ISI Podcast - Die Bewirtschaftung der endlichen Ressource Wasser
Die Erde besteht zu 71% aus Wasser, während uns aber nur 3% davon als Süßwasser zur Verfügung stehen. Das Thema Wasser wird in diesem Podcast bezüglich Bewirtschaftung und zukünftiger Herausforderungen aufgegriffen. Mit den Interviews in diesem Podcast möchten wir den Zuhörer:innen wichtige Arbeitsbereiche aus dem Bereich der Wasserwirtschaft vorstellen und zu einem sorgsamen Umgang mit der Ressource Wasser anregen. Darüber hinaus wollen wir das Interesse auf die Wasserwirtschaft als angewandte, herausfordernde und spannende Umweltwissenschaft lenken und stärken. Nicht nur die niederschlagsarmen Jahre 2019 und 2020 haben gezeigt, dass durch die Klimaveränderung das Trinkwasser auch in Deutschland knapp werden kann. Daher ist es umso wichtiger, dem Thema endlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Folge 1: Vorstellung des Podcast
Nina, Nicole, Laura: Hallo.
Nina: Mein Name ist Nina Hofmann. Ich bin 21 Jahre alt, studiere Hydrowissenschaften an der TU Dresden und in meiner Freizeit gehe ich gerne Skifahren.
Laura: Mein Name ist Laura Marie Hesse. Ich bin 21 Jahre alt und studiere ebenfalls an der TU Dresden Hydrowissenschaften und in meiner Freizeit gehe ich super gerne reisen und war schon immer inspiriert vom Wasser.
Nicole: Und ich bin Nicole Peter, bin 22 Jahre alt, studiere genauso an der TU Dresden Hydrowissenschaften und ich liebe es zu schwimmen.
Nina: Im Rahmen unseres Projektstudiums haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, einen innovativen Podcast vom Institut für Siedlungs- und Industriewasserwirtschaft der TU Dresden zu gestalten.
Laura: Dabei führen wir Interviews mit verschiedenen Personen aus der Wasserwirtschaft durch und teilen die Erfahrung von Experten über die Qualität und Quantität oder die Verteilung und Aufbereitung von Wasser mit euch.
Nicole: Außerdem fertigen wir eine Anleitung zum Erstellen eines Podcast an und führen eine Recherche und Auswertung bereits bestehender Podcasts durch, die das Thema Wasser behandeln.
Nina: Und dazu muss man natürlich noch sagen, dass das unser erster eigener Podcast ist und deswegen geben wir natürlich unser Bestes.
Nicole: Jap, wir sind totale Neulinge.
Laura: Und seid bitte nicht allzu streng mit uns.
Nina: Unser Hauptthema des Podcast ist die Wasserwirtschaft und um euch in die Materie einzuführen, haben wir jetzt ein paar wichtige Informationen zum Thema.
Schlussendlich versteht man unter der Wasserwirtschaft die Gesamtheit der Maßnahmen zur Wasserversorgung, Entsorgung von Abwasser und Regulierung des Wasserhaushalts. Dabei wird in vier Bereiche unterschieden: die Trinkwassergewinnung, die Trinkwasserverteilung, Bewirtschaftung von Abwässern und Bewirtschaftung von ober- und unterirdischen Gewässern.
Nina: So was lernt ihr auch übrigens in dem Studiengang Hydrowissenschaft. Außerdem ist es super wichtig für die Zukunft, besonders die Erreichbarkeit und die Nutzbarkeit von Wasser. Der Umgang mit der Ressource sollte natürlich auch bedacht sein, da die Vorräte knapp sind.
Nicole: Es gibt auf der Welt deutlich mehr Salz- als Süßwasser, doch kann das Salzwasser nicht für unseren Alltag verwendet werden. Das Wasser ist für unseren Körper und unsere Lebensqualität notwendig und unersetzbar. Es ist also eine extrem wichtige Ressource.
Laura: Und das sollte als solche auch unbedingt wahrgenommen werden.
Nina: Sowas gerät schnell in Vergessenheit.
Laura: Unser Studiengang beschäftigt sich ja mit genau dieser Materie und daher wollen wir jetzt erstmal vorstellen, was wir eigentlich in unserem Studiengang lernen. Unser Studiengang ist ja an sich eigentlich ein relativ unbekannter Studiengang, allerdings ist es ein akkreditierter Studiengang bestehend aus 6 Semestern.
Nicole: Nach 3 Semestern wird dann eine Vertiefungsrichtung gewählt, und zwar hat man da die Auswahl zwischen Wasserwirtschaft, Hydrologie und Stoffstrommanagement.
Nina: Es wird gelehrt, bei Bau und Betrieb technische Anlagen zur Gewinnung, Speicherung und Umverteilung der Ressource Wasser, Beiträge zu leisten.
Laura: Sag mal Nina, wie bist du denn eigentlich auf den Studiengang gekommen?
Nina: Ja, das ist tatsächlich eine sehr gute Frage. Und zwar, ich habe mich an der TU Dresden für Lebensmittelchemie interessiert und aus diesem Grund natürlich die Website durchforstet und somit bin ich dann auf unseren Studiengang gekommen. Und ihr?
Laura: Bei mir ist es eigentlich eine wirklich total witzige Geschichte, weil mein Vater hat auch an der TU Dresden Wasserbau studiert und er hat immer schon seitdem ich klein bin zu mir gesagt: „Laura studiere Wasserwirtschaft, das ist wirklich witzig. Also, ich habe damals Wasserbau studiert und der Parallelstudiengang Wasserwirtschaft, der ist gerade für ein Mädchen wirklich total lustig und spannend und auch wirklich total inspirierend. Das ist wirklich was für dich Laura, gerade weil du dich eben von Wasser so schnell inspirieren lässt, also das wäre was für dich.“ Und dann bin ich zum Tag der offenen Tür gegangen in Dresden und habe mir das angehört, angehorcht, und ja hab das schlussendlich auch festgestellt, dass mir das wirklich sehr gut gefallen hat und hier bin ich.
Nina: Und ist es denn lustig?
Laura: Ja, es ist wirklich total witzig, gerade wenn man solche spannenden Aufgaben hat wie den Podcast hier, das ist wirklich cool. Also, es ist genau das, was ich mir darunter vorgestellt habe und ich kann es nur weiterempfehlen. Das macht wirklich Spaß.
Nicole: Man wächst vor allem auch an den vielen Aufgaben, die man gestellt bekommt.
Laura: Und du, Nicole, wir kam`s bei dir dazu?
Nicole: Ja, ich war eigentlich schon immer ein sehr naturverbundener Mensch und nach meinem Abi hatte ich dann die Wahl zwischen Biologie und Hydrowissenschaften. Und ich hab tatsächlich auch erstmal ein paar Semester in Biologie reingeschnuppert. Das war auch wirklich sehr cool, aber Hydrowissenschaften hat mich doch schon irgendwie immer mehr gereizt und ich hab mich dann dazu entschlossen, doch nochmal zu wechseln und ich bereue überhaupt nichts, also ich liebe diesen Studiengang und bin vollkommen zufrieden.
Nina: Und was ich auch einfach total cool finde ist, dass man einfach diese Verbindung zu allen Fächern hat, also man studiert halt theoretisch Geographie, Physik, Chemie und auch irgendwie Mathe und Biologie zusammen oder was sagt ihr?
Laura: Ja auf jeden Fall, also es ist wirklich extrem breitgefächert und ich glaube, man hat später definitiv auch extrem viele Möglichkeiten in verschiedene Berufsbereiche reinzuschnuppern.
Nicole: Mit unserer Projektarbeit haben wir zum Beispiel gerade die Möglichkeit, überhaupt erstmal mit den Leuten in Kontakt zu treten, Kontakte zu knüpfen, Pläne zu schmieden.
Nina: Ja genau. Vielleicht können das nämlich auch mögliche Arbeitgeber von uns später sein.
Nicole: Wie ihr gehört habt, haben wir diese Episode unserer Podcastreihe genutzt, um uns und unseren Studiengang vorzustellen. In den nächsten Folgen erwarten euch interessante Interviews mit Experten aus der Wasserbranche.
Nina: Das bedeutet, es wird viel Fachwissen auf euch zukommen, denn wir haben den Experten wichtige und spannende Fragen für euch gestellt, aber natürlich könnt ihr euch auch an lustigen Passagen erfreuen.
Laura: Ihr bekommt also spannende Einblicke in die Bereiche der Abwasserentsorgung und der Trinkwasserversorgung. Darunter könnt ihr euch vorstellen, die Relevanz und Aufbereitung und auch die Entsorgung von Wasser.
Nina: Und zum Schluss haben wir wirklich wichtige Informationen für euch zum Merken, denn Wasser fließt bergab..
Laura: Wasser ist nass..
Nicole: und schaltet auf jeden Fall in der nächsten Folge wieder ein.
Wer sind eigentlich die drei Studierenden, die hinter dem „ISI Podcast - Die Bewirtschaftung der endlichen Ressource Wasser“ stehen? In der ersten Podcastepisode stellen sie sich vor und geben einen Überblick über den spannenden und abwechslungsreichen Studiengang „Hydrowissenschaften“. Zudem wird ein Ausblick auf die folgenden Inhalte gegeben.
Folge 2: Interview mit der SachsenEnergie
Nina, Laura, Nicole: Hallo
Nina: Wir freuen uns, dass ihr wieder eingeschaltet habt.
Nicole: Wir wollen es gar nicht so spannend machen, denn heute erklären wir euch etwas über die Arbeitsschritte der Trinkwasseraufbereitung, über Grenzwerte und Charakterisierung von Trinkwasser.
Laura: Genau! Und all das und weitere interessante Fakten gibt es nämlich heute von der SachsenEnergie zu hören.
Nina: Die Frau Schröder hat sich bereit erklärt, uns ein paar interessante Fakten zu erzählen.
Laura: Also hören wir doch einfach mal rein.
Nina: Und Play!
Laura: Ja wir sind jetzt hier bei der SachsenEnergie mit Frau Schröder. Frau Schröder, stellen Sie sich doch bitte erst einmal vor.
Frau Schröder: Hallo. Also mein Name ist Alexandra Schröder. Ich bin 27 Jahre, mittlerweile seit fast 9 Jahren in SachsenEnergiekonzern unterwegs und bin tatsächlich im Bereich Wasser für das Thema Strategieentwicklung zuständig und heute der Experte.
Laura: Ok, die meisten kennen die SachsenEnergie, allerdings können sich ja viele gar nicht richtig die Aufgaben im Detail im Bereich Wasser vorstellen. Was sind denn da die Hauptaufgaben des Unternehmens im Bereich Wasser?
Frau Schröder: Genau. Also unsere Hauptaufgaben, so im Wesentlichen im Bereich Wasser ist natürlich die Versorgung der Stadt Dresden mit Trinkwasser, aber darüber hinaus noch viel mehr, nämlich beispielsweise auch so die Entwicklungen geeigneter Strategien, um diese Versorgung auch langfristig sicherstellen zu können.
Laura: Und können Sie als Bereichsleiter uns Ihre täglichen Aufgaben vorstellen? Was erwartet einen da tagtäglich?
Frau Schröder: Also ich bin ja jetzt kein Bereichsleiter. Ich kann nur für meinen Bereichsleiter sprechen. Der Arbeitsalltag ist sehr vielseitig und spannend, aber auch ziemlich vollgepackt. In erster Linie hat er natürlich die Aufgaben, die operativen Vorgänge im Auge zu behalten. Das bezieht sich auf das Thema Werke und Netz und steht dazu natürlich auch im regelmäßigen Austausch mit den entsprechenden Fachexperten beziehungsweise mit seinen Mitarbeitern. Gleichzeitig muss er natürlich auch an strategischen Lösungen arbeiten, für die Herausforderungen in der Zukunft und zwischen diesem Spagat zwischen Tagesgeschäft und Zukunft ist es dann natürlich auch noch wichtig, an Berichts- und Arbeitsrunden im Konzern teilzunehmen und auch gegenüber dem Vorstand dann Rechenschaft abzulegen.
Laura: Das Wasser, das wird ja in mehreren Schritten behandelt, aber aus welcher Region gewinnt denn die Sachsenenergie das Wasser?
Frau Schröder: Genau. Also wir haben 3 Arten vom sogenannten Rohwasser. Das ist zum einen das Oberflächenwasser aus der Talsperre Klingenberg. Das wird im Coschütz aufbereitet und zum anderen in den Wasserwerken Hosterwitz und Tolkewitz das Grundwasser und das Uferfiltrat aus der Elbe.
Laura: Ok. Also wir können uns nun alle was darunter vorstellen, was Sie tagtäglich für Aufgaben haben und woher Sie Ihr Wasser für die weiterführenden Schritte beziehen. Aber was kann man sich denn nun darunter vorstellen, welche Arbeitsschritte bei der Trinkwasseraufbereitung und auch bei der Trinkwasserverteilung vollzogen werden?
