-Erfassern übernommen.
Die ersten sicheren Nachweise der Wildkatze auf sächsischem Gebiet führten dazu, dass ab dem Jahr 2013 auch für diese wiederkehrende Art entsprechende Strukturen für ein effizientes Monitoring entwickelt wurden, wobei alle bisherigen Akteure eingebunden sind. Hierfür erschien es sinnvoll, das bereits etablierte Luchs-Monitoringsystem sowohl personell zu erweitern, als auch inhaltlich zu ergänzen. In enger Kooperation mit dem BUND Landesverband Sachsen e. V. erfolgt seither in ausgewählten Gebieten (z.B. im Leipziger Auwald und im Werdauer Wald) ein systematisches Fotofallen-und Lockstockmonitoring der Wildkatze. Hierbei wird von Synergie-Effekten durch das bereits bestehende Fotofallennetz profitiert.

Fotofallennachweis eines Luchses im Westerzgebirge, April 2017; Quelle: Sächsisches Luchs-Wildkatzen-Monitoring
Die Hin- und Nachweise werden an der TU Dresden - Prof. für Forstzoologie gesammelt und in die zentrale Artdatenbank des LfULG eingegeben. Die Sammlung umfangreicher Informationen zu Vorkommen von Luchs und Wildkatze soll Grundlagen für ein angepasstes Management schaffen, um potenziellen Interessenskonflikten frühzeitig entgegenwirken zu können.
Im September 2022 startete das Projekt „RELynx Sachsen“. Ziel ist die Umsiedlung und Aussetzung von bis zu 20 Eurasischen Luchsen der Unterart Karpatenluchs (Lynx lynx carpathicus). Die Trittsteinvorkommen im Erz- und Elbsandsteingebirge sollen die bestehenden, bislang isolierten Populationen in Deutschland und den Karpaten miteinander verbinden helfen und für einen genetischen Austausch sorgen. Die Koordinierung dieses Wiederansiedlungsprojektes liegt beim Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz, es findet in enger Kooperation mit der Forstzoologie/TU-Dresden statt.
Träger des Luchs-/Wildkatzen-Monitorings ist das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL). Unterstützt wird das Projekt durch den BUND Landesverband Sachsen, die Oberste Jagdbehörde des Freistaates und den Landesjagdverband Sachsen. Koordinierung und wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens obliegen der Professur für Forstzoologie der TU Dresden.
Um das Vorhaben von wissenschaftlicher Seite her zu unterstützen, liefen im Projekt verschiedene Graduiertenarbeiten - siehe unten.
Weitere Informationen unter: www.luchs-sachsen.de
Faltblatt herunterladen
Graduiertenarbeiten:
- Sinapius, P. (2023): Die Rückkehr des Luchses (Lynx lynx) – eine Analyse der Akzeptanz bzw. des Meinungsbildes der Schaf- und Ziegenhalter im Freistaat Sachsen. Bachelorarbeit, Forstzoologie/TU Dresden
- Demling, L. (2022): Aktualisierung der Erfassung aller Gehegehaltungen des Eurasischen Luchses (Lynx lynx) im Freistaat Sachsen. Masterarbeit, Forstzoologie/TU Dresden
- Seime, T. (2022): Analyse der Populationsdynamik des Vorkommens der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris, SCHREBER 1777) in der Nordaue des Leipziger Auwaldes. Bachelorarbeit, Forstzoologie/TU Dresden
- Tippmann, C. (2019): Versuch einer Individualerkennung Europäischer Wildkatzen
