M. Sc. Marwin Detzner
Engagement und Ehrenamt in ländlichen Räumen – Chancen und Herausforderung bei der Aktivierung und Responsibilisierung von BewohnerInnen ländlicher Räume, bezogen auf die Klimaresilienz von Mittelgebirgsdörfern
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Problemstellung
Die Hitzesommer der Jahre 2003 und 2018 verdeutlichten, dass extreme Hitzephänomene in mitteleuropäischen Breitengraden keine Ausnahme mehr darstellen und dass der Trend auf eine Verschärfung von Extremwetterereignissen in Qualität und Quantität hinweist. Insbesondere in der Zukunft wird Deutschland mitsamt seiner Bewohnerschaft, natürlichen Umwelt, Wirtschaft, Infra- und Bebauungsstruktur lernen müssen, dieser Entwicklung mit geeigneten Maßnahmen der Klimaresilienz zu begegnen.
Es ist häufig zu beobachten, dass gesamtgesellschaftliche Probleme und Herausforderungen, wie der Klimawandel sie darstellt, wesentlich stärker in Bezug zu urbanen Räumen diskutiert werden, während ländliche Räume (in Mittelgebirgsregionen) vergleichsweise wenig betrachtet werden. Jedoch sind gerade diese Räume bereits häufig durch Phänomene wie den demographischen Wandel, die damit einhergehende Bevölkerungsschrumpfung, die Abwanderung junger Menschen und einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung, die sich auch in den Fiskalhaushalten sowie dem Orts- und Landschaftsbild bemerkbar macht, betroffen – eine Abwärtsspirale entsteht. Das Zusammenspiel dieser Faktoren verschärft die Vulnerabilität der betroffenen Gemeinden und ihrer BewohnerInnen. Die Frage nach innovativen Ansätzen, die die Funktionalität dieser Räume inklusive der Lebensqualität für die BewohnerInnen erhalten beziehungsweise stärken, gewinnt an Bedeutung.
Auch im Hinblick auf diese Problematik gewinnt die Frage nach privatem Engagement in ländlichen Räumen fortwährend an Bedeutung, und vor allem die Politik setzt Hoffnungen in das bürgerschaftliche Engagement.
Forschungsfragen
- Welche klimawandelbedingten (Wetter-)Ereignisse treten im Untersuchungsgebiet auf und welche werden in Zukunft zu erwarten sein?
- Wie nimmt die Bewohnerschaft die klimatischen Entwicklungen wahr und wie wird die persönliche Betroffenheit eingeschätzt?
- Welche Maßnahmen sind effektiv, um die Klimaresilienz der Gebäude und Grundstücke im Untersuchungsgebiet zu stärken?
- Welche Bedingungen ermöglichen und fördern das Engagement im Untersuchungsgebiet?
Vorgehen
Als Untersuchungsraum werden mehrere Gemeinden aus dem thüringischen Landkreis Greiz, dem sächsischen Vogtlandkreis und dem Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt gewählt. Als Voraussetzung wird neben der Ländlichkeit das Auftreten von Hitze- und oder Hochwasserereignissen gewählt. Hierfür wird zunächst eine gemeindescharfe Recherche durchgeführt, die neben den Hitze- und Hochwasserereignissen auch die klimatische Entwicklung, Grundstücksgröße und –beschaffenheit, Gebäudealter und –zustand, Bauweise, Alter- und Einkommensstruktur der BewohnerInnen und den Anteil der HauseigentümerInnen berücksichtigt. Für die Beantwortung der zweiten und dritten Forschungsfrage wirde ein sequentielles Mehrmethodendesign nach dem Vorstudienmodell gewählt. Im Anschluss an die Recherche wird eine qualitative Vorstudie in Form von narrativen ExpertInneninterviews durchgeführt, die Ergebnisse der Recherche fließen in die Befragung ein. Es sollen Vertreter aus dem Regionalmanagement, der Bauverwaltung, aus Heimat- und Dorfverschönerungsvereinen, der Gemeinde u.a. befragt werden. Dieser explorative Schritt dient dem Füllen von Wissenslücken sowie dem Aufstellen von Hypothesen.
Die Beantwortung der dritten Forschungsfrage stützt sich auf qualitative ExpertenInneninterviews mit beispielsweise ArchitektenInnen und Bausachverständigen, während das konkrete Forschungsdesign bezüglich der vierten Forschungsfrage stark von den Ergebnissen der vorangegangenen Forschungsfragen abhängig ist.
Ziel der Arbeit
Ziel der Arbeit ist das Aufzeigen von möglichen Handlungsweisen und Maßnahmen zur Erhöhung der Klimaresilienz in den Untersuchungsgebieten durch Engagement und Ehrenamt. Die Grundvoraussetzung des Aktivwerdens stellt hierbei die Wahrnehmung der eigenen Betroffenheit dar. Weiterhin sind die Rahmenbedingungen, unter denen das Engagement stattfindet, von zentraler Bedeutung – wodurch wird ebendieses gefördert beziehungsweise behindert? An dieser Stelle gilt es zu klären, über welche Herausforderungen und Chancen das Engagement verfügt und welche Maßnahmen über das Potential einer effektiven Anwendung verfügen.