Frau Schröder: Genau. Also am einfachsten ist das eigentlich am Beispiel von unserem Wasserwerk Coschütz zu erklären. Das Wasserwerk Coschütz ist unser größtes Werk, unser Hauptwerk und das Wasserwerk Coschütz bezieht ja sein Rohwasser aus der Talsperre Klingenberg. Über ein Leitungs- und Stollensystem kommt das Wasser, das Rohwasser dann zu uns ins Wasserwerk. Das Stollen- und Rohrleitungssystem ist in Summe 19,2 Kilometer lang, so ungefähr nageln Sie mich nicht darauf fest und wir haben dort ein sehr hohes natürliches Gefälle, das heißt, wir haben an der Stelle auch keinerlei Pumpeneinsatz, sondern das fließt wirklich, auf gut Deutsch gesagt, den Berg hinab bis zu uns ins Werk und wenn es bei uns im Werk ankommt, erfolgt dann die erste Gütekontrolle. Gütekontrolle beispielsweise Thema Trübung, Leitfähigkeit oder auch der sogenannte pH-Wert. Wir in Coschütz, nur zur Info, fördern eine stündliche Menge von 3750 Kubikmetern, das macht am Tag 90000 Kubikmeter, das nur mal so zur Orientierung. Genau, wenn nun die erste Gütekontrolle erfolgt ist, dann kann man an der Stelle gegebenenfalls auch schon erste Parameter einstellen, wenn die Rohwasserqualität beispielsweise sehr schlecht ist. Wenn das nicht so ist, dann fließt das Wasser quasi weiter und wir geben das sogenannte Flockungsmittel Aluminiumsulfat dazu und das Wasser wird dann mit dem Aluminiumsulfat durch den Mischer geschickt. Man muss sich das hier so vorstellen, dass die Dreckpartikel sind negativ geladen und das Aluminiumsulfat ist positiv geladen und die ziehen sich quasi gegenseitig an und bilden große Flocken. Und die sind dann für uns im weiteren Prozess natürlich viel einfacher rausfilterbar als die ganzen kleinen Einzeldreckpartikel. Auch bis zu dem Mischer gibt es keinerlei Energieeinsatz. Wir nutzen quasi das Gefälle und den vorherrschenden Wasserdruck an der Stelle und nachdem es durch die Filter geflossen ist, geht es dann in die sogenannte Filterhalle. In der Filterhalle haben wir 20 Sandfilter und dort fließt dann das Wasser durch jeweils einen dieser 20 Sandfilter. Die Dreckpartikel sammeln sich dann an den Sandkörnern an und das Wasser fließt am Boden des Filters durch Filterdüsen und dann raus kommt das sogenannte Reinwasser. Das Reinwasser fließt dann in diesen Reinwasserkanal und wird dann nochmal mit entsprechenden Chemikalien, beispielsweise Chlordioxid zur Desinfektion, dann nochmal durch Mischer geschickt, sodass es dann am Ende die optimale Qualität hat. Und auch dort am Ende dieser Strecke wird dann nochmal eine Gütekontrolle durchgeführt, bevor es dann letztendlich in die Reinwasserbehälter geht und von dem Reinwasserbehälter im Wasserwerk Coschütz wird es dann ins Stadtgebiet verteilt.
Nicole: Super. Dann wissen wir ja jetzt wie die Aufbereitung stattfindet und ich hätte jetzt mal noch eine Frage zu den Grenzwerten. Und zwar welche Grenzwerte und rechtlichen Rahmenbedingungen sind denn bei der Trinkwasserkontrolle zu beachten?
Frau Schröder: Genau. Also wir orientieren uns beim Thema Trinkwasserkontrolle und rechtliche Rahmen beim Thema Qualität natürlich immer an der Trinkwasserverordnung. Dort sind alle Parameter festgelegt, alle Grenzwerte vorgeschrieben, an denen wir uns orientieren. Das sind natürlich auch nur Mindestanforderungen die wir dort entsprechend vorgesetzt bekommen, wir testen noch viel mehr darüber hinaus. Auf Basis dieser Mindestanforderungen aus der Trinkwasserverordnung setzen unsere Experten dann ein sogenanntes Analytik-Programm auf und dieses Analytik-Programm wird mit dem Gesundheitsamt abgesprochen. Das Gesundheitsamt bestätigt uns dieses Analytik-Programm und schickt uns das dann zurück. Dann bildet das letztendlich für uns ein verbindliches Programm zur Eigenkontrolle der Trinkwasserversorgung der Landeshauptstadt Dresden.
Nicole: Und wie oft prüft dieses Programm dann diese Trinkwasserqualität? Haben Sie da so ein speziellen Intervall oder ist das ständig?
Frau Schröder: Genau. Also dieses Analytik-Programm umfasst ja ganz viele Proben, nicht nur die Proben zum Thema Trinkwasser, also zum Thema Reinwasser, weil wenn wir von Trinkwasser reden, reden wir vom Reinwasser. Also mal so als grobe Orientierung hat unser Trinkwasserlabor letztes Jahr in Summe 17615 Proben durchgeführt. Die sind nicht nur allein für unseren Konzern, sondern das machen wir auch als Dienstleistung für Dritte. Aber wir sind natürlich in erster Linie da, um auch bei uns die Proben zu nehmen und wir testen sowohl regelmäßig im Werk als auch im Netz. Im Netz testen wir alle öffentlichen Stellen, wie zum Beispiel Kitas oder Schulen im kompletten Stadtgebiet. Das unterliegt einem gewissen Rhythmus, sodass wir immer das komplette Netz und die Qualität dazu im Überblick haben. Jetzt mal auf das Wasserwerk Coschütz bezogen, dort wird das Reinwasser jeden Tag geprüft. Wir haben auch nicht nur eine Messstelle, sondern wir haben verschiedene Messstellen. Da wieder als Orientierung, letztes Jahr haben wir 473 Reinwasserproben im Wasserwerk Coschütz durchgeführt. Nicht wundern, es sind keine 365, weil wir nicht nur eine Messstelle haben oder eine Probestelle, sondern wir haben mehrere deshalb diese Zahl.
Nicole: Das ist ja wirklich erheblich und da kann man sich auch richtig sicher sein, dass es auch wirklich geprüft ist, sauber ist und trinkbar ist.
Frau Schröder: Genau!
Nicole: Wenn es jetzt aber doch mal vorkommt, dass so ein Grenzwert überschritten wird, also keine Ahnung, es ist zu warm oder irgendwas passiert und Sie merken, dass jetzt ist der Grenzwert überschritten. Welche Maßnahmen werden denn dann eingeleitet?
Frau Schröder: Genau. Also tritt so eine Grenzwertüberschreitung ein, dann erfolgt unsererseits eine Sofortmeldung an das Gesundheitsamt mit der Information, dass da ein Grenzwert überschritten worden ist. Wir führen dann im nächsten Schritt eine Plausibilisierungsprobe durch, um wirklich nochmal zu testen, ob der Grenzwert tatsächlich überschritten wurde mit dem Wasser oder ob es irgendwo anders tatsächlich da ein Problem gegeben hat, ein Messgerät kaputt oder wie auch immer. Genau. Wenn jetzt diese Plausibilisierungsprobe auch noch den Grenzwert überschreitet, dann erstellen wir einen Maßnahmenplan und geben diesen Maßnahmenplan mit einer weiteren Sofortmeldungen auch nochmal ans Gesundheitsamt. Und das Gesundheitsamt meldet uns dann zurück, ja ist ok, so könnt ihr Vorgehen, die Maßnahmen könnt ihr sozusagen einleiten und wir begeben uns dann natürlich auf Spurensuche, woher kommt denn diese Grenzwertüberschreitung.
Nicole: Okay und ist sowas sehr selten oder also Sie haben ja gesagt, dass Sie wirklich regelmäßig testen und kontrollieren und das Wasser sauber halten. Also kann es ja eigentlich nicht wirklich oft dazu kommen, dass irgendwie so ein Grenzwert überschritten wird, aber passiert es doch mal oder?
Frau Schröder: Da kann ich auch tatsächlich Zahlen nennen. Also bei der Reinwasserverprobung in den Werken sind tatsächlich letztes Jahr 18 Grenzwertüberschreitungen notiert worden und im Netz 238 im ersten Schritt. Von diesen 238 sind 68 Proben dann im zweiten Schritt tatsächlich auch nochmal grenzwertüberschreitend gewesen. Die Zahl wirkt jetzt erstmal hoch, vielleicht im Zusammenhang mit der Gesamtzahl doch etwas geringer. Man muss sich letztendlich aber den Parameter anschauen, den wir testen. Ein Beispiel davon ist, wir testen auf polyforme Bakterien. Da ist ein Grenzwert in der Trinkwasserverordnung vorgegeben, aber es gibt unterschiedliche Stämme und zum Beispiel umweltpolyforme Bakterienstämme sind unbedeutend, unschädlich, total unrelevant. Da meldet uns das Gesundheitsamt dann auch zurück, ja ist ok, Haken dran, erledigt, sind nicht schädlich. Wir können weitermachen. Und genau diese polyformen oder umweltpolyformen Bakterien sorgen unter anderem auch dafür, dass die Grenzwerte hin und wieder überschritten werden. Deswegen muss man sich die Parameter im Einzelnen anschauen, die zur Grenzwertüberschreitung letztendlich führen und wenn wir da doch diese Grenzwertüberschreitung haben, bei denen wir aktiv werden müssen, dann handeln wir hier im Rahmen der Trinkwasserverordnung, beispielsweise auch mal mit einer chemischen Behandlung in Form von einer Desinfektion, je nachdem wo es auch auftritt, dann auch im Netzgebiet.
Nicole: Das ist wirklich sehr interessant. Genau. Und jetzt hätte ich noch eine Frage. Und zwar, welche Art von Verteilungsnetz verwenden Sie denn hier für Dresden?
Frau Schröder: Genau. Also wir kategorisieren quasi 3 Arten von Leitungen. Wir haben zum einen die Hauptleitungen. Die haben einen Durchmesser von 1,20 Meter bis ein Meter. Wir haben Transportleitungen von DN 300 bis DN 100 und wir haben die sogenannten Hausanschlussleitungen, die dann alles unter DN 100 sind.
Nicole: Ok, Dankeschön. Und was charakterisiert denn das Dresdener Trinkwasser? Also, haben wir hartes oder weiches Wasser. Es gibt ja auch paar regionale Unterschiede, von wo das Wasser kommt.
Frau Schröder: Pauschal lässt sich erstmal so ein bisschen sagen, dass das Wasser aus Hosterwitz und Tolkewitz, wo wir Grundwasser und Uferfiltrat verwenden, eher mittelhart ist oder als mittelhart eingestuft wird und das Oberflächenwasser aus der Talsperre, was wir in Coschütz aufbereiten, ist eher weich. Jedoch kommt es immer auf die Fahrweisen der Werke an und auch das Mischverhältnis, was dann im Stadtgebiet entsteht. Da kann man keine pauschalisierte Aussage treffen, da einfach der Hinweis auf unserer Homepage, kann man sich tatsächlich tagaktuell beziehungsweise monatsaktuell anschauen, je nach Stadtgebiet, welche Wasserhärte wir beispielsweise da haben.
Nicole: Okay, also check die Internetseite.
Nina: Genau. Eine weitere Frage, die von großem Interesse für uns ist, bezieht sich besonders auf das Material der Wasserrohre. Denn früher wurde Blei als Material für die Wasserrohre genutzt, doch davon wurde der größte Teil schon ausgetauscht. Und zwar besteht unsere Frage eigentlich darin, welches Material denn für die neuen Wasserrohre verwendet wird?
Frau Schröder: Genau. Also wie schon gesagt bis spätestens 2013 mussten die Bleirohre dann entsprechend ausgetauscht werden. Wir verwenden heutzutage überwiegend Kunststoff aus Polyethylen, weil das extrem robust ist und auch langlebig, gleichzeitig nicht rostet und leicht verlegbar ist. Bei größeren Nennweiten benutzen wir dann aber tatsächlich Zementmörtel- ausgekleidete Stahlrohre. Das kommt dann aber auf die sogenannte Nennweite an. Genau. In Dresden haben wir übrigens in Summe ein Leitungsnetz von 2418 Kilometer.
Nicole: Das ist erheblich.
Nina: Das beantwortet unsere Frage auch ausgesprochen gut. Und zwar seit 2020 ist das aktuellste Thema ja Corona oder COVID-19 besser gesagt. In Verbindung mit diesem Virus wurden ja auch Ausgangssperren, aber auch zum Beispiel Kontaktverbote verhängt und was dazu führte, dass die Menschen natürlich auch öfter zu Hause viel Zeit verbracht haben. Und da ist einfach für uns von großem Interesse, wie sich der Wasserverbrauch der Privathäuser in den letzten Jahren entwickelte. Also gab es Anstiege besonders jetzt zum Beispiel in den Coronajahren?
Frau Schröder: Also ganz klar kann man sagen, dass eine steigende Tendenz im Wasserverbrauch merkbar ist. Beispielsweise waren es im Jahr 2000 noch gut 18 Mio. Kubikmeter pro Jahr, sind es jetzt im Jahr 2020 schon 21,5 Mio. Kubikmeter pro Jahr gewesen, was die Privatkunden jährlich gebraucht haben. Da ist aber die Industrie rausgerechnet. In der aktuellen Situation Thema Corona ist natürlich deutlich geworden, dass auch unter der Woche, also werktags, sich quasi der Verbrauch ein bisschen dem vom Wochenende angeglichen hat, aber ist jetzt nicht so signifikant spürbar, was den Wasserverbrauch angeht. Wir haben da ganz andere Einflussfaktoren, die wirklich für uns eine Rolle gespielt haben, in den letzten Jahren, wenn ich das Thema Wetterphänomene und Hitzeperioden anspreche.
Nina: Das ist wirklich interessant. Und um das Jahr von 2020 nochmal aufzugreifen, denn 2019 und 2020 waren ja wirklich sehr niederschlagsarme Jahre und besonders in diesen Sommermonaten brachte ja wirklich, also die brachten ja wirklich wenig Niederschlag mit sich. Und war in diesen beiden Jahren die Trinkwasserversorgung in Dresden gefährdet?
Frau Schröder: Also schon einmal vorab, von einer Gefährdung können wir hier nicht sprechen. Die veränderten Wetterverhältnisse, die Sie angesprochen haben, die niederschlagsarmen Jahre und gleichzeitig auch die enormen Temperaturen in den Sommermonaten, haben natürlich der Trinkwasserversorgung einiges abverlangt. Es wurde durchschnittlich mehr Trinkwasser verbraucht, was ja auch die Zahlen deutlich machen, die ich gerade nochmal genannt habe, aber wir haben da doch noch einen kleinen Puffer, sodass man hier von keiner Zeit von einer Gefährdung sprechen konnte.