(Felis silvestris silvestris SCHREBER, 1777) anhand genetisch verifizierte Fotofallenbilder. Bachelorarbeit, Forstzoologie/TU Dresden - Rakowsky, J. (2018): Herdenschutz mit Herdenschutzhunden – Organisation in Deutschland, sowie deren praktischer Einsatz und dabei auftretende Probleme. Masterarbeit, Forstzoologie/TU Dresden
- Hommann, I. (2018): Analyse von Akzeptanzstudien zum Eurasischen Luchs (Lynx lynx) sowie Umsetzung der deutschen Wiederansiedlungsprojekte. Projektarbeit, Forstzoologie/TU Dresden
- Szameitke, J. (2016): Erfassung der aktuell im Freistaat Sachsen gehaltenen Eurasischen Luchse (Lynx lynx) und Aufbau einer Fotodatenbank. Externe Diplomarbeit – Hochschule Zittau/Görlitz & Forstzoologie/TU Dresden
- Thomae, M. (2012): Fotofallen- und Lockstockmonitoring im Rahmen der Luchserfassung in Sachsen und Relevanz der Methode für den Nachweis anderer Arten. Masterarbeit, Forstzoologie/TU Dresden
- Hocker, K. (2010): Erfassung aller Gehegehaltungen von Eurasischen Luchsen im Freistaat Sachsen. Bachelorarbeit, Forstzoologie/TU Dresden
Publikationen:
- Wölfl, S.; Herdtfelder, M.; Rodekirchen, A.; Teubner, J.; Jokisch, S.; Port, M.; Anders, O.; Middelhoff, L.; Hucht-Ciorga, I.; Idelberger, S.; Simon, L.; Zschille, J.; Trost, M.; Steinberg, C.; Rogahn, S.; Böttcher, M.; Nowak, C.; Balzer, S. & Steyer, K. (2022): Fachliches Rahmenkonzept zum Erreichen eines günstigen Erhaltungszustandes des Luchses in Deutschland. BfN Sripten (in Vorbereitung), Bundesamt für Naturschutz Bonn.
- Wölfl, S.; Anders, O.; Middelhoff, L.; Hohmann, U.; Back, M.; Idelberger, S.; Krebühl, J.; Ohm, J.; Prüssing, A.; Herdtfelder, M.; Böcker, F.; Erretkamps, J.; Kopaniak, L.; Wölfl, M.; Jokisch, S.; Hucht-Ciorga, I.; Teubner, J.; Trost, M.; Zschille, J.; Jeß, E. & Steinberg, C. (2021): Status des Luchses in Deutschland. Natur und Landschaft – Zeitschrift für Naturschutz und Landschaftspflege 1, 96. Jahrgang, S. 2 – 10.
- Zschille, J.; König, N. (2021): Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) in Sachsen – Historie und aktuelle Nachweise. Naturschutzarbeit in Sachsen 63, S.: 46-57.
- Rakowsky, J. & Zschille, J. (2019): Dem Hund gerecht werden. In: Schafzucht – Magazin für Schaf- und Ziegenfreunde 2019/1: 9–10
- Rakowsky, J. & Zschille, J. (2018): Die Wolfsabwehrer. In: Schafzucht – Magazin für Schaf- und Ziegenfreunde 2018/23: 30–31.
- ZSCHILLE, J. (2015): Wo verstecken sich die Pinselohren? - Aktueller Stand zum Luchs-Monitoring in Sachsen. In: Mitteilungen für sächsische Säugetierfreunde 2015: 54-59.
- HOCKER, K., ZSCHILLE, J. & ROTH, M. (2012): Erfassung aller Gehegehaltungen von Eurasischen Luchsen im Freistaat Sachsen. In: Mitteilungen für sächsische Säugetierfreunde 2012: 13-20.
- THOMAE, M., ZSCHILLE, J. & ROTH, M. (2012): Fotofallen- und Lockstockmonitoring im Rahmen der Luchserfassung in Sachsen - Relevanz der Methode für den Nachweis anderer Arten. In: Mitteilungen für sächsische Säugetierfreunde 2012: 5-12.
- ZSCHILLE, J. (2011): Der Eurasische Luchs (Lynx lynx L., 1758) - Wildtier des Jahres 2011. In: Mitteilungen für sächsische Säugetierfreunde 2011: 1-5.
- ZSCHILLE, J. (2009): Dem Luchs (Lynx lynx) auf der Spur – Die Erfassung von Hinweisen auf die große Raubkatze in Sachsen. In: Artenschutzreport 24: 47-49.
Alle Projektberichte stehen unter: Publikationen - Projektberichte