06.12.2023
Abschlussworkshop des Projekts "Modellierung (De-)Zentraler Energiewenden"
Die Energiewende in Deutschland war bislang geprägt von der Installation dezentraler Erzeugungs- und Speichertechnologien wie etwa PV Anlagen auf Dächern oder Windkapazitäten auf dem Festland. Zunehmend durchdringen jedoch auch erneuerbare Energien mit zentralen Eigenschaften wie etwa Offshore-Windenergie und großskalige Speicherlösungen und Sektorkopplungstechnologien die deutsche Energielandschaft. Diese Entwicklung führt dazu, dass sich Erzeugungs- und Speicherleistungen in einigen Regionen stärker konzentrieren als in anderen. Zusätzlich bewirkt die zunehmende Sektorenkopplung eine Veränderung bisheriger Nachfrageprofile, welche die regionalen Energiebedarfe beeinflussen. Eine wichtige Rolle wird dabei in Zukunft auch die heimische Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbarem Strom spielen.
Im Rahmen des Projektes MODEZEEN erforschten daher Wissenschaftler:innen von dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), von der Universität Duisburg-Essen (UDE), Technischen Unviersität Dresden (TUD) und der Technischen Universität Berlin (TUB), die Bedingungen für eine bestmögliche Koordination zentraler und dezentraler Energieinfrastrukturlösungen um zu einer effizienteren Umsetzung der Energiewende in Deutschland beizutragen.
Mit dem Ende der Laufzeit des vom BMWK geförderten wissenschaftlichen Forschungsprojektes richtete das Projektkonsortium im Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften am 28.11.23 einen abschließenden Workshop aus, um die gewonnen Erkenntnisse zusammenzufassen und gegenüber einer größeren Interessensgruppe vorzustellen. Insgesamt 25 Teilnehmer:innen erhielten dabei Einblicke auf verschiedene Fragen zu dezentralen und zentralen Aspekten der Marktintegration von grünem Wasserstoff.
Neben den Rednern des Projektkonsortiums, stellten auch Vertreter von Industrie und Verbänden aktuelle Erkenntnisse zum Aufbau einer nationalen Wasserstoffinfrastruktur vor.
Als Vertreter der Deutschen Energie-Agentur (dena) schuf Fabio Weiß mit seinem Vortrag eine wertvolle Diskussionsgrundlage zum Aufbau eines Wasserstoffmarktes. Dabei beleuchtete Herr Weiß den politischen Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie und sich daraus ergebenen zentralen Fragstellungen zur Standortwahl von Wasserstoffelektrolyse, die sich im Zielkonflikt zwischen systemdienlicher, verbraucherorientierten und ressourcenorientierten Perspektiven befinden.
Dr. Philipp Hauser von der VNG AG hob in seinem Beitrag die Rolle von Speichern und Ammoniak als Eckpfeiler zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit einer nationalen Wasserstoffinfrastruktur hervor. Dabei ging Dr. Hauser auf den aktuellen technischen Stand der Speicherung von Wasserstoff, insbesondere der Untergrundspeicher (Kavernenspeicher), als auch mögliche Wertschöpfungsketten sowie Integrationspfade von Ammoniak als frühe Wasserstoffimportoption ein.
Auf den Markthochlauf von Wasserstoff im Gebiet der SachsenNetze ging Dr. Jörg Dickert in seinem Impulsvortrag ein. Dabei hob Dr. Dickert insbesondere die Bedeutung von Wasserstoff zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit bei zunehmender Elektrifizierung hervor. So plant die SachsenNetze aktuell den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur im "Industriebogen" (Region Riesa) um die dort ansässigen Unternehmen an das Wasserstoff-Backbone anzuschließen. Darüber hinaus untersucht die SachsenNetze für zwei weitere Großregionen die Umstellung der vorhandenen Gas-Infrastruktur auf eine Wasserstoffeinspeisung.
Insgesamt bot der Workshop allen Teilnehmenden einen Einblick auf verschiedene Forschungs- sowie Praxisschwerpunkte und Sichtweisen auf die zukünftige Rolle von Wasserstoff im Energiesystem von Deutschland und die damit verbundenen Herausforderungen. Das Projektkonsortium bedankt sich herzlich bei allen Vortragenden und Teilnehmenden für die gelungene Veranstaltung und die wertvollen Diskussionen.
Die Folien des Workshops finden Sie unter:
Institution | Titel |
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TUD - Prof. Möst, Hannes Hobbie | Begrüßung und Übersicht über entstandene wissenschaftl. Veröffentlichungen im MODEZEEN Kontext |
dena - Fabio Weiß | Die nationale Elektrolysekapazität erreichen |
VNG AG - Dr. Philipp Hauser | Den Wasserstoffmarkt gestalten - Die Rolle von Speichern und Ammoniak |
DIW - Dana Kirchem | Stromsektoreffekte grüner Wasserstoffproduktion in Deutschland |
TUB - Prof. von Hirschhausen, Mario Kendziorski, Lukas Barner, Enno Wiebrow | Institutionenökonomische Ausgestaltung eines potenziellen Wasserstoffsektors mit zentraler und dezentraler Koordination |
SachsenNetze - Dr. Jörg Dickert | Impulsvortrag Grenzenlose Elektrifizierung |
TUD - Martin Lieberwirth | Decarbonizing the industry sector and its effect on electricity transmission grid operation - implications from a model based analysis for Germany |
UDE - Marco Breder | Räumliche Anreize für Power-to-Hydrogen durch Marktsplitting |