Nina: Okay, dass ist gut zu hören. Und die letzten 3 Fragen, die wir Ihnen stellen möchten, beziehen sich auf die Zukunft. Also, welche Probleme können denn für das Unternehmen SachsenEnergie, bezogen auf den Bereich Wasser, zukünftig entstehen, wie jetzt zum Beispiel der Klimawandel oder Ähnliches?
Frau Schröder: Genau. Wie eben angesprochenen, spielen diese Wetterphänomene und die klimatischen Veränderungen für uns eine wesentliche Rolle. Die heißen Sommermonate und auch die niederschlagsarmen Monate verlangen uns natürlich viel ab. Die wirken sich natürlich auch auf die Rohwasserqualität ab, das heißt, man verlangt von uns quasi eine Flexibilität in den Fahrweisen der Werke, entsprechende Aufbereitungstechnologien anzupassen, immer abhängig von der entsprechenden Rohwasserqualität. Denn nichtsdestotrotz ist es ja weiterhin unsere Aufgabe, Dresdner einfach mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser zu versorgen.
Nina: Genau. Und wie bereitet sich denn das Unternehmen dann auf die zukünftigen Herausforderungen vor?
Frau Schröder: Genau. An der Stelle kooperieren wir beispielsweise mit Hochschulen und beteiligen uns an Forschungs- oder Entwicklungsprojekten rund um das Thema Wasser und bringen dort an der Stelle natürlich auch unser Knowhow ein und erweitern aber gleichzeitig unseren Wissensschatz und so passen wir uns quasi den stetigen Veränderungen an und sind immer auf dem neusten Stand. Gleichzeitig haben wir aber natürlich auch intern Experten und Strategen, die sich eben mit entsprechenden Strategien befassen, um diesen Herausforderungen dann auch gestärkt gegenübertreten zu können.
Nina: Unsere letzte Frage ist sehr persönlich. Und zwar, wenn sie 3 Wünsche frei hätten, was würden Sie sich von der Dresdner Bevölkerung im Umgang mit Wasser wünschen?
Frau Schröder: Gleich 3? Naja sagen wir mal so, Wasser kommt bei Ihnen zu Hause eigentlich ganz selbstverständlich aus dem Hahn, so. Welcher Aufwand dahintersteckt, ist glaub ich, nicht allen bewusst. Nicht jeder Mensch auf der Welt hat den Luxus einfach den Hahn aufzudrehen und frisches sauberes Trinkwasser zu haben und mein Wunsch an der Stelle ist tatsächlich, sich einfach bewusst zu machen und verantwortungsvoll mit dieser Ressource umzugehen, weil es auch in Zukunft immer noch eine wichtige Ressource bleiben wird und Wasser ist tatsächlich eine endliche Ressource.
Laura: Ok vielen Dank, ist ja wirklich ein sehr sehr gutes Interview. Wir bedanken uns recht herzlich. Sie haben die Frage auf jeden Fall sehr gut und sehr ausführlich beantwortet. Vielen Dank.
Nina: Das war wirklich super interessant, was wir da gehört haben.
Nicole: Ja total!
Laura: Wir fassen euch jetzt auch nochmal zusammen, was heute am wichtigsten war. Wichtig ist vor allem, dass das Wasser genügend Gütekontrollen und Arbeitsschritte durchläuft. Also es ist sicher, sauber und vor allem gut.
Nicole: Es gibt außerdem wenige Überschreitungen der Grenzwerte, weil es eine direkte Kontrolle gibt und oftmals zu Entwarnungen kommt.
Nina: Unter Verteilungsnetzen versteht man sozusagen Haupttransport- und auch Hausanschlussleitungen.
Laura: Interessant für die aktuelle Situation ist auch, dass der Wasserverbrauch seit Corona angestiegen ist.
Nicole: Es gibt immer wieder Probleme mit dem Klima, denn es gibt immer mehr Hitze- und Trockenperioden und es wird immer schwerer, zuverlässig Trinkwasser zu gewährleisten.
Nina: Aus diesem Grund ist ein wertvoller Umgang mit der endlichen Ressource Wasser sehr wichtig.
Laura: Wir bedanken uns fürs Einschalten und wir hoffen auf ein nächstes Mal.
Nina, Laura, Nicole: Tschüss.
Klares und sauberes Trinkwasser aus der Leitung ist für uns alle selbstverständlich. Ihr wolltet schon immer mal wissen, welche Arbeitsschritte bei der Trinkwasseraufbereitung notwendig sind und wie das gereinigte Wasser verteilt wird? Dann hört euch diese Episode an. Im Interview mit Frau Schröder vom Unternehmen SachsenEnergie werden die Herausforderungen für die Sicherung der Trinkwasserversorgung aufgegriffen.
Folge 3: Interview Stadtentwässerung Dresden - von schmutzig zu rein
Nina, Nicole, Laura: Hallo.
Nicole: Wir freuen uns, dass ihr alle wieder mit dabei seid. In unserer heutigen Podcast-Folge geht es nämlich um das Abwasser und dazu haben wir für euch als Experten zwei sympathische Mitarbeiter aus der Stadtentwässerung Dresden zu uns eingeladen und interviewt.
Laura: Wenn ihr also schon immer einmal wissen wolltet, wie das Abwasser wieder Trinkwasser wird, mit welchen Problemen dabei zu rechnen ist und vor allem, wie es in so einem Unternehmen abläuft, dann bleibt dran. Denn das und Vieles mehr, rund um das Thema Abwasser, erfahrt ihr jetzt. Viel Spaß!
Nina: Heute haben wir Herrn Perbandt und Herrn Perkams von der Stadtentwässerung Dresden zu Besuch und wir freuen uns sehr, dass Sie heute hier sind. Zu Beginn des Interviews würden wir Sie gerne bitten sich einmal vorzustellen, also beispielsweise Ihren vollständigen Namen, Werdegang oder Beruf zu nennen.
Arndt Perbandt: Ja, mein Name ist Arndt Perbandt. Ich habe Wasserwirtschaft an der TU Dresden studiert und bin seit 2015 bei der Stadtentwässerung Dresden beschäftigt. Zu meinem Werdegang, ich habe nach meinem Abschluss (nach meinem Master-Abschluss der Wasserwirtschaft) ein Mentoring für eine Freundin gemacht, die hat Umweltwissenschaften an der HTW studiert. Hier sollte sie eine Abschlussarbeit schreiben zu den Auswirkungen von Kleinkläranlagen auf das anliegende Fließgewässer. Und hab sie da betreut, ein bisschen meinen Input gegeben und durch die Fachkenntnis, die ich da gewonnen habe, zu den kleinen Kläranlagen, hatte ich im Prinzip eine gewisse Expertise zu dem Thema und konnte mich auch erfolgreich bei der Stadtentwässerung bewerben. Und bin dann dort Sachbearbeiter für dezentrale Abwasseranlagen geworden, hab das dann ein gutes Jahr gemacht (diese Aufgabe dort) und hab dann intern gewechselt auf eine andere Stelle und bin jetzt seit Mitte 2016 als IT-Fachkoordinator für die Instandhaltung beschäftigt. Ja und habe daher sehr detailreiche Kenntnisse zur Anlagentechnik auf der Kläranlage Kaditz. Ich betrachte zum Großteil Arbeitsprozesse in der Instandhaltung und die Datenhaltung und bin sowas wie ein Digitalisierungshelfer, würde ich mal sagen.
Sebastian Perkams: Ja hallo, mein Name ist Sebastian Perkams. Ich bin eigentlich Biotechnologe, hab in Innsbruck studiert und bin jetzt seit 4 Jahren bei der Stadtentwässerung. Ich habe mich vorher mit Mikro-Algen beschäftigt und terrestrischen Algen und die auch versucht zur Abwasserreinigung einzusetzen und vor 4 Jahren mich eben bei der Stadtentwässerung beworben und bin jetzt in die Lehre mit reingerutscht und in die Öffentlichkeitsarbeit, in die Unternehmenskommunikation. Und begleite zum Beispiel Leute wie euch über die Kläranlage. Aber ist ja zurzeit nicht möglich.
Nina: Genau, wir möchten jetzt erstmal mit ein paar Zahlen und Fakten einsteigen. Welche Abwassermenge fällt durchschnittlich pro Tag an und wie verändert sich diese Menge bei Starkregenereignissen?
Arndt Perbandt: Also zu der Zahl musste ich recherchieren, das sind Zahlen, die ich nicht im Kopf habe, der Sebastian schon. Es fallen wohl 130000 Kubikmeter Abwasser pro Tag im Trockenwetter-Fall an.
Sebastian Perkams: Genau, das ist die Trockenwassermenge, die jeden Tag anfällt und bis zur vierfachen Menge schafft die Kläranlage auch bei Regenereignissen. Bei noch heftigeren Regen oder anhaltenden Regen werden dann Regenüberlaufbecken befüllt. Da gibt es mehrere in Dresden verteilt und schon auch auf der Kläranlage und wenn diese Regenüberlaufbecken auch voll sind, dann kommt es irgendwann dazu, dass auch Regen abgeschlagen werden muss oder Regenmischwasser in die Elbe abgeschlagen werden muss.
Nicole: Kommt das oft vor oder ist das so ein ganz seltener Fall?
Sebastian Perkams: So 10-20 mal im Jahr kommt es schon vor, bis zu 70 mal werden diese Regenüberlaufbecken, glaube ich, gefüllt im Jahr. Das sind so 1000000 Kubik und so 100000 Kubik werden auch wirklich abgeschlagen. Und das wird auch immer häufiger, durch die Starkregenereignisse. Also im Sommer haben wir die Dürreprobleme, wenn es dann mal regnet, direkt Starkregen. Ja, das sind eines der Probleme, die ich glaub in den nächsten Jahren noch zunehmen werden.
Nina: Genau und dann ist auf jeden Fall noch eine Frage von uns, wie viele Haushalte sind am Kanalnetz angeschlossen?
Arndt Perbandt: Also es sind wohl 99% der Einwohner Dresdens angeschlossen an die Kläranlage. Die anderen sind dann halt eben dezentral, haben eben ihre eigene Anlage auf einem Grundstück und das müssten dann eben um die 600000 Bewohner sein.
Sebastian Perkams: Also 600000 Einwohner sind es auf jeden Fall, es ist Dresden plus Umland, also es fließt von der tschechischen Grenze, Bad Gottleuba sind die weitesten die angeschlossen sind bis zu uns und auf der anderen Seite geht es mittlerweile, Wilsdruff wird auch zu uns gepumpt.
Nicole: Da seht ihr mal, was das für regionale Unterschiede sind. Ihr wisst das zwar noch nicht, aber in einer späteren Folge unseres Podcast reden wir nochmal über die Lausitzer Region und da sind deutliche Unterschiede erkennbar.
Laura: Auf jeden Fall, das ist wirklich eine hohe Anzahl und wenn wir jetzt von den Häusern ausgehen, die am Kanalnetz angeschlossen sind, das Wasser, das landet ja schlussendlich dann in der Kläranlage. Allerdings wäre es auch wirklich interessant zu wissen, welche Schritte in der Kläranlage denn dann durchlaufen werden, damit genau dieses Abwasser dann auch als vollständig gereinigt gilt.
Sebastian Perkams: Ja ganz kurz, also es gibt ja die mechanische Reinigung, es gibt die biologische und chemische Reinigung. Und die einzelnen Schritte: also wir fangen zuerst einmal an das grobe Zeug rauszuholen, mit Grobrechen und mit dem Feinrechen werden dann hauptsächlich die Feuchttücher und Lebensmittelreste rausgeholt, danach geht es in den Sandfang und die schweren Stoffe können sich am Boden absetzen. In der Vorklärung setzt sich dann noch der Schlamm am Boden ab, also hauptsächlich die Fäkalien, damit ist dann die mechanische Reinigung abgeschlossen. Danach geht es weiter in die biologische Reinigung, wo dann die Mikroorganismen aktiv werden und hauptsächlich Harnstoff und Seifen abbauen. Bei uns in Kaditz ist es so, oder hier in Dresden, dass wir gleichzeitig auch die chemische Reinigung in der biologischen Reinigung haben und weil wir so viel Phosphat im Abwasser haben, mit Eisensalzen oder Aluminiumsalzen das Phosphat in der biologischen Reinigung ausfällen und dann geht es auch schon in die letzte Reinigungsstufe, in die Nachklärbecken, wo sich dann hier Bakterien oder das ausgewählte Phosphat am Boden absetzt und von oben das klare Wasser auch schon wieder in die Elbe fließen kann.
Laura: Okay und wenn wir jetzt mal nicht von den klassischen Wohnhäusern ausgehen, sondern beispielsweise von Kantinen, mit etwas besonderem Abwasser, also mit hohem Fettanteil, wie wird denn da mit dem Abwasser umgegangen?
Arndt Perbandt: Also, wenn man von den Rückständen aus Fettabscheidungen sprechen, die werden bei uns direkt in die Faulung abgegeben und die haben halt einen hohen Brennwert und können eben dem Schlamm mit zugegeben werden und werden eben ausgefault in den Faultürmen.
Sebastian Perkams: Das Gastgewerbe, das kommt gar nicht ins Kanalnetz rein, weil das würde sofort zu Verstopfung führen - sie müssen Fettabscheider vor Ort haben - der LKW fährt quasi direkt an die Gaststätte ran und bringt das so uns direkt in die in die Faulung.
Laura: Sie hatten vorhin schon mal den Grob- beziehungsweise den Feinrechen angesprochen, was passiert denn mit den Abfällen, die dadurch rausgefischt werden?
Sebastian Perkams: Ja es ist leider nicht sehr gut zu verwerten. Es sind bis zu 5 - 7 Tonnen täglich, hauptsächlich eben Feuchttücher, Lebensmittelreste, das ganze Zeug wird nochmal in leichte und schwere Stoffe getrennt. Die leichten Stoffe gehen dann in Verbrennungsanlagen, um ein bisschen Energie rauszuholen und die schweren Stoffe werden einfach nur deponiert, das ist einfach nur Restmüll.
Laura: Was ich jetzt auch mal interessehalber noch fragen wollen würde wäre, das Toilettenpapier-Recycling, wie verläuft das?
