19.12.2016
Weihnachtswünsche 2016
Liebe Studierende, Mitarbeiter, Forschungspartner und Interessierte am Lehrstuhl Kraftfahrzeugtechnik der TU Dresden,
das Jahr 2016 wird als ein Jahr in die Geschichte eingehen, in dem wir auf der großen Bühne der Weltgeschichte vieles mit ansehen mussten, das uns beunruhigt. Auch in der deutlich kleineren Welt der Automobiltechnik stehen uns sicher große Umwälzungen bevor, wie die schnelle Hinentwicklung zu alternativen Antrieben, das vernetzte und autonome Fahren und große Fortschritte in der Beherrschung von Leichtbauwerkstoffen. Es scheint schwierig geworden zu unterscheiden, welche Wahrheiten immer noch gelten, und welche völlig neu gedacht werden müssen. Fest gefügtes Wissen – ein geschlossenes Weltbild – das uns früher Orientierung gab, scheint uns jetzt in Zeiten rasend schneller Veränderungen eher im Weg zu stehen. Viele haben deshalb Angst bekommen vor der Ungewissheit und der gefühlten Ohnmacht, die wir angesichts dieser Entwicklungen empfinden. Mancher ist verzagt, mancher aggressiv, mancher einfach ratlos.
Wie gut tut uns da Weihnachten. Ein kleines Kind in einer Krippe, irgendwo in der Provinz – fast am Ende der Welt. Dieses Kind strahlt Liebe aus, Hoffnung und Glauben. Liebe zu den Menschen in ihrer ganzen Verschiedenheit und Vielfalt. Hoffnung auf eine bessere, gerechtere Welt, in der jeder seinen Platz hat – egal, in welchem Land er sich aufhält. Und es bringt uns den Glauben daran, dass das mit Gottes Hilfe wahr werden wird. Es ist das Gegenmodell zu den stampfenden Stiefeln der Mächtigen, zu totalitären Herrschern, die sich gerade heute wieder auszubreiten scheinen. Und es ist mächtiger.
Und in unserer Profession der Wissenschaftler und Ingenieure, die wir unsere ganze Inspiration und unsere Tatkraft aufwenden, um technische Systeme von höchster Komplexität und Genialität zu ersinnen? Für uns ist das kleine, verletzliche Kind in der Krippe die Ermutigung, unsere Technik stets auf die Bedürfnisse der Menschen hin auszurichten. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Ingenium gegen die Menschen missbraucht oder einem zum Selbstzweck gewordenen Gewinn- oder Machtstreben untergeordnet wird. Unsere Technik macht den Menschen mobil, sie schützt ihn vor Gefahren und schont die Umwelt. Sie ist leicht bedienbar, bietet Komfort und macht Spaß. Ich habe sie jederzeit im Griff, sie tut jederzeit was ich will und erzählt niemandem ungebührliche Dinge über mich.
„Was? Stimmt doch gar nicht!“ wenden Sie jetzt vielleicht ein. Gut – dann lassen Sie uns gemeinsam weiter daran forschen. Anscheinend sind wir noch nicht fertig!
In diesem Sinne ein schönes, gesegnetes Weihnachtsfest für Sie und Ihre Familien und ein gutes neues Jahr 2017.
Herzlichst,
Ihr Günther Prokop