Apr 02, 2020
Traces of a rain forest in West Antarctica
Ein internationales Forscherteam unter Leitung von Geowissenschaftlern des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, hat ein neues und bislang einzigartiges Fenster in die Klimageschichte der Antarktis aufgestoßen. In einem Sedimentbohrkern, den die Forschenden im Februar 2017 im westantarktischen Amundsenmeer geborgen haben, fanden sie nahezu ursprünglich erhaltenen Waldboden aus der Kreidezeit, einschließlich vieler Pflanzenpollen und -sporen sowie eines dichten Wurzelnetzwerkes. Die Vegetationsüberreste belegen, dass vor etwa 90 Millionen Jahren ein gemäßigter, sumpfiger Regenwald im Küstenbereich der Westantarktis wuchs und die Jahresdurchschnittstemperatur etwa 12 Grad Celsius betrug – ein für das Südpolargebiet außergewöhnlich warmes Klima, welches nach Auffassung der Wissenschaftler nur möglich wurde, weil der antarktische Eisschild fehlte und die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre deutlich höher war als Klimamodellierungen bislang vermuten ließen. Die Studie, welche die südlichsten direkt verwertbaren Klima- und Umweltdaten aus der Kreidezeit liefert und Klimamodellierer auf der ganzen Welt vor neue Herausforderungen stellt, erscheint heute im Fachmagazin NATURE.
(c) Alfred-Wegener-Institut Helmholtzzentrum für Polar- und Meeresforschung (Link)
An der Polarstern-Fahrt Anfang 2017, während der die genannten Sedimentbohrkerne erprobt wurden, nahmen von unserem Institut auch Dr. Mirko Scheinert und Benjamin Ebermann M.Sc. teil. Während der marin-geologischen Arbeiten haben die beiden Kollegen geodätische GPS-Messungen an Land sowie weitere Probennahmen im Arbeitsgebiet der Pine-Island-Bucht, westliches Amundsenmeer, durchgeführt. M. Scheinert und B. Ebermann sind Ko-Autoren des Nature-Artikels.
Originalpublikation
Klages, J.P. et al: Temperate rainforests near the South Pole during peak Cretaceous warmth, Nature, DOI: 10.1038/s41586-020-2148-5