Arndt Perbandt: Also Toilettenpapier an sich wird nicht recycelt, das löst sich ja auf, also das fällt gar nicht mehr an bei uns. Was hier wahrscheinlich gemeint ist, sind die Feuchttücher, die sich ja nicht zersetzen und die werden aber nicht recycelt, die werden genauso mit verwertet, wie der Sebastian das gerade besprochen hat. Hauptsächlich in die Verbrennung.
Laura: Also wird Energie draus gewonnen, kann man so sagen.
Sebastian Perkams: Toilettenpapier, das hat sich bis das bei uns ankommt im Kanal aufgelöst. Das bleibt gar nicht mehr am Rechen hängen, das ist ja nur loses, biologisches Material.
Laura: Okay.
Nicole: Da fragt man sich, woher denn dieses Klopapier kommt, wo draufsteht recycelt. Gut, das könnte dann vielleicht aus anderem Papierressourcen recycelt werden.
Arndt Perbandt: Genau, das wird jetzt nicht in der Kläranlage gelassen, sondern wenn man Altpapier zurückgibt, daraus wird dann recycelt,…
Arndt Perbandt: …aber das ist die Feuchttuchproblematik, die ist ein Problem für die Kläranlagen. Da hatte die Stadtentwässerung auch ein großes Projekt „keinen Müll ins Klo“, da nämlich die Feuchttücher, die sich eben nicht zersetzen, die verklumpen und bilden lange Zöpfe und zerstören Pumpen in den Pumpwerken im Kanalnetz oder auch vor Ort auf der Kläranlage. Also das ist ein großes Problem, ist halt wie Müll zu betrachten und gehört eigentlich nicht in die Toilette.
Nicole: Selbst diese, wo draufsteht, dass man 3 Stück verwenden darf oder so. Es gibt ja ganz verschiedene.
Laura: Ja, es gibt ja tatsächlich auch Feuchttücher, die wirklich so beschrieben sind, dass man sie in die Toilette werfen kann. Was ist denn mit denen?
Sebastian Perkams: Das sind die neueren Produkte, die sind zerreißbar.
Arndt Perbandt: Also es gibt ja 2 Unterschiede, einmal gibt es die Feuchttücher, die wir jetzt alle durch Corona nehmen, zur Desinfektion. Die gehören auf keinen Fall in die Toilette und dann gibts feuchtes Toilettenpapier.
Nicole: Genau.
Arndt Perbandt: Das sind ja 2 Unterschiede, feuchtes Toilettenpapier, das steht da drauf, nur 2-3 Tücher auf einmal benutzen, weil die Hersteller auch ganz genau wissen, die lösen sich gar nicht so gut auf. Die sind biologisch abbaubar, das steht drauf, das würde ich auch gar nicht anzweifeln, aber das ist so wie mit den biologisch abbaubaren Plastiktüten. Sie lösen sich dann halt in 2-3 Monaten irgendwie auf und das macht den Kompostierungsanlagen genauso Probleme, wie bei uns hier das feuchte Toilettenpapier Probleme macht, was viel zu lange braucht, um sich aufzulösen.
Nicole: Na klar, sie haben ja nicht 2 Monate im Kanalnetz.
Sebastian Perkams: Das verstopft dann trotzdem und zusammen mit Fett im Kanal kommt es dann auch zu diesem Fettbergen, vielleicht schon mal gehört. Gibt es immer mal wieder, haben wir in Dresden zum Glück noch nicht geschafft, aber in anderen Städten (London, Detroit) gerade zur Weihnachtszeit mit viel Fett und vielen Feuchttüchern im Kanal. Können dann mal so tonnenweise, tonnenschwere Fettberge entstehen.
Arndt Perbandt: Ja, aber gerade diese Zöpfe, die verstopfen die Pumpen-Laufräder, Pumpwerk fällt aus, eine Haverie, die Leute müssen in der Bereitschaft raus und die Pumpe instand setzen.
Sebastian Perkams: Über 100000 Euro Zusatzkosten im Jahr mittlerweile.
Laura: An der Stelle ist doch nochmal wichtig zu sagen, in einer späteren Folge, erwähnt dass die Frau Kristin Becker dann auch nochmal. Dass, ganz wichtig, auch Haare nicht ins Kanalnetz gelangen dürfen
Nicole: Genau, auch keine Hygieneprodukte, Tampons, Binden.
Sebastian Perkams: Das ist das was wir am Rechen immer rausholen, eigentlich sollte der Rechen gar nicht notwendig sein. Alles in einer perfekten Welt…
Nicole: Also merkt es euch! Ja, ich hätte da noch ein paar Fragen, die vielleicht zukünftige Arbeitnehmer und vor allem auch uns Studenten interessieren würden und zum Beispiel welche Abteilungen beziehungsweise Arbeitsbereiche gibt es denn in ihrem Unternehmen?
Arndt Perbandt: Also in der Stadtentwässerung ist dies grob eingeteilt in einen technischen Bereich und in einen kaufmännischen Bereich. Der kaufmännische Bereich kümmert sich um die Gebührenerhebung und die Abrechnung, um die Betriebsführung also, wenn wir für andere Zweckverbände Tätigkeiten übernehmen, kümmert sich um das Rechnungswesen, um das interne Controlling, Kommunikation, Personal ist natürlich dabei/Personalbereich haben wir auch noch. Wir könnten das ganze Organigramm jetzt herbeten.
Nicole: Ja aber ist schon mal gut, dass wir mal ein paar Einblicke kriegen.
Arndt Perbandt: Also der technische Bereich, der andere große Bereich, der besteht eben aus den großen Abteilungen Kanalnetz, Kläranlagenbetrieb und aus der Investitionsabteilung und auch die unterteilen sich dann nochmal konkreter. Also im Kanalnetzbereich haben wir eine Abteilung, die eben rein die Kanäle bearbeitet. Dort eben die Spülung durchführt. Dann haben wir dort eine Abteilung, die sich um die Pumpwerke kümmert und Kläranlagenbetrieb haben wir die Schicht, die Kläranlage muss ja besetzt sein. Dann haben wir dort noch die Instandhaltungsabteilung, das Labor und dann gibt es noch einige Stabstellen, wie die Dokumentationsabteilung.
Sebastian Perkams: Solche Strategien, Controlling,…
Nicole: Es sind auf jeden Fall Bereiche und ich denke auch immer für jeden etwas dabei. Ja vielleicht könnten Sie nochmal kurz sagen, in welcher Abteilungen Sie arbeiten und welche Voraussetzungen man dafür braucht und vor allem auch was Ihnen an Ihrem Job besonders gefällt oder welche Herausforderungen für Sie richtig cool sind?
Arndt Perbandt: Ja also ich arbeite für die Instandhaltungsabteilung, bin dort eben Fachkoordinator, also wie gesagt, betrachte die Arbeitsprozesse hinsichtlich einer Instandhaltungsorganisation, schaue mir die Datenhaltung an, also schau halt, wie ist der Bedarf nach Daten. Wie können die Daten bereitgestellt werden für die Nutzer, anwendbar sein/ leicht verfügbar sein, also es ist ja eben so, dass wir eine möglichst hohe Verfügbarkeit der Anlagentechnik bereitstellen wollen dem Betreiber gegenüber und dafür ist es halt eben notwendig, dass gewisse Aggregate halt häufiger inspiziert oder gewartet werden. Andere Aggregate sind redundant vorhanden, da kann man eventuell erst später ran oder auf einen Ausfall gar warten. Also das ist ein sehr weites Feld man, also ich schaue mir irgendwie komplette Anlage an und versuche dort ein digitales Abbild der Kläranlage herzustellen, so dass man eben mit den Daten dann später arbeiten kann, auswerten kann eventuell auch schauen kann wo sind Schwachstellen in der Anlage. Betrachte das Auftragswesen, also wie wird beauftragt, wie kann das effizient durchlaufen, dass eben jeder zu dem richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen auch zur Verfügung hat. Ich beschäftige mich auch viel mit der technischen Dokumentation, es ist halt eben auch wichtig für die Arbeitsvorbereitung zu wissen, welche Aggregate sind vorhanden, was muss ich bestellen, bei wem muss ich das bestellen. Das sind alles Informationen, die eben wirklich schnell verfügbar sein muss, damit man nicht eben jedes Mal neu vor Ort gehen muss, recherchieren muss und deswegen großes Thema Datenhaltung/Digitalisierung.
Nicole: Ja, klingt auf jeden Fall sehr interessant, aber auch sehr viel, was Sie da machen müssen und was macht Ihnen da besonders Spaß oder gibt es jetzt die Sache, wo Sie sagen, darauf bin ich extrem motiviert?
Arndt Perbandt: Ja also man muss eine gewisse Affinität zu Software mitbringen und ich mag halt große Datenmengen und ich mag sie eben besonders dann, wenn sie strukturiert vorliegen. Es ist halt eben so, dass viele Daten unstrukturiert verteilt in merkwürdigen Ablagen vorliegen und das eben alles zusammenzuführen in zentraler Ablagen zu bringen, die Datentöpfe miteinander zu verbinden, über Schnittstellen über Nummernkreise so, dass eben man verschiedene Suchstrategien der Mitarbeiter bedienen kann, das macht mir einfach Spaß, wenn es am Ende eben dann auch funktioniert und die Leute damit arbeiten können und sehen, dass es für ihren Arbeitsschritt eine Erleichterung bringt, wenn sie eben die benötigten Informationen schnell auffinden können oder wenn man eben den Leuten die Arbeit erleichtert, weil sie eben wissen, was sie wann zu tun haben oder dass wir halt eben ein gewisses Aggregat zum richtigen Zeitpunkt warten, weil es eben wirklich hohe Priorität in der Verfahrensstufe hat und wenn das dann funktioniert, dann bin ich sehr froh drüber.
Nicole: Ihr seht es vielleicht nicht, aber er strahlt gerade. Und Herr Perkams, wie sieht es bei Ihnen aus?
Sebastian Perkams: Ja du arbeitest im technischen Bereich, ich bin quasi im kaufmännischen Bereich angesiedelt, also in der Unternehmenskommunikation, in der Öffentlichkeitsarbeit hab hauptsächlich normalerweise eigentlich das Schülerlabor unter mir und ja was mir am meisten Spaß macht ist, glaube ich, dass ich von klein bis groß versuche den Menschen eben die Kläranlage nahe zu bringen und ich glaube ich kann das mit relativ viel Begeisterung rüberbringen, dass das nicht alles nur stinkt und dreckig und scheiße ist, sondern das ist doch sehr viele interessante Schritte gibt, dass wir aus Scheiße Energie machen können oder Gold quasi ja. Es gibt viele interessante Fakten und das erzähle ich doch ganz gerne. Wir haben zum Beispiel über 40 Kilogramm Gold pro Jahr die wir aber nicht aus dem Kanal rausholen können, weil es leider zu teuer wäre, aber jedes Jahr gehen 40 Kilogramm Gold verloren. Könnte zum Beispiel sich die Studenten irgendwas überlegen, dass man die effizient rausholen könnte. Ja genau und eben viel mit Menschen Kontakt, ich habe ziemlich viele Freiheiten so, sehr von Lehrer-Fortbildungen bis zu den ganz kleinen Kindern, Grundschulkindern oder Studenten oder Experten, wer mich fragt, kriegt auf jeden Fall immer eine Antwort.
Nicole: Also da wissen wir ja, wo wir hingehen können.
Arndt Perbandt: Das ist halt eben eine Tätigkeit im Umweltbereich, also man tut was für Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Umwelt.
Nicole: Genau deswegen studieren wir ja auch, weil uns das einfach interessiert.
Nina: Ja genau die letzte Frage, die wir Ihnen stellen möchten, bezieht sich eben auf die Zukunft, also welche Probleme und Herausforderungen könnte Ihr Unternehmen im Blick auf die Zukunft haben, also beispielsweise ein kontinuierlicher Anstieg der Einwohnerzahl, Klimawandel oder auch die Wetterereignisse?
Arndt Perbandt: Also ein Problem ist, dass in absehbarer Zeit sehr viele Mitarbeiter in Rente gehen werden und das sind eben Altgediente, also wirklich Leute, die sich viel Wissen angearbeitet haben in ihrem Berufsleben und mit dem Ausscheiden besteht eben die Gefahr, dass das Wissen verloren geht und das wäre für die Stadtentwässerung ein Problem, wenn eben das Wissen wirklich weg geht und das ist eben auch ein Teil meiner Arbeit, dieses explizit vorhandene Wissen verfügbar zu machen, also für das Unternehmen weiterhin zu erhalten. Also da gab es auch Projekte, Wissensmanagement, wie können wir das Wissen der Kollegen, die bald in Rente gehen konservieren und übertragen auf andere Mitarbeiter oder eventuell auch irgendwo dokumentieren. Also das ist ein Problem personaltechnischerseits…
Sebastian Perkams: Dann ja zu umwelttechnischer, ich hatte am Anfang ja schon mal erwähnt einmal die Starkregenereignisse, also das ist das Problem vom Kanalnetz, dass wir schauen müssen, dass die Regenüberläufe, dass wir nicht zu viel Abschläge haben. Das spielt dann direkt rein oder da haben wir hauptsächlich auch viele Arzneimittelrückstände, die wir abschlagen oder wir haben noch keine vierte Reinigungsstufe. Zum Beispiel eine Aktivkohlebecken, um eben Arzneimittelrückstände oder Drogen oder Hormone rauszuholen, da sind wir zurzeit noch nicht auf dem neuesten Stand und das ist ein ganz großes Thema. Da gabs auch mit der TU eben großes Projekt zusammen, das Mikro-Modellprojekt, ob man sowas bauen sollte oder so wird das wahrscheinlich in den nächsten Jahren irgendwann kommen. Anderes Thema wäre noch Phosphorrecycling. Wir können ja den Schlamm, der ausgefault ist, das sind 40000 Tonnen im Jahr, nicht mehr als Düngemittel verwenden. Eigentlich gehört das ja aufs Feld, der natürliche Kreislauf, aber der ist mittlerweile so belastet, dass das eben nicht mehr möglich ist. Startet dann dieses Jahr die Monoverbrennungsanlage, also dass wir den Schlamm verbrennen und aus der Asche dann den Phosphor recyceln und daraus kann wiederum Mineralien hergestellt werden. Phosphor ist eine endliche Ressource, wird in Marokko oder in China, unter ziemlich widrigen Bedingungen abgebaut, ist auch in 50 oder 100 Jahren dann mal zu Ende. Und ohne Phosphor, ist Energieträger, wissen wir alle, wird es kein Leben mehr geben. Deswegen müssen wir uns drum kümmern, den auch wirklich zu recyclen.
