28.07.2021
Verhaltensauffällig: Der Gletscher Harald Moltke Bræ in Nordwest-Grönland
Etwa 1 % der Gletscher weltweit sind Surge-Gletscher (auch "galoppierende Gletscher"). Ihr Fließverhalten wechselt zwischen langjährigen langsamen Phasen (Ruhephasen) und kürzeren Phasen mit sehr schneller Bewegung (Surge-Phasen). Viele Gletscher, etwa in Grönland, zeigen außerdem jahreszeitliche Schwankungen ihrer Fließgeschwindigkeit.
Harald Moltke Bræ in Nordwest-Grönland ist ein Surge-Gletscher, für den bisher Surge-Phasen von 2 bis 4 Jahren Länge beobachtet wurden. Seine jüngste Surge-Phase dauerte allerdings 6 Jahre von 2013 bis 2019. Dabei variierte die Geschwindigkeit extrem mit den Jahreszeiten: Sie gipfelte jeweils im Hochsommer und fiel in den Folgemonaten auf zehnmal geringere Werte ab, ähnlich gering wie während der Ruhephasen vor dem Surge.
Eine gründliche Analyse dieser ungewöhnlichen Kombination von Surge-Verhalten und saisonalem Verhalten sowie eine eingehende Diskussion möglicher zugrundeliegender Mechanismen wurde am 21.07.2021 im Fachblatt The Cryosphere veröffentlicht.
Möglich wurde die Studie durch den neuen Reichtum an Daten über Gletscherfließgeschwindigkeiten. Dazu gehören maßgeblich die an der TU Dresden berechneten Ergebnisse aus den Landsat-Missionen und darüber hinaus Ergebnisse aus den Satellitenmissionen Sentinel-1 und TerraSAR-X.
Erstautor Lukas Müller (inzwischen Doktorand an der ETH Zürich) hat hier Ergebnisse seiner Masterarbeit an der TU Dresden zur Veröffentlichung gebracht. Die Arbeit fußt auf langjährigen Dresdener Vorarbeiten und auf Kooperationen mit Kolleg:innen von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der TU Dänemark (DTU Space).
Link zum Artikel: https://doi.org/10.5194/tc-15-3355-2021
Geodätisches Datenportal der TU Dresden mit Fließgeschwindigkeitsfeldern grönländischer Gletscher: https://data1.geo.tu-dresden.de/