Schienengüterverkehr
Mit dem permanenten Wandel von Handels- und Güterverkehrsstrukturen im urbanen und globalen Kontext ergeben sich mitwachsende und neue Herausforderungen in den Transport- und Logistikketten. Der auf den Transport von Massengut spezialisierte und hierbei hoch effektive Verkehrsträger Schiene ist deshalb in immer kürzeren Zeiträumen gefordert, sein systemimmanentes Entwicklungspotenzial zielorientiert zu erschließen, um die erwarteten Effekte in moderne, wirtschaftliche und zuverlässige Dienstleistungen einbringen zu können. Weltumspannende Lieferwege mit multimodalen Transportketten machen neue Transport-, Umschlags- und Informationssysteme bzw. die Adaption und/oder Weiterentwicklung bestehender Angebote und Technologien erforderlich.
Die Leistungsersteller in den historisch entwickelten drei Säulen des Schienengüterverkehrs- Wagenladungsverkehr mit Ganzzug- und Einzelwagenverkehr, Kombinierter Verkehr und Stückgutverkehr- suchen deshalb verstärkt das Zusammenwirken mit Wissenschaft und Forschung.
Verbunden mit der Stärke der Professur, der Gestaltung und Weiterentwicklung der betrieblichen Prozesse in den Anlagen und Gleisanschlüssen, sind die Forschungsprojekte eng mit den Fragen der Prozessautomatisierung im Rangierbetrieb verbunden. Die Professur verfügt hierbei über mannigfaltige Erfahrungen und Lösungen für Anschluss- und Werkeisenbahnen. Durch die Kooperation mit der DB Cargo AG konnten diese Erfahrungen auf das Gebiet der Automatisierten Planung in Zugbildungsanlagen übertragen werden. Durch eine konsequente Orientierung auf die Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung und das Gebiet der Operations Research entstand ein Forschungsfeld auf europäischem Niveau.
Ein weiteres Kennzeichen der Professur ist die Etablierung des Ansatzes bahnaffiner Logistikketten und die zugehörige Ableitung ihrer Merkmale. Damit sollen insbesondere Antworten für die Reaktion des Schienengüterverkehrs auf den so genannten Güterstruktureffekt unterstützt werden. Dieser ist zunehmend auch mit Gütern verbunden, die vorwiegend im Internet gehandelt werden. Der Anteil hochwertiger, sowohl bahn- als auch straßentransportaffiner Güterarten wächst hier dynamisch. Immer größere Mengen kleinerer (und zunehmend auch größerer) Stückgüter sind schneller, zuverlässig und kostengünstig vom Produzenten zum Empfänger zu bringen. Die Empfänger sind dabei zu einem hohen Anteil die Privatkunden in den urbanen Ballungsgebieten. Für den Schienengüterverkehr der Zukunft ergeben sich somit neue Kunden- und Lieferstrukturen. Die Antwort der Professur auf diese Trends und Herausforderungen ist bereits 2013 im Konzept der Vernetzung von Bahn-City-Portalen veröffentlicht worden und bildet gegenwärtig eine Basis für eine breite öffentliche Diskussion. Mit der Umsetzung dieses Konzepts kann der elektromobile Verkehrsträger Schiene für sich und die damit verbundenen Lieferketten den Weg in die Moderne ebnen. Bahn-City-Portale bilden den entscheidenden Hebel für die Durchsetzung elektromobiler Lieferketten bzw. Lieferketten, in denen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zum Einsatz kommen. Bahn-City-Portale sind innenstadtnah und an der Schnittstelle zwischen dem Fernverkehr auf der Schiene und der elektromobilen Feinverteilung der Güter im urbanen Ballungsbereich vernetzt positioniert.
Unter maßgeblicher Mitwirkung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Rainer König wurde das „Weissbuch Innovativer Eisenbahngüterwagen 2030, Die 5L – Zukunftsinitiative“ als Idee entwickelt und von Wissenschaft und Praxis gestaltet und veröffentlicht. In seinem Ergebnis sind bereits namhafte Forschungsprojekte in der Schweiz und in Deutschland entstanden, die im Sinne der Verbindung von Wissenschaft und Praxis die Weichen auf die Umsetzung der darin enthaltenen Ansätze und Weiterentwicklungen gestellt haben.