Arndt Perbandt: Dresden wächst ja außerdem, also wir haben Zuzug und eben auch Ansiedlungen von großen Industriebetrieben und dadurch steigt natürlich auch der Abwasseranfall, also es gibt gerade eben ein großes Projekt für einen neuen Kanal, der Neustädter-Sammler, der eben das Industriegebiet (Dresden-Nord ist das glaub ich) mit anschließt, außerdem muss natürlich auch geschaut werden, was die Kläranlage leisten kann. Auch dort müssen wir uns eben anpassen, die Kapazität erhöhen. Dort sind auch einige Planungen schon im Entstehen.
Sebastian Perkams: Ich glaube gerade auf die Einwohnerzahl oder auch „Dresden600“ ist bei uns auch so ein Projekt, also vor 3 Jahren haben wir schon ausgebaut als eben Wilsdruff mit eingeschlossen wurde. Dann sind wir zumindest bis auf 600000 Einwohner in Dresden, wenn wir die erreichen, sind wir bis jetzt vorbereitet und Industrie-Sammler, ja.
Arndt Perbandt: Außerdem, die Anlagen werden immer komplexer und auch da ist die Digitalisierung ein Thema, also gerade bei so einem Tanker Stadtentwässerung mit über 400 Mitarbeitern muss man eben darauf hinwirken, dass die Prozesse effizient ablaufen und da wollen wir eben eine Digitalisierung voranbringen, damit wir eben Prozesse effizient gestalten können. Das wird auch noch so ein Problem Digitalisierung in der Verwaltung.
Sebastian Perkams: Und Personalfindung, aber du hattest auch schon mal angesprochen, dass viele Mitarbeiter gehen werden und wir merken es auch in den Ausbildungsberufen, dass sich immer weniger junge Menschen bewerben. Das wird bestimmt auch noch spannender in den nächsten Jahren und auch Fachkraft für Abwassertechnik klingt wäre ich jetzt gerade nicht allzu spannend und wenn man sich gerade so aussuchen kann als Jugendlicher ist das nicht gerade die erste Wahl. Die Fachkraft für Abwassertechnik ist ein Ausbildungsberuf, ist öffentlicher Dienst, das ist ein sicherer Job, ein sinnvoller Job, aber die Jugendlichen, Sechzehnjährigen dazu zu bekommen sich mit in den Kanal zu stellen oder eine Kläranlage zu reinigen und Pumpen auf und abzuschrauben…
Laura: Ja also tatsächlich haben wir jetzt in einer späteren Folge auch schon die Frau Becker, die spricht das auch nochmal an, dass dieser hohe Altersdurchschnitt bei den Experten echt ein Problem darstellt und deswegen können wir eigentlich nur nochmal appellieren, dass auch jüngere Leute sich vielleicht mehr für das Thema interessieren, sich auch den Studiengang oder eben gewisse Ausbildungen nochmal anschauen und zumindest der Sache mal eine Chance geben, weil wie Sie das schon sagen, das ist wirklich so, dass viele sich das anhören und aufgrund, wie das klingt denken sie sich, ach das ist gar nicht so spannend, wie ich mir das vorstelle. Das und das klingt vielleicht spannender, obwohl das in der Praxis eigentlich gar nicht so spannend ist.
Sebastian Perkams: Ich komme eigentlich aus der Forschung in Innsbruck habe ich mit Mikro-Algen beschäftigt. Ich war in der Uni, aber dann hab ich dort auch, mittlerweile ist es ein bisschen anders, hatte ich Kettenverträge und hatte nie wirklich einen sicheren Job und ich hab mich da explizit in der Kläranlage im öffentlichen Dienst beworben und jetzt endlich mal die Sicherheit zu haben und Familie gründen zu können. Genau und geregelte Arbeitszeiten immer pünktlich Geld zu bekommen, es sind zumindest die Vorteile im öffentlichen Dienst. Die Kläranlage wird immer funktionieren, aber da muss ich die Welt schon echt heftig zusammenbrechen aber mit Lebensmittel, Energie, Wasser dann wirds nicht zurückgehen von den Arbeitsplätzen.
Nicole: Das klingt super, also alle die einen Job bei der Stadtentwässerung in Betracht ziehen, ihr seid sehr willkommen und ich möchte mich bei ihnen bedanken. Es war ein wirklich sehr interessantes Gespräch.
Arndt Perbandt: Danke für die Einladung.
Nina: Wir hoffen euch hat das Interview gefallen und eure Fragen rund ums Abwasser konnten beantwortet werden. Noch einmal ein großes Dankeschön auf jeden Fall an die Stadtentwässerung Dresden, aber vor allem an Herr Perkams und Herr Perbandt, denn nur durch sie war diese Podcast Folge möglich.
Nicole: In der nächsten Folge könnt ihr euch dann auf Frau Becker freuen vom Wasserverband Lausitz. Wie immer erwarten euch spannende Fragen, schaltet unbedingt wieder ein und wir freuen uns auf jeden Fall auf euch.
Nina: Und denkt dran…
Nicole: ...Dinge die den Darm verließen,
Laura: …kann das Klärwerk wohl genießen,
Nina: …Tampons, Plastik, Windelmüll, legen es dagegen still.
Laura: Das ist übrigens aus der Reimscheißer-Kampagne der Stadtentwässerung Dresden, schaut also gerne mal hinein und in diesem Sinne macht's gut und bis zum nächsten Mal!
Die Stadtentwässerung Dresden ermöglicht die Reinigung von 130.000 m³ (bei Trockenwetter) Abwasser täglich. Mit dem Abwasser werden nicht nur unzählige Feuchttücher, Essensreste und Fäkalien angeschwemmt, sondern auch Vieles mehr. Wie dies entfernt und das Abwasser umweltgerecht reinigt wird, erfahrt ihr in dieser Episode.
Folge 4: Interviews mit unseren Dozierenden Frau Dr. Brückner und Herrn Dr. Ahnert
Nina, Laura: Hallo!
Nina: Und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts.
Laura: Heute haben wir etwas sehr Spannendes für euch, denn wir haben in dieser Folge 2 Professoren, die Module im Studiengang Hydrowissenschaften unterrichten, befragt.
Nina: Diplom-Ingenieur Markus Ahnert, mit Fokus auf Siedlungswasserwirtschaft und Doktorin Heike Brückner, technische Laborleiterin und Fokus auf Wasserchemie, beantworten unter anderem interessante Fragen zu Laborpraktika im Studiengang Hydrowissenschaft und Herr Ahnert spricht über seine Tätigkeiten im Verein: „Gesellschaft zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft an der TU Dresden e.V.“
Laura: Aber wir wollen euch gar nicht so lange auf die Folter spannen und hören doch einfach mal rein.
Nina: Hallo Frau Brückner. Wir begrüßen Sie ganz herzlich zum Interviewbeitrag des Podcast „Die Endliche Ressource Wasser“.
Laura: Können Sie uns kurz zu Beginn Ihren Werdegang schildern und uns erklären, weshalb Sie sich für die Wasserwirtschaft interessieren.
Heike Brückner: Ja, also ich habe Chemie studiert von 1980 bis März 1986. Hab dann von 1986 bis 1991 promoviert, hab dann auch meine 2 Kinder bekommen in der Zeit, ja und dann habe ich im Januar 1992 am Institut für Siedlungswasserwirtschaft angefangen. Und warum ich Wasserwirtschaft studiert hab, also ich bin ja Chemiker vom Hause aus und die Wasserwirtschaft hat mich deswegen interessiert, weil man mehrere Bereiche hat. Also man hat die Naturwissenschaften, man hat die Ingenieurwissenschaften und das ist einfach ein großes Gebiet, wo man auch immer wieder neue Aufgaben hat, das ist eigentlich das, warum ich´s gern gemacht hab.
Laura: Das ist sehr breit gefächert.
Heike Brückner: Ja genau.
Nina: Das klingt sehr interessant. Und in welchem Bereich genau sind Sie tätig?
Heike Brückner: Ich mach, also ich bin ja wie gesagt die Chemikerin hier am Institut und ich betreue vor allem die Wasseranalytik. Die Wasseranalytik bedeutet also, unsere Ingenieure bauen Versuchsanlagen auf, wo wir dann gucken, wie holen wir die Schadstoffe zum Beispiel aus dem Wasser raus, im Abwasser, in der Abwasserbehandlung oder in der Trinkwasserbehandlung und im Trinkwasserbereich muss man einfach gucken, ja, dass man ein ordentliches Trinkwasser hat, bestimmte Stoffe müssen auch rausgeholt werden. Und ich mach die Analytik dazu, also ich untersuche, was für Stoffe sind drinne und baue auch teilweise kleine Versuchsanlagen auf, wo man dann einfach guckt, wie hole ich die Stoffe raus und ja, das ist mein Gebiet.
Nina: Das klingt nach einem sehr abwechslungsreichen Bereich. Und worauf fokussieren Sie sich in dem Bereich am liebsten?
Heike Brückner: Also das Liebste ist mir eigentlich in der Wasseranalytik neue Methoden zu erstellen. Also wenn man gerade, es fallen ja immer wieder neue Stoffe ein, die ins Wasser reinkommen oder auch Abbauprodukte und dann einfach Methoden zu entwickeln, um diese Stoffe nachzuweisen oder auch neue Geräte einzufahren, mit den man dann die Stoffe nachweist.
Laura: Das hört sich auch sehr spannend und vielseitig an. In Verbindung dazu, was wären denn Ihrer Meinung nach die 3 wichtigsten Punkte, die man über Ihren Bereich wissen sollte?
Heike Brückner: Also ich find sehr wichtig, dass man sagt Wasserwirtschaft beinhaltet also die ingenieurtechnische Seite und die naturwissenschaftliche Seite, das heißt wir haben immer Fragestellungen von beiden Seiten und das ist einfach deswegen ein großes Gebiet. Ich brauche in dem Gebiet Erfahrung in der Biologie, Chemie, Mathematik, Physik und auch die ingenieurtechnischen Sachen, also wie die Verfahrenstechnik zum Beispiel, das ist für mich wichtig. Wichtig ist auch, dass ich denke, was man wissen müsste, man kann in sehr vielen Bereichen arbeiten. Also man kann in den Ingenieurbüros arbeiten, in der Behörde, im Wasserwerk, in Kläranlagen, in Forschungseinrichtungen, in Wasserverbänden. Das heißt man hat wirklich auch ein großes Feld, wo man später arbeiten kann. Und der dritte Punkt ist für mich, dass ich ganz wichtig finde, dass „Wasser ist endlich“ und dass wir die Wasserressourcen schützen müssen und da einfach jeder drüber nachdenken muss, was bringe ich eigentlich ins Wasser rein und wie verunreinige ich das.
Laura: Ja!
Nina: Sehr schön, damit können sich unsere Zuhörer einen guten Einblick verschaffen. Außerdem möchten wir unseren Zuhörern den Studiengang Hydrowissenschaft näherbringen. Können Sie diesbezüglich kurz erläutern, welche Praktika im Labor im Studiengang Hydrowissenschaften durchgeführt werden? Und was soll den Studierenden dabei vermittelt werden?
Heike Brückner: Also wir haben ein abwassertechnisches Praktikum, was wir schon sehr lange haben. Da wären, also gucken wir welche Parameter wir im Abwasser bestimmen müssen, also Abwasserschlamm und Betriebskennwerte werden da praktisch bestimmt. Ich sag mal zum Beispiel ein Schlammvolumen, Volumenindex, mikroskopische Untersuchungen machen wir, um einfach uns mal ein Abwasser anzugucken. Ziel ist eigentlich bei dem Praktikum, was wir machen, damit man Kennwerte rausbekommt, um Anlagen bemessen zu können und ein großes Ziel ist eigentlich den Studenten zu vermitteln, wie sieht überhaupt ein Abwasser aus. Also wie sieht ein Zulauf aus, wie sieht ein Schlamm aus, wie sieht ein Ablauf aus, von einer Kläranlage, oder wie muss es aussehen und welche Stoffe sind noch drin. Also einfach, dass man das mal anfassen kann und dass man einfach auch praktische Erfahrung kriegt. Das ist das eine, Abwasserbehandlung, und dann haben wir in letzter Zeit bei der Hydroverfahrenstechnik zwei Praktika aufgebaut. Einmal in Grundlagen Hydroverfahrenstechnik und in Prozesswasserbehandlung. Ich sag mal Grundlagen der Hydroverfahrenstechnik, da geht’s um Mischen, Rühren, Pumpen, Viskosität und im Prozesswasserbehandlung geht’s um Fällung, Ionenaustausch, das ist auch dafür, dass man einfach weiß, ja wie hole ich Stoffe aus dem Abwasser raus, wie wird’s industriell gemacht. Wir machen es im kleintechnischen Maßstab, einfach um, das die Studenten einfach lernen, wie funktioniert Wasserwirtschaft.
Laura: Ja, das wissen wir auch noch, unsere Praktika. Also Sie hatten es vorhin schon mal angesprochen, unter den 3 Punkten. Wir möchten dann jetzt nochmal auf eine Thematik übergehen, die auch für unsere Zuhörer eine große Bedeutung hat. Und zwar in den Medien liest man ja wiederholt die Aufforderung zum Wassersparen. Welche Probleme könnten Ihrer Meinung nach, bezogen auf den Bereich Wasserwirtschaft, zukünftig entstehen?
