Praxisaufgabe Schienengüterverkehr: Dresdner Stollen für die Hamburger Tafel
Studentischer Erfahrungsbericht zum Projekt im Rahmen der Lehrveranstaltung „Marktorientierte Leistungserstellung im Schienengüter- und Personenverkehr“
Elisabeth Kretschmer 23.01.2017
Am Nachmittag des 15.12.2016 herrschte reger Betrieb vor dem Gebäude der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“. Grüppchen von Studierenden, Mitarbeitern der Fakultät und einige Pressevertreter versammelten sich um einen LKW mit Wechselaufbau der Firma Emons. Über 50 Kilogramm Dresdner Christstollen und sogar ein Weihnachtsbaum wurden eifrig verladen. Sie sollten in diesem Behälter noch am Abend per Güterzug die Reise nach Hamburg antreten, wo die Ladung am nächsten Tag der örtlichen „Tafel“ als Spende einiger Dresdner Bäckereien übergeben werden sollte. Seit November hatten wir Studierenden im Rahmen eines Praxisprojektes im Fach Marktorientierte Leistungserstellung an der Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr auf diesen Moment hingearbeitet. Betreut wurden wir durch Herrn Professor König und Frau Dehmelt und lernten, was alles zur Organisation eines Gütertransports auf der Schiene gehört. Zunächst musste selbstverständlich der Container für unser Projekt bereitgestellt werden. Einige Studierende setzten sich deshalb mit der Firma Emons in Verbindung, die uns bis zum Schluss freundlich unterstützte. Eine andere Gruppe kümmerte sich um die Beschaffung des Transportguts, eine weitere stellte den Kontakt zur Hamburger Tafel her und stellte sicher, dass die Ware in Hamburg auch in Empfang genommen werden würde. Um die Qualität des Stollens bis zur Ankunft nicht zu beeinträchtigen und die Betriebssicherheit des Behälters zu gewährleisten, machten sich die Gruppen Ladungssicherung und Verpackung über den Einsatz von Kisten, Gitterboxen, Spanngurten und über den Kälteschutz Gedanken. Auch dem Problem Versicherung und der Frage, was mit dem Behälter nach unserer Ankunft in Hamburg geschehen soll, musste nachgegangen werden. All dies selbst durchzuführen half uns, die Komplexität des Schienengüterverkehrs besser zu verstehen.
Als Belohnung durften alle am Projekt beteiligten Studierenden die „Verfolgung“ des Wechselbehälters aufnehmen: Eine Exkursion in die Hansestadt stand an. Zwei von uns hatten sogar die einmalige Gelegenheit, gleich über Nacht auf der Lok des Stollenzugs mitzufahren, während der andere Teil der Gruppe am Freitag, 16.12.2016 gegen 7 Uhr morgens in den InterCity nach Hamburg stieg. Erfreulicherweise erreichten wir ohne Verspätung unser erstes Ziel, die Hafenbahn der HPA „Hamburg Port Authority“. In einer Präsentation und auch vom Dach des Hafenbahnhofs „Alte Süderelbe“ (Tower der Leitzentrale) aus bekamen wir einen Überblick über die beeindruckende Infrastruktur, auf der täglich etwa 200 Züge verkehren. Im Anschluss war etwas Zeit für einen Imbiss im authentischen „Trucker Treff“ im Autohof Altenwerder. Dann folgte eine spannende Besichtigung des Terminals „Eurokombi“. Angesichts des Wetters und der Dimension der Anlage war die Freude groß, als wir hörten, dass wir dafür gar nicht aus dem Bus steigen mussten. Auf komfortable Weise erfuhren wir so mehr über Technik, Betriebsabläufe und weltwirtschaftliche Herausforderungen, während wir staunend das geschäftige Treiben der Portalhubwagen beobachteten. Schließlich war jedoch die Zeit gekommen, unseren Wechselbehälter auf dem Freiladegleis zu finden und zu entladen. In der Dämmerung überreichten wir dem Geschäftsführer der Hamburger Tafel unsere 52 Christstollen und den Weihnachtsbaum. Wir hoffen sehr, dass sich viele Menschen in der Adventszeit daran erfreuen konnten. Nach getaner Arbeit begaben wir uns wieder in die Innenstadt und verbrachten noch etwas Zeit auf den prächtigen Weihnachtsmärkten, bevor unser Zug gegen 19 Uhr vom Hauptbahnhof Richtung Dresden abfuhr. Ein spannendes Projekt kam damit zum Abschluss. Die Erfahrungen, die wir dabei gemacht haben, werden hingegen noch eine ganze Weile bestehen.
Wir möchten an dieser Stelle den Dresdner Bäckereien danken, die mit ihren Spenden zum Gelingen des Projektes beigetragen haben:
Bäckerei Möbius
Heberer - Wiener Feinbäcker
Bäckerei & Konditorei Dietze
Außerdem danken wir dem Staatsbetrieb Sachsenforst für die Spende des Weihnachtsbaumes.