Bahn-City-Portal – Schnittstelle für eine durchgehend elektrische Lieferkette
Die starke Zunahme der Güter- sowie Handelslogistik führt zu einer steigenden Belastung der (öffentlichen) Verkehrsinfrastruktur. Diese Belastung wächst in Richtung der Kapazitätsgrenzen, speziell in den Ballungs- und Metropolregionen. Grund hierfür ist u.a. ein sich beständig änderndes Kaufverhalten der Konsumenten mit einer Verschiebung des Konsums zu Gunsten des E-Commerce. Gleichzeitig steigt die Forderung nach einer stärkeren Berücksichtigung der ökologischen Faktoren. Aus diesen Transformationen im Sektor der Güter- und Handelslogistik entsteht die Frage, wie der Lieferbedarf in Zukunft, unter weitreichender Nutzung bestehender Infrastrukturen nachhaltig befriedigt werden kann, ohne einen Verkehrsinfarkt zu riskieren.
Eine Antwort hierauf bildet das an der Professur entwickelte Bahn-City-Portal (BCP). Das Konzept schafft eine neue Schnittstelle zwischen modernen Bahnverkehren und Stadtlogistik, bei gleichzeitiger Integration des Schienengütertransports in stadtverträgliche Logistikprozesse. Das BCP besteht aus zwei Interfaces: „Bahn-Portal“ und „City-Portal“. Beide Bereiche werden durch ein Güterterminal miteinander verbunden, welches einen zeitvariablen Umschlag realisiert. Das Bahn-Portal ermöglicht als Schnittstelle zum Schienenfernverkehr den direkten Transport von großen Gütermengen mit der Bahn bis in die Innenstadt. Demgegenüber bietet das City-Portal die Möglichkeit als Schnittstelle zum städtischen Wirtschaftsverkehr zu fungieren und damit große, aber auch gleichzeitig kleinteilige Gütermengen mithilfe elektromobiler Kleintransporter zum Empfänger zu liefern.
Durch das BCP sollen im Bereich Transport und Verkehr, Ökologie und Stadt Vorteile generiert werden. Dabei können durch den Bahntransport bis in die Stadt hinein Verkehrsaufkommen effektiv vermieden werden. Gleichzeitig wird durch die Innenstadtlage des BCP ein Anreiz zur Anwendung neuer stadtverträglicher Logistikkonzepte (z. B. Elektromobilität, Kooperationen zwischen Logistikdienstleistern) auf der letzten Meile geschaffen. Durch die Einbindung eines zeitvariablen Umschlages im Güterterminal werden neue Geschäfts- und Betriebsmodelle anwendbar. Dadurch kann eine Differenzierung zwischen eiligen und zeitunkritischen Sendungen vorgenommen werden. Für den Transport im Hauptlauf zwischen verschiedenen BCP und der Realisierung einer durchgehend elektrischen Lieferkette, bedarf es eines Schienen-Express-Netzes für den Güterverkehr. Dadurch ist es möglich, ein Angebot für den zeitkritischen Transport von kleinteiligen und eilbedürftigen Gütern zu schaffen. Somit entstehen neben den ökologischen auch die ökonomischen Vorteile für die Versorgung von urbanen Räumen. Im Zusammenhang mit der Initiative „Modellstadt für nachhaltige und integrierte urbane Mobilität“ der Landeshauptstadt Dresden, kann das BCP ein Baustein für eine Weiterentwicklung der Elekromobilität und Digitalisierung im Güterverkehr darstellen.
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Bahn-City-Portal - Herausforderungen für die Güterlogistik zwischen Schiene und Stadt