Heike Brückner: Also ich sag mal, die Probleme sehen wir jetzt ja schon, diese Wasserknappheit, und durch den Klimawandel wird sich auch vieles verändern. Ich sag mal ein Beispiel. Zum Beispiel durch den Klimawandel haben wir in den Talsperren schon oft mehr DOC, also organischen Kohlenstoff, drin, wo wir Probleme kriegen, wo wir gucken müssen, wie kriegen wir den raus, das sind so Anforderungen hier. Ich sag mal, wenn wir so auf afrikanische Länder gucken, dann wird von Europa oft noch Abbauprodukte dahin geschickt oder sind auf jeden Fall schon da. Da gibt’s riesige Mülldeponien, wo das Wasser ins Grundwasser reinkommt, wo ich sagen muss, das muss irgendwann aufgearbeitet werden. Und noch ein Bespiel, was wir jetzt vielleicht gerade in Dresden haben, wo ich denke was auch ein Problem ist, oder was man lösen muss, wo man auch Lösungen finden muss, die Chipindustrie oder die Halbleiterindustrie wird ja immer mehr wachsen hier. Bosch vergrößert sein Unternehmen, Infineon will sein Unternehmen vergrößern und da sind einfach die Fragen, die brauchen Wasser zum Produzieren, das heißt wir müssen neue Wasserquellen erschließen. Da ist die Frage, weil das Wasser einfach nicht mehr reicht dann dafür und das ist nicht nur das Wasser, sondern es ist auch das Abwasser. Letztendlich nach der Bearbeitung haben wir ja das Abwasser was anfällt und das Abwasser muss wieder auf die Kläranlage und da ist es auch so, die Kanäle werden nicht ausreichen. Wir müssen also vielleicht neue Kanäle bauen und das sind so, sag ich mal so, Fragestellungen, wenn man die Industrie vergrößert, wie reinigen wir das Wasser auf. Also nicht nur die großen Probleme für Klimawandel, sondern auch die kleineren Probleme direkt in den Städten. Wie viel Wasser können wir auch für die Industrie verwenden und immer dran denken, wir müssen es letztendlich auch wieder reinigen.
Nina: Genau. Das sind sehr wichtige Punkte, die wir auf jeden Fall vorzeigen müssen, denn ohne Wasser ist kein Leben möglich. Zum Schluss haben wir auch noch eine persönlichere Frage für Sie. Was bereitet Ihnen am Unterrichten die meiste Freude und welches Modul im Studiengang Hydrowissenschaft unterrichten Sie am liebsten?
Heike Brückner: Es ist also so, ich bin in der Hydrochemie eingebunden, da mache ich Vorlesung und Übung. Das macht mir sehr viel Spaß, einfach um den Studenten die Grundlagen der Chemie zu vermitteln. Am meisten macht´s Spaß, wenn auch Fragen kommen, weil dann merkt man einfach, dass die Studierenden sich da auch dafür interessieren. Ich bin auch noch in anderen Lehrveranstaltungen drin. Was ich sagen muss, mir machen auch die Praktika sehr viel Spaß, weil man da einfach unmittelbar mit den Studierenden zusammenarbeitet und den, sag ich mal, die Erfahrung, die man selber hat, vermitteln kann und ich muss sagen, es ist auch ein superschöner Beruf mit den Studierenden dann zusammen zu arbeiten. Macht mir immer viel Spaß.
Nina: Gut, dann sind wir auch schon am Ende unseres Interviews angekommen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen für Ihre ausführlichen und präzisen Antworten. Auf Wiedersehen.
Heike Brückner: Auf Wiedersehen!
*Musik*
Laura: Hallo. Wir freuen uns sehr, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben und heißen Sie herzlich willkommen bei unserem Podcast „Die Endliche Ressource Wasser“.
Nina: Wir wissen ja nun, dass Sie Experte im Bereich Abwasserbehandlung sind. Vielleicht können Sie ja einfach kurz Ihren Werdegang schildern und uns erklären, weshalb Sie sich für die Wasserwirtschaft interessieren.
Markus Ahnert: Gut, dann werde ich mal beginnen, wobei ich das Thema Abwasser zu Beginn, quasi meiner Berufsfindung/Ausbildungsfindung, noch gar nicht so im Fokus hatte. Ich habe bereits noch als Schüler vor der Wende als Ferienjob in der Wasserwirtschaft gearbeitet, habe das dann als Studienmöglichkeit in Betracht gezogen und habe dann unmittelbar nach der Wende mit dem Studium der Wasserwirtschaft hier in Dresden begonnen und bin dann im Laufe des Studiums auch ein bisschen organisationsbedingt vom eher Trinkwasserbereich in den Abwasserbereich gerutscht, habe also auf die dunkle Seite der Macht gewechselt und bin dann dort letztlich geblieben. Ich hatte immer irgendwo eine gewisse Affinität zu Wasser, Gewässern und ob das jetzt mein Studienwusch so beeinflusst hat, kann ich gar nicht mehr so im Rückblick sagen. Aber ja, das Interesse, ich sag mal an einem technischen Bereich des Wassers und Umweltschutzes, war irgendwo der Ausschlag dafür, dass ich das ganze gewählt habe.
Laura: Ok, danke schön. Das klingt nach einem sehr spannenden und abwechslungsreichen Weg, welcher auch viel Praxiserfahrung mit sich bringt. In welchem Bereich der Wasserwirtschaft genau sind Sie tätig und was sind hierbei Ihre alltäglichen Aufgaben?
Markus Ahnert: Ok, ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden bin natürlich eher im akademischen Bereich tätig, wobei sich mein Tätigkeitsfeld recht breit darstellt. Zum einen kann man das mal so bisschen Teil Organisatorisches/Kommunikatives nennen, also Kontakt zu Studierenden, Kontakt zu Unternehmen, zu Projektpartnern, organisatorische Dinge innerhalb der Lehrtätigkeit. Dann haben wir natürlich verschiedenste Forschungsprojekte, die wir bearbeiten, die zum einem ganz inhaltlich bearbeitet werden müssen, die aber eben auch beantragt werden müssen, die organisiert werden müssen. Ein gewisser Verwaltungsaspekt ist da mit dabei. Dann sind natürlich in dem Zusammenhang auch das Thema wissenschaftliche Publikationen spielen eine Rolle. Dann natürlich die Durchführung der Lehrveranstaltungen, also der sozusagen die wöchentliche Lehrroutine inklusive dann auch der Betreuung von Projektarbeiten, Bachelor-/Masterarbeiten. Auch der Austausch mit Praxisunternehmen für die, wenn jetzt Studierenden zu Unternehmen gehen und wollen dort gerne eine Abschlussarbeit machen oder wenn es um ein Praktikum geht. Die Vermittlung von Praktikumsplätzen spielt da zum Beispiel eine Rolle bis hin auch zur Vermittlung von Jobs am Ende. Also das heißt wir kriegen auch gerade im Moment sehr viele Anfragen von uns bekannten Personen, mit denen wir vernetzt sind, nach Absolventen für ihre Unternehmen. Dann machen wir relativ hohen Praxisanteil, auch quasi Beratung, wissenschaftliche Dienstleistungen für Unternehmen, für Stadtentwässerungsbetriebe, die irgendein Problem haben. Also wir werden auch bei Kläranlagen-Problemen halt gerufen zum Beispiel und damit mal mit drauf zu gucken, auch im Zusammenhang oder in Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden. Hat sich halt ein gewisses Netzwerk etabliert und dann darüber hinaus noch eine gewisse fachlich-ehrenamtliche Tätigkeit, also ich persönlich bin in der DWA, sowohl in der Aus- und Weiterbildung im Landesverband tätig, als auch in der Regelwerksüberarbeitung. Genau, damit dürfte das so ziemlich umrissen sein, mit kleinen Dingen darüber hinaus natürlich noch.
Nina: Das hört sich nach einem sehr tollen Bereich an, da sind Sie ja auch sehr vielseitig tätig. Unter anderem haben wir auch gesehen, dass Sie Mitglied des Vereins „Gesellschaft zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft an der TU Dresden e.V.“ sind. Was kann man sich denn unter diesem Verein vorstellen?
Markus Ahnert: Das ist eine gute Frage und wenn sie jetzt als Studierende mich das Fragen, gibt das uns gleich wieder so ein bisschen ein Finger in die Wunde, dass wir viel mehr an der Stelle aktiver sein müssten und das kommunizieren. Die Gesellschaft ist grundsätzlich eine Art Netzwerk und Alumni-Konstrukt für Personen, die irgendwo eine Verbindung zur Wasserwirtschaft an der TU Dresden haben, vorrangig Siedlungswasserwirtschaft, sowohl Trinkwasserbereich als auch Abwasserbereich. Die gibt es schon seit vielen Jahrzenten, ist aber, oder müsste in einem offeneren oder aktiveren Fokus sein. Ja. Wir haben verschiedenste Unternehmen dort drin, wir haben persönliche Mitglieder dort drin und wollen das eben als Netzwerk- und Austauschplattform verstanden wissen, allein da es eben rein auf Ehrenamt nebenbei mitläuft, ist da noch ein gewisses Potential zu heben, immer wieder. Ich selbst bin in der Gesellschaft langjähriges Mitglied und mittlerweile seit einigen Jahren auch als Schriftführer tätig. Also quasi so für die organisatorischen Dinge zuständig, weil der Vorstand, bzw. dann auch der Vorsitzende, der Professor Krebs ist, natürlich auch mit anderen Dingen recht gut ausgelastet ist.
Laura: Ok. Also das passt ja prinzipiell erstmal sehr sehr gut und fördert wahrscheinlich auch so ein bisschen Nachwuchswissenschaftler. Das hat so eine relative weite Bandbreite und da kann ich mir, dass was Sie auch gerade erwähnt haben, dass unter den Aufgaben und Tätigkeiten vorstellen, oder kommt da noch was dazu?
Markus Ahnert: Also wir versuchen an verschiedensten Ebenen letztlich die Siedlungswasserwirtschaft zu unterstützen, als Verein mit. Wir haben also eine enge Verbindung zum Institut. Wir fördern aber zum Beispiel auch die Teile der Ausbildung mit, das heißt also solche Dinge die jetzt im Normalbudget zum Beispiel was Exkursionen betrifft, nicht abgedeckt werden können, also dann eben finanzielle Unterstützung. Wir unterstützen auch den Wasserball, so als Randförderung mit, aber im Grunde geht’s darum auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts, zum Beispiel bei Tagungsreisen zu unterstützen, um die Reisekosten mit abzudecken. Oder auch wir geben eine Publikationsreihe Dresdner Berichte raus, wo dann eben Promotionen oder Tagungsbände als Veröffentlichung herausgegeben sind, sind damit dann im Austausch mit anderen siedlungswasserwirtschaftlichen Institutionen letztlich im deutschsprachigen Raum. Ja, das sind so die Tätigkeiten und Dinge, die wir im Rahmen der Gesellschaft machen. Und natürlich auch so ein bisschen Kontaktpflege untereinander.
Nina: Das sind sehr spannende und interessante Aufgaben. Und wie kann man denn dem Verein beitreten?
Markus Ahnert: Indem man ein Aufnahmeformular ausfüllt, was sich auf der, zum Beispiel auf der Internetseite befindet, was man über unsere Institutsseite findet, aber das würden sie wahrscheinlich am besten über eine Internetsuche finden. Auch das ist so ein Punkt, wir werden auf die Art und Weise recht schlecht gefunden und müssten viel mehr, gerade an Sie als potenzielle, dann ja mal irgendwann abschließende Studierende, herangehen. Da ist, wie gesagt, schon noch ein gewisses Potential an der Stelle da.
Laura: Ok. Nun sind wir schon fast am Ende unseres kleinen Interviews angelangt. Ich habe allerdings noch eine etwas persönlichere Frage an Sie. Und zwar, was bereitet Ihnen denn am Unterrichten die meiste Freude und welches Modul im Studiengang Hydrowissenschaften unterrichten Sie am liebsten?
Markus Ahnert: In Vorbereitung habe ich mir da auch schon nochmal ein bisschen intensiver Gedanken gemacht und das kann man gar nicht so pauschal sagen. Das hängt von verschiedenen Aspekten ab. Also wenn ich mir mal angucke, im Bachelor mache ich ja die fachliche Lehre im Bereich Abwasserbehandlung, dass ist also so quasi als so eine Art „Erklärbär“. Ich erkläre Ihnen, die grundlegenden Verfahren, was erhalte ich persönlich natürlich für sehr wichtig, sonst würde ich es ja auch nicht so in dieser Form machen können. Das hat einen starken Charakter einer Wissensvermittlung, während andere Module, speziell im Master, wenn´s zum Beispiel um das Thema Modellierung von Abwassersystemen geht, das ist mein fachliches Steckenpferd, da stehe ich natürlich auch dahinter und das ist schon spannend, auch jemanden die Fähigkeiten zu vermitteln mit so einem Werkzeug umzugehen. Gerade dann aber zum Ende des Masterstudiengangs in den Lehrveranstaltungen, die wir dann dort durchführen, sowohl Planung im Betrieb als auch Bewirtschaftung und Optimierung von Abwassersystemen, finde ich sehr angenehm, dass man dort a) einen guten Praxisbezug hat, also sehr breit dann den Studierenden Themen liefern kann und zum anderen dort das Thema auch, die Diskussion, der Dialog eigentlich am besten funktioniert. Das ist so eine Sache, wo ich immer noch schaue, wie könnte man denn das noch besser hinkriegen, diese Dialogbereitschaft auch von Seiten der Studierenden. Wir stehen als Lehrende zur Verfügung. Ja, also wir sind aktiv für die Unterstützung da. Man hat manchmal das Gefühl diese Unterstützung und auch die Rückmeldung von Schwierigkeiten wird aus irgendwelchen Hemmnissen nicht gut genug gewählt. Also manchmal sagt man, hättet ihr doch mal eher uns gefragt, irgendwo auf was hingewiesen, dann hätte man das ganz anders lösen können oder wenn irgendwelche Baustellenprobleme sind, wo sie selbst alleine damit kämpfen, stehen am Ende die Lehrkräfte zur Verfügung, ohne dass das Problem an sie herantritt. Das ist so ein Punkt, da könnte man noch viel machen. Und dann eine andere Sache, die ich eigentlich ganz gerne mache, ich mach an verschiedenen Stellen noch so paar Gastvorlesungen, wo man quasi einmal 90 Minuten hat, dass Fachgebiet vorzustellen. Das ist eigentlich immer ganz spannend, weil man aus den Fragen, die in solchen Runden aufkommen, manchmal auf dem falschen Fuß erwischt wird. Wie sozusagen die außenstehende Sicht auf unser Fachgebiet ist, wo man sozusagen auch zum eigenen Nachdenken ja quasi gezwungen wird und dann eben manche Dinge dadurch vielleicht anders vermitteln kann oder vermittelt. Also das ist auch recht spannend an der Stelle.
