Exkursionsbericht Indien
Indien-Exkursion, durchgeführt von der Professur für Humangeographie der TU Dresden
Sarah Ernst, Manuel Harms
Aus Dokumentarfilmen, Reiseberichten oder dem Schulunterricht wissen die meisten: Indien ist ein Land, das fasziniert, erstaunt und herausfordert. Mit beinahe 1,5 Milliarden Einwohnern ist es das bevölkerungsreichste Land der Erde, es hat 23 Amtssprachen und zeichnet sich durch eine schier unüberschaubare Religionsvielfalt aus. Das Land fordert zur Auseinandersetzung mit Kontrasten auf und lädt zur Neu-Einordnung eigener Lebensrealitäten ein.
Im September 2023 begaben sich acht Studierende und zwei Dozierende der TUD in den Norden Indiens, um unter humangeographisch-ethnologischen Gesichtspunkten einen möglichst umfassenden Einblick in das Land zu erlangen.
Im Laufe der dreiwöchigen Exkursion legten wir mit Tag- und Nachtzügen ca. 2200 km sowie unzählige teils abenteuerliche Strecken mit Autorikschas, Taxis, Bussen, U-Bahnen und Kamelen zurück. Die Reise begann in Delhi und führte uns über Rishikesh, Jodhpur, Jaipur und Agra bis nach Varanasi.
An den jeweiligen Reiseorten ermöglichten vielfältige studentische Beiträge die aktive Auseinandersetzung mit aktuellen wie historischen Themenbereichen des Subkontinents. So lud beispielsweise Rishikesh zur Beschäftigung mit dem Phänomen des Spiritual Tourism ein, Jodhpur wurde auf Spuren von Kolonialismus und Globalisierung untersucht, in Jaipur stand die intensive Auseinandersetzung mit der religiösen Vielfalt Indiens im Fokus, am Beispiel des Taj Mahals wurde der Tourismus in Indien näher beleuchtet und Varanasi bot Einblicke in hinduistische Traditionen in Bezug auf Tod und Sterben.
Darüber hinaus bot der Besuch verschiedener Einrichtungen, wie zum Beispiel der Shiv Nadar University in Delhi oder des Indian Institute of Crafts and Design (IICD) in Jaipur, die Möglichkeit zum Kontakt und regen Austausch mit Einheimischen. Das IICD eröffnete uns interessante Einblicke in traditionelle Handwerkskünste, wie beispielsweise Stoffherstellung und -färbung, Töpferei und Holzverarbeitung.
Besonders eindrücklich war zudem der Besuch der Savda-Ghevra JJ Resettlement Colony am nordwestlichen Stadtrand von Delhi. Das Stadtviertel entwickelte sich im Jahr 2006, als in Vorbereitung auf die Commonwealth Games 2010 innerstädtische Slums umgesiedelt wurden. Heute leben in Savda ca. 60.000 Menschen mit unterschiedlichem Kasten- und Religionshintergrund sowie unterschiedlicher geographischer Herkunft. Die angeregten Gespräche mit Familien, Schülern_Innen und Studierenden boten aufschlussreiche Erkenntnisse zu ihren Lebensrealitäten.
Insgesamt machte die Exkursion den Facettenreichtum und die Widersprüchlichkeit des Subkontinents deutlich. Schnell wurde klar, dass sich Indien jeglicher Pauschalisierung verweigert. So lassen sich die Kontraste des Landes an jeder Straßenecke beobachten: Ochsenkarren stehen vor Starbucks-Filialen, die modern glitzernde Metro-Linie führt direkt an Slums vorbei und vor prächtigen historischen Palästen betteln Kinder um Almosen. Die Reise gewährte uns sehr eindrückliche und wertvolle Einblicke in ein Land, das fasziniert, stellenweise strapaziert und oft zum Nachdenken anregt. Sie stellte somit in fachlicher wie auch persönlicher Hinsicht eine große Bereicherung für alle Mitreisenden dar.
Die Exkursion wurde großzügigerweise durch die Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V. gefördert, wofür wir uns sehr herzlich bedanken!