Trends in der Logistik
Blockchain in SCM
Die heutigen komplexen Supply Chains umfassen eine Vielzahl von Unternehmen. Dies führt häufig zu Problemstellungen wie Intransparenz aufgrund inkonsistenter Daten, mangelndem Vertrauen in die Partner*innen und Schnittstellenproblemen. Die termingerechte und kostengünstige Produktherstellung und -lieferung kann dadurch negativ beeinflusst werden. Als Gegenmittel wird aktuell vermehrt die Blockchain im Supply Chain – Umfeld erforscht. Sie stellt eine dezentrale Speicherung auf mehreren Endgeräten dar und ermöglicht den schnellen, transparenten, konsistenten und rechtssicheren Austausch von Informationen zwischen einer großen Anzahl an Beteiligten. Insbesondere Anwendungen im Bereich Tracking und Tracing werden im Supply Chain – Umfeld aktuell näher betrachtet (siehe u. a.: https://doi.org/10.1515/itit-2017-0031).
Sustainable supply-chain-Management
Die Grundlage der Produktion vieler Güter und Produkte sind globale Liefernetzwerke, an denen teils hunderte Unternehmen beteiligt sind. Die Einhaltung gewisser Arbeits- und Umweltstandards innerhalb dieser Supply-Chains ist dabei von zunehmender Bedeutung, da nicht nur die Kundschaft auf „saubere“ Lieferketten achtet, sondern auch Gesetzgeber die Berücksichtigung des Arbeits- und Umweltschutzes bei Zulieferfirmen und Sub-Unternehmern fordern. Um entsprechende Produktionsstandards in Lieferketten durchzusetzen, können verschiedene Governance-Instrumente verwendet werden. Governance-Instrumente sind dabei einerseits formelle Regelungen wie Verträge, die bspw. eine Beteiligung aller Unternehmen am Gesamtgewinn vereinbaren, sowie andererseits soziale Instrumente wie das Teilen wichtiger Informationen oder das Treffen gemeinsamer Entscheidungen. Neben der Steigerung der Nachhaltigkeit von Lieferketten werden Governance-Instrumente auch generell zur Verbesserung der Performance von Supply-Chains verwendet.
Eine übersichtliche Aufarbeitung der derzeitig eingesetzten Governance-Instrumente zur Steigerung der ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit in Supply-Chains ist u. a. in Koberg und Luani, 2019 zu finden (https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2018.10.033).
Reshoring
Vor der Finanzkrise herrschte ein regelrechter Offshoring-Boom. Die Produktion wurde vielfach in Länder mit günstigen Lohnkosten verlagert. Entwicklungen wie ein verringertes Lohngefälle zwischen Hoch- und Niedriglohnländern und steigende Transportkosten stellen deren Vorteilhaftigkeit jetzt in Frage. Zudem hat das Eintreten von Naturkatastrophen die Risikoanfälligkeit globaler Lieferketten aufgezeigt. In der Folge holen Unternehmen die ausgelagerte Produktion zurück ins Ursprungsland, was als Reshoring bezeichnet wird.
Aktuelle Trends und Entscheidungsunterstützung für KMU in Hochlohnländern zeigen Heim et al. in ihrem Artikel „Offshoring oder Reshoring?“, Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb, Jg. 109, Nr. 12.
Green Logistics
Nachhaltigkeit im Sinne der drei Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales ist im Unternehmenskontext von großer Bedeutung. Green Logistics spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Ziel besteht hierbei darin verantwortungsbewusst mit Umwelt und Ressourcen umzugehen und damit einhergehend den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Grundlage für Nachhaltigkeit und grüne Logistik bildet die Entwicklung intelligenter IT-Systeme, mit Hilfe derer die ökologischen Ziele praktisch erreicht werden können. So sollen unter anderem die Bündelung von Transporten und eine speziell angepasste Netzwerkstruktur zu Effizienzsteigerungen logistischer Prozesse führen. Eine ausführliche Darstellung von Methoden und Modellen zur Unterstützung der logistischen Netzwerkkonfiguration entnehmen Sie bitte der Dissertation von Neumüller (2015) „Planungsaufgaben des logistischen Netzwerkdesigns im Kontext des nachhaltigen Supply Chain Managements“.
Wandelbare Logistiksysteme
Starre Fördertechnik wird durch stetig kürzer werdende Produktlebenszyklen und steigende Logistikanforderungen zunehmend wirtschaftlich ineffizient. Um das erwünschte Maß an Wandlungsfähigkeit zu erreichen, weisen Materialflusssysteme zunehmend eine einfache Skalierbarkeit, Mobilität und Modularität bei gleichzeitiger Kompatibilität auf. Service-orientierte IT-Architekturen können die Anpassbarkeit und Erweiterbarkeit von Bausteinen bspw. durch plug-and-play Konzepte ermöglichen und dazu beitragen, die Infrastruktur wie bspw. Umschlagszentren mobiler und umzugsfähiger zu gestalten. Die logistische Prozesssteuerung wird durch die erforderliche Modularität zunehmend dezentral und im Sinne der Industrie 4.0 autonom und vernetzt erfolgen, sodass eine einfache Skalierbarkeit bei gleichzeitig handhabbarer Flexibilität sichergestellt werden kann. Nähere Informationen finden Sie zum Beispiel unter http://www.effizienzcluster.de/files/3/1/595_ltb_wandelbare_logistiksysteme_xs.pdf.
Predictive Maintenance
Viele Unternehmen sind im Zuge von Industrie 4.0 bestrebt, bei gleichzeitig sinkenden Kosten ihre Produktivität und ihren Umsatz zu steigern. Vor allem die Instandhaltung als großer Kostentreiber bietet ein hohes Optimierungspotential. Predictive Maintenance kombiniert Künstliche Intelligenz mit dem gezielten Auswerten umfangreicher Datensätze („Data Mining“) und erstellt darauf basierend Prognosen für den Instandhaltungsbedarf sowie den optimalen Wartungszeitpunkt kritischer Teile. Diese Teile sind mit intelligenten Sensoren ausgestattet, welche kontinuierlich Zustandsdaten sammeln und an Cloudprogramme senden. Damit lassen sich Ausfälle in Echtzeit vorhersagen und überflüssige Rountinekontrollen sowie Fehldiagnosen vermeiden. Vor allem in der kostenintensiven Ersatzteillogistik wird Predictive Maintenance für die Unternehmen zunehmend relevanter. Nähere Informationen dazu finden Sie bspw. in dem Artikel von Blechschmidt & März (2018) (https://doi.org/10.30844/fs18-3_55-57) oder bei Zhai & Reinhart (2018) (https://doi.org/10.3139/104.111912).