Laura: Ok, das ist absolut verständlich und das erheitert ja auch irgendwo das Gemüt. Wir bedanken uns für das liebe und spannende Gespräch. Vielen Dank.
Nina: Dankeschön!
Markus Ahnert: Ich danke ebenso.
Laura: Wir hoffen, dass euch die Gespräche mit Herrn Ahnert und Frau Brückner gefallen haben. Was mir bei dem Gespräch aufgefallen ist, ist das man doch tatsächlich total unterschätzt, wie viel die Professoren neben der eigentlichen Lehre noch machen, oder?
Nina: Ja, definitiv. Vor allem das wir Studierenden davon auch gar nichts richtig mitbekommen. Was allerdings auch für uns immer sehr schön war, waren die verschiedenen Praktika, über die Frau Brückner gesprochen hat.
Laura: Ja, da hast du absolut recht. Das hat uns immer sehr viel weitergeholfen im Studium Theorie und Praxis zu verbinden.
Nina: Ja und vielleicht habt ihr ja dadurch auch Gefallen an unserem Studiengang gefunden.
Laura: Das wäre natürlich perfekt! Bei weiteren Fragen könnt ihr euch natürlich auch immer auf der TU-Website belesen.
Nina: Genau. Und in diesem Sinne hoffen wir, dass auch diese Episode euch gefallen hat und ihr beim nächsten Mal wieder einschaltet.
Laura: Genau, bis zum nächsten Mal.
Nina: Tschau.
In dieser Podcastfolge sprechen Nina Hofmann und Laura Marie Hesse mit zwei unterrichtenden Dozierenden der TU Dresden, Herr Dr.-Ing. Markus Ahnert und Frau Dr. Heike Brückner. Hierbei liegt der Fokus auf den Werdegängen, Interessen und eigenen Erfahrungen. Dies und weitere spannende Fragen warten auf euch in der neuen Episode des Podcast „Die Endliche Ressource Wasser“!
Folge 5: Interview Wasserverband Lausitz - regionale Unterschiede
Laura, Nina, Nicole: Hallo
Nicole: Und willkommen bei der nächsten Episode unserer Podcastreihe. Um euch wieder viele interessante Informationen zu liefern, haben wir heute die Expertin Kristin Becker vom Wasserverband Lausitz zu Gast.
Laura: Bevor wir aber mit dem Interview beginnen haben wir noch ein paar Zahlen und Fakten zum Wasserverband Lausitz. Die Kernaufgaben des Unternehmens sind die Trinkwasserversorgung und natürlich auch die Schmutzwasserentsorgung, doch auch die Dichtheitsprüfung von kleinen Klärwerken und auch die mobile Entsorgung von Fettschlämmen zählen zu den Aufgaben des Verbands.
Nina: Die Lausitz liegt im Osten Deutschlands, genauer gesagt im südlichen Teil von Brandenburg und im nördlichen Teil von Sachsen. Das Verbandsgebiet besitzt eine Fläche von 871 Quadratkilometern und es werden rund 78200 Einwohner durch den Wasserverband Lausitz mit Trinkwasser versorgt.
Nicole: Und nun aufgepasst, damit ihr noch weitere spannende Fakten und Zahlen erfahrt.
Laura: Ja, wir haben heute die Frau Becker zu Besuch hier vom Wasserverband Lausitz. Ich würde Sie bitten erstmal was über ihre Person zu erzählen, zum Beispiel wie ihr Werdegang war…
Kristin Becker: Ja also auch von mir Hallo in die Runde, ich freue mich heute hier zu sein. Mein Name ist Kristin Becker. Ich bin ehemalige Studentin der Wasserwirtschaft an der TU Dresden und jetzt Fachingenieurin für Trinkwasser bei der Wasserverband Lausitz BETRIEBSFÜHRUNGS GmbH. Wir sind ein privates Unternehmen für die Wasserwirtschaft und halten gerade die Betriebsführung für das größte Wasserwerk in Brandenburg inne.
Laura: Okay sehr schön und was sind da ihre Hauptaufgaben des Unternehmens?
Kristin Becker: Das Unternehmen an sich betreut alle betriebstechnischen Aufgaben der Wasserwirtschaft beziehungsweise des Wasserverband Lausitz, das heißt wir machen die technische Betriebsführung in denen wir uns um die Anlagen und um die Technik kümmern, wir betreuen die kaufmännische Betriebsführung, kümmern uns sozusagen um die gesamte Abrechnung und die Akquise von neuen Projekten, wir kümmern uns auch um den Kundenverkehr, schauen, dass da im Prinzip alles ordnungsgemäß verläuft, erstellen Hausanschlüsse, machen im Prinzip alles, was mit der Wasserwirtschaft im kommunalen Bereich zu tun hat.
Laura: Okay das ist ja schon mal ein sehr weites Spektrum und aus welcher Region bezieht denn der Wasserverband Lausitz sein Wasser?
Kristin Becker: Der bezieht das aus dem Lausitzer Urstromtal, das ist eines der alten Ursprungtäler, was aus Breslau Richtung Magdeburg verläuft und da haben wir das große Glück, dass wir auch gar nicht so tief müssen, um an das Roh-Wasser heranzukommen, das heißt unsere Brunnen sind alle zwischen 20 - 30 Meter nur tief. Da haben wir großes Glück, dass wir nicht so tief nach unten müssen.
Laura: Okay ist denn der Wasserverbrauch in den vergangenen Jahren gestiegen und wenn ja, welche Ursachen könnte das eventuell haben?
Kristin Becker: Ja tatsächlich haben wir über die letzten Jahre schon einen Anstieg in unserem Wasserverbrauch mitbekommen, wobei man das noch ein kleines bisschen differenzieren muss, das heißt früher zu DDR-Zeiten, war ja der Braunkohletagebau in der Lausitz Region noch viel ausgeprägter und das Wasserwerk in Tettau, in dem ich tätig bin, dies gibt es schon seit 1956 und dort wurden (im Mittel) am Tag ungefähr 60000 Kubikmetern Trinkwasser aufbereitet. Mit dem Umbruch in der Wende, beziehungsweise mit dem Rückgang des Braunkohle-Tagebaus ist aber der Wasserbedarf extrem eingebrochen, so dass dann in 2007 ein neues Wasserwerk am gleichen Standort eröffnet worden ist. Dieses hatte dann nur noch eine Trinkwasseraufbereitungskapazität von 24.000 Kubikmeter am Tag und das hat uns eigentlich auch gereicht in den letzten Jahren, aber auch nur weil wir das große Glück hatten, wir konnten aus dem Wasserwerk Schwarze Pumpe, bei dem der große Tagebau ist, konnten wir Wasser über eine Fernleitung beziehen. Somit hatten wir das große Glück, wir konnten das Wasserwerk im Tettau relativ konstant durchfahren, dann gab es aber die Information, dass das Wasserwerk in Schwarze Pumpe sein Trinkwasser beziehungsweise die Wasseraufbereitung für den Trinkwasserverbrauch einstellen wird. Das heißt nur noch die Grundwasseraufbereitung vornehmen wird und da hatten wir natürlich dann diesen Mehrbedarf von ungefähr 2.000.000 Kubikmetern im Jahr, die mussten wir natürlich dann irgendwie selber abfangen und deshalb wurde dann in 2019 das zweite Wasserwerk am gleichen Standort errichtet, sodass wir jetzt Wasserwerk 1 und 2 haben und insgesamt eine maximale Aufbereitungskapazität von 43.000 Kubikmetern am Tag. Also dahingehend hat sich das schon dadurch erhöht, dass wir jetzt natürlich den Wasserbedarf von diesem Wasserwerk Schwarze Pumpe, den wir sonst in Spitzenzeiten einfach eingekauft haben, selbst aufbereiten müssen und in Gesamtzahlen kann man das einfach mal so sagen, dass wir in 2018 8.000.000 Kubikmeter im Jahr aufbereitet haben, im Jahr 2019 9.000.000 und jetzt 2020 und 21 jeweils ungefähr 10.000.000 Kubikmeter im Jahr an Trinkwasser aufbereiten. Es ist schon eine ganz schöne Menge, die durch unsere Rohre gehen.
Laura: Ja wirklich, also ich hätte jetzt auch gesagt eine ganz schöne Menge. Was für Gebühren kann man sich ja vorstellen für das Trinkwasser, Schmutzwasser und auch für die mobile Entsorgung?
Kristin Becker: Eine gute Frage beziehungsweise etwas, worüber sich der Wasserverband Lausitz sehr rühmt und zwar hat er seit 20 Jahren eine Gebührenstabilität für das Trinkwasser, das heißt der normale Kubikmeter kostet 1,47€ das Schmutzwasser kostet 3,08€ für den Kubikmeter und die mobile Entsorgung kostet 0,39€ pro bezogenem Kubikmeter Trinkwasser plus eine Transport- und Anfahrtsgebühr, je nachdem wohin der mobile Entsorger dann kommen muss.
Laura: Okay ja und wieviel Prozent der Bevölkerung sind dann tatsächlich noch nicht an das allgemeine Abwassernetz angeschlossen, also auf ihren Standort natürlich bezogen?
Kristin Becker: Genau also im Wasserverband Lausitz haben wir einen Anschlussgrad von 84% mit dem Stand 2020. Die neuen Zahlen kommen immer erst zum Folgejahr, kann ich jetzt noch nicht für 2021 sagen, aber ungefähr 84%, also 16% an Einwohnern, das entspricht ungefähr 12.000 Menschen, sind jetzt noch nicht an die zentrale Entsorgung angeschlossen sondern werden dezentral versorgt.
Nicole: Und möchte man das ändern, also dass mehr Menschen am Netz mitangeschlossen sind?
Kristin Becker: Also generell ist bei uns immer so das Vorgehen, dass bei jedem Neuanschluss immer geguckt wird, ob die Möglichkeit besteht ihn an das zentrale Entsorgungsnetz anzuschließen, aber es gibt natürlich Ortschaften, da ist der Kosten-Nutzen-Faktor nicht gegeben und soweit wie ich das jetzt weiß ist für die nächsten 2 Jahre keine größere Anschlusskampagne geplant. Also dass zum Beispiel ganze Ortschaften angeschlossen werden. Es ist aber schon so, dass individuell geguckt wird und auch dann einfach einmal Entscheidungen zum Wohle des Anwohners oder des neuen Anwohners getroffen werden und wenn es möglich ist wird immer versucht in eine zentrale Entsorgung anzuschließen.
Nina: Genau und bei den Prozent der Bevölkerung, die bis jetzt noch nicht an das allgemeine Abwassernetz angeschlossen sind, da sollte ja die Abwasserentsorgung natürlich trotzdem stattfinden und da haben wir auch gelesen, dass es sogenannte Sammelgruben und Kleinklärwerke gibt und da wollten wir einfach mal fragen, wie viele solcher Sammelgruben oder Kleinklärwerke gibt es denn noch auf ihren Standort natürlich bezogen?
Kristin Becker: Also ich habe ja gesagt, dass wir ungefähr 12.000 Einwohner haben, die eben noch nicht an das zentrale Entsorgungsnetz angeschlossen sind und wir haben insgesamt 6000 Kleinkläranlagen und 6300 Sammelgruben, die von uns entsorgt werden, in immer regelmäßigen Abständen. Dazu kommen aus dem gesamten Verbandsgebiet des WAL 11 Kläranlagen, die eine Gesamtkapazität von 127.000 Einwohner haben. Wir haben ja nur knapp 80.000 Einwohnern im Verbandsgebiet, aber die Industrie, die dazukommt wird natürlich auch über die Kleinkläranlagen mit entsorgt.
Nina: Dann kennen es ja viele von uns eigentlich, da haben viele glaub ich eigene Erfahrungen und zwar wenn die Rohre verstopft sind und da wollen wir natürlich auch fragen, wodurch können solche Verstopfungen von solchen Wasserrohren denn entstehen?
Kristin Becker: Dann müsste man auch vielleicht nochmal differenzieren, ob es sich jetzt um Trinkwasser- oder um Abwasserrohre handelt, also bei Abwasserrohren ist ganz klar Haare und Fette, Müll, Hygieneartikel die unbedacht in die Toilette oder einen Abfluss ausgegossen werden, auch Speisereste, die dafür sorgen können, dass man sogenannte Fettpfropfen in den Kanalsystemen hat, die Verblocken natürlich alles und führen zu einem extremen Mehraufwand. Da kann man auch nur das Beispiel aus London wieder nennen mit dem kilometerlangen Haar- und Fettpfropfen, der sich dort festgesetzt hat, also von daher auch von meinerseits die Bitte nochmal keine Haare in die Toilette, keine Ohrstäbchen, keine Windeln, nichts was nicht Fäkalien sind in der Toilette entsorgen. Ich nehm da auch gerne immer jemanden mit auf die Kläranlage, um das zu zeigen. Ich hab da schon viele Freunde noch abgeschreckt, bei denen ich dann doch mal Haare im Klo gesehen hab, also das ist wirklich mein Wunsch, dass da die Leute einfach etwas umsichtiger werden bei dem, was sie denn da entsorgen. Ansonsten bei Trinkwasserrohren kann es auch zu Verstopfungen kommen, das liegt aber meistens daran oder zumindest bei uns in der Region, dass wir einen erhöhten Eisengehalt im Rohwasser haben und der wird natürlich unter den entsprechenden Richtwerten der Trinkwasserverordnung soweit herausgefiltert, aber es kann immer noch sein, dass kleine Restmengen an Eisen und Mangan noch im Trinkwasser vorhanden sind, die dann über die Strecke der Rohre einfach ausfallen über die Zeit und das kann natürlich für eine Trinkwasserleitung, die seit 60 Jahren beispielsweise im Boden ist, dafür sorgen, dass sich der Querschnitt um die Hälfte halbiert und das dann, wenn natürlich irgendwas noch eingebracht würde, durch einen Rohrbruch zum Beispiel, zu Verstopfungen oder zu anderen Sachen führen können.
Nina: Ja das ist stimmt, das sollten wir uns vielleicht doch mehr zu Herzen nehmen, was Sie gesagt haben, was wir eher nicht ins Klo schmeißen sollten. Und dann gibt es ja auch die Kanalreinigung und zwar sind das ja auch solche Maßnahmen, um die Abwasserleitungen oder auch Schächte zu reinigen und das kann man ja auch auf oft auf den Straßen beobachten, wie wird denn überhaupt so eine Kanalreinigung durchgeführt und wie oft wird diese gemacht?
Kristin Becker: Also die Durchführung bei uns wird so angestrebt, dass wir einmal ein Jahr immer an vorher definierten Standorten eine Kanalreinigung durchführen, die wird auch über die öffentlichen Kanäle mitgeteilt an die Anwohner, weil es ja doch zu Geruchsbelästigung kommen kann und dann ist es so ,dass wir innerhalb von 5 Jahren das komplette Verbandsgebiet gespült haben, manchmal oder manche Orte die einfach stark belastet sind oder bei denen vielleicht das Gefälle in den Abwasserleitungen nicht ganz stimmig ist, die dann öfter gespült werden müssen, ansonsten ist es aber so ,dass wir vorher einfach definieren, wann welcher Bereich dran ist. Dieser wird gespült und nach spätestens 5 Jahren ist das komplette Netz einmal komplett durchgespült worden.
Nina: Wir hatten auf ihrer Internetseite nämlich gelesen, dass sie auch solche mobilen Entsorgungen von diesen Fettschlämmen durchführen und Fettschlämme sind ja eigentlich solche schwarzen, nicht wohlriechenden Schlämme, die natürlich auch beispielsweise durch dieses Faulen in dieser Kläranlage natürlich auch entstehen und da haben wir uns natürlich gefragt, wie oft musst du denn so eine mobile Entsorgung von Fettschlämmen durchgeführt werden und wie finden diese statt?
Kristin Becker: Also das kommt jetzt ganz auf den Betrieb an, der für diese Schlämme zuständig ist. Also normalerweise ist es ja so, dass diese Fettschlämme einen bestimmten Abfallschlüssel haben, das heißt sie werden aus Industrien, also Gaststätten, Großküchen, Fleischereien, Schlachtanlagen und Ähnlichen produziert. Die fallen an und werden dann immer nachdem wie groß der Betrieb, unterschiedlich oft abgeholt. Das kann einmal im Jahr sein, es kann alle 2 Jahre sein, es kann aber auch jedes halbe Jahr sein, also das kommt immer auf den Umfang an, wie viel von den Fetten jetzt abfällt und es handelt sich hierbei um pflanzliche oder tierische Fette, sie müssen organisch, faulungsfähig und gut pumpfähig sein, damit man sie überhaupt transportieren kann und ansonsten gibt es aber in dem Sinne keine Einschränkungen was angenommen wird oder nicht.
Nicole: Und dann würde ich jetzt noch ein bisschen was zum allgemein Standort Lausitz fragen und zwar wissen wir ja, dass die Lausitz sehr durch Braunkohletagebau und auch durch Landwirtschaft geprägt ist und jetzt möchte ich einfach mal fragen, welche besonderen Schwierigkeiten treten überhaupt dann auf im Wasserwerk? Zum Beispiel wodurch kommt es so einer so großen Eisenhydroxidbelastung?
Kristin Becker: Also bei unserem Standort Tettau ist es so, dass wir einfach aufgrund der geologischen Gegebenheiten einen sehr hohen Eisenanteil im Rohwasser schon haben beziehungsweise in den Gesteinsschichten und dass dieser natürlich dann aufgrund der Grundwasserfließrichtung gelöst wird und wir auch eine sehr breite Fassungstrasse haben, das heißt sie erstreckt sich über mehrere Kilometer also bis zu 7-8 Kilometer lang ist unsere Fassungstrasse. Das heißt wir haben natürlich an jeder Stelle dieser Fassungstrasse eine andere geologische Gegebenheit, das heißt manche Brunnen fördern etwas mehr Eisen als andere Brunnen und wir versuchen das natürlich im Wasserwerk dann dadurch ein bisschen auszugleichen, indem wir verschiedene Pumpen in verschiedenen Konstellationen fördern lassen. Für die Aufbereitung ist es dann natürlich wichtig, dass wir zum einen den ph-Wert anheben, damit das saubere Grundwasser auf ein anderes Niveau gehoben wird, so dass das Eisen als Eisen-III ausfällen kann, als Eisenhydroxid und dieses Eisenhydroxid wird dann durch einen Filter herausgefiltert, ebenso wie das Mangan.
Nicole: Und mit welchen Substanzen heben Sie den ph-Wert an?
Kristin Becker: Wir nutzen eine fünfprozentige Kalkmilch, um den pH-Wert anzuheben. Wir haben da meistens ein ph-Wert von ungefähr 6,0 und heben ihn dann mit der Zugabe der Kalkmilch auf einen ph-Wert von 9,0 an. Und dieser baut sich dann während des Durchlaufs durch das Wasserwerk auf einen Wunsch ph-Wert von uns zwischen 8,1 - 8,3.
Nicole: Und dann entstehen im Prinzip Flocken, wie werden sie genau herausgefiltert?
Kristin Becker: Wir festigen diese Flocken, in denen wir noch ein Flockungshilfsmittel hinzugeben, dieses aber nur so gering dosieren, dass es im Trinkwasserablauf nicht mehr nachweisbar ist und wenn diese Flocken sich zusammengefunden haben, werden sie als allererstes durch eine Sedimentation abgesetzt. Diesen Eisenschlamm ziehen wir ab und bereiten ihnen unserer eigenen Eisenschlammanlage auf und der Restgehalt, der dann noch in unserem Rohwasser vorhanden ist, wird über einen freistehenden Schnellsandfilter filtriert. Dort ist das eine reine mechanische Filtration, das heißt das Rohwasser rieselt von oben nach unten durch den Sandfilter hindurch, das Eisen bleibt in den Lücken zwischen den einzelnen Filterkörnern hängen und an diesen Filterkörnern sitzen noch manganreduzierende Bakterien, die dann das Mangan für uns im Prinzip kostenfrei herausfiltern, so dass wir da keine Probleme haben. Deshalb darf man auch nie eine Desinfektion von Trinkwasser noch in dem Aufbereitungsprozess machen. Wir haben auch das große Glück, dadurch dass wir Grundwasser fördern, dass wir da keine biologischen Probleme haben, das heißt wir haben keine Bakterien oder Viren in unserem Rohwasser. Wir müssen demnach auch nicht desinfizieren oder andere Substanzen hinzugeben, das heißt wir kommen einfach mit der Kalkmilch und eben diesem geringen Anteil an Flockungshilfsmittel durch die komplette Trinkwasseraufbereitung.
Nicole: Und in dem Zusammenhang können wir auch fragen, welche Produkte können aus dem anfallenden Eisenhydroxidschlamm produziert werden?
Kristin Becker: Das ist eine gute Frage, damals wurde das ja also vor ungefähr 30 Jahren, wurde einfach irgendwo im Wald ausgebracht oder irgendwo verscharrt und mittlerweile ist es aber so, dass wir einen Abnehmer gefunden haben, der den Eisenhydroxidschlamm als Rohstoff nutzt und zwar um daraus Geruchsbindemittel herzustellen und diese können dann wieder im Abwasserbereich oder auf Baustellen eingesetzt werden, weil sie im Prinzip wirklich lästige Gerüche vor allen Dingen bei Abwasserschächten oder so wieder binden können.
Nicole: Okay und wir hatten ja vorhin schon mal kurz diesen Tagebau angesprochen, dass der im weiter rückläufig ist, hat das jetzt auch speziell Auswirkungen auf die Trinkwasseraufbereitung, also dass es einfacher wird diesen Eisenschlamm zu fällen oder die Menge?
Kristin Becker: Für die Trinkwasseraufbereitung hat jetzt der Wegfall des Tagebaus für uns in Tettau keine große Auswirkung, aber man merkt natürlich, dass der Grundwasserstand dadurch extrem ansteigen wird und man muss sich ja immer bewusst sein, dass wenn jetzt gerade in der Regionen mit den großen Tagebaufeldern der Grundwasserspiegel ansteigt, dass die gesamten Schadstoffe, die während des Tagebaubetriebs eingelagert worden sind, dass die dann durch das ansteigende Grundwasser gelöst werden und dadurch hat man ja eher das Problem, dass Schadstoffe gelöst ins Grundwasser kommen und diese durch die Fließrichtung des Grundwassers natürlich zu anderen Städten weitergetragen werden. So dass wir jetzt vielleicht gar nicht das große Problem haben mit dem Tagebau aber zum Beispiel Trinkwasseranbieter oder beziehungsweise Wasserwerke, die etwas weiter nördlich liegen, beziehungsweise in Abstromrichtung des Grundwassers und die dann eher ein Problem von zu viel Sulfat oder auch viel zu viel Eisengehalt haben und damit klarkommen müssen. Das heißt es hat dann schon langfristig Auswirkungen darauf, dass eventuell die Trinkwasser Aufbereitung verteuert wird, weil man eben in neue Verfahren investieren muss oder im Prinzip weil man noch mehr Zusatzstoffe hinzugeben muss.
Laura: Ja wir haben jetzt wirklich eine ganze Menge über die Wasserwirtschaft selbst gesprochen aber ich hätte jetzt nochmal eine Frage zum Wasserverband Lausitz und zwar was gibt es denn für Angebote des Unternehmens für Schüler und Studenten?
Kristin Becker: Das ist eine gute Frage, denn wir sind immer auf der Suche nach neuen Fachkräften, das heißt bei uns kann sich jeder melden, egal ob Student/Studentin, Schüler oder Schülerinnen, wir haben in jedem Bereich einen Platz frei, man kann sich entweder in unserer eigenen Planungsabteilung umschauen, man kann im kaufmännischen Bereich reinschnuppern oder man kann auch auf den Anlagen arbeiten. Also da denke ich finden wir für jeden Interessierten ein passendes Plätzchen.
Laura: Okay vielen Dank.
Nina: Vielleicht auch für uns.
Kristin Becker: Sie sind herzlich willkommen mal vorbeizuschauen, ich hoffe ja auch, dass es coronabedingt bald wieder möglich sein wird.
Laura: Dankeschön, wir bedanken uns sehr bei Frau Becker für das Interview und möchten noch einmal wichtige Fakten zusammenfassen. In den vergangenen Jahren ist der Wasserverbrauch gestiegen, das kann durch unterschiedliche Ursachen kommen, wie zum Beispiel vermehrter Einbau von Gartenwasserzähler.
Nicole: Innerhalb unseres Interviews wurde dieser Appell schon einmal getätigt, doch man kann es nicht oft genug sagen, bitte werft keine Haare, Hygieneartikel, Müllreste und noch viele andere Dinge in die Toilette. Außerdem wird für das saubere, eisenhaltige Wasser eine dreistufige Trinkwasseraufbereitung angewandt.
Nina: Des Weiteren kommt es durch geologische Gegebenheiten und breit gefächerten Wasserfassungstrassen zu einer großen Eisenhydroxidbelastung, landwirtschaftliche Nutzung und Tagebau sind Schwierigkeiten, die für den Standort Lausitz auftreten.
Nicole: Hast du beispielsweise Lösungsvorschläge oder bist du Schüler oder Student, dann kannst du dich gerne für ein Praktikum bewerben.
Laura: Für unsere Überlegungen und für unsere Auswahl der Fragen haben wir übrigens besonders die Website der Unternehmensgruppe genutzt.
Nina: Unter www.wal.de findet ihr eine sehr gute, strukturierte, übersichtliche Website auf der ihr weitere Informationen zum Unternehmen, aber auch in Bezug auf ein Praktikum finden könnt.
Nicole: Und als kleiner Denkanstoß am Ende, möchte ich euch noch sagen dieser Spruch „save water, drink beer“, den ja alle bestimmt schon einmal gehört habt, klingt zwar eigentlich lustig und anstrebend,…
Laura: …aber wenn man das ganze fachlich betrachtet, dann ist der Spruch tatsächlich falsch.
Nina: Genau, denn um eine Flasche Bier (0,5 Liter) herzustellen, benötigt man 150 Liter Wasser.
Laura: Also dann doch lieber Vodka trinken.
Nicole: Und damit verabschieden wir uns.
Nina: Tschö mit ö!
Laura: Bis zum nächsten Mal!
Das Trinkwasser kommt täglich auf den Prüfstand. Doch regional bedingt müssen bei der Trinkwasseraufbereitung verschiedene Probleme bewältigt werden. Frau Kristin Becker vom Wasserverband Lausitz thematisiert im Interview die Besonderheiten des Standorts Lausitz. In diesem Interview werden auch berufliche Perspektiven für SchülerInnen und Studierende aufgezeigt.