Forschungsaufenthalt in Kolkata, Indien
Simon Johannes Bolz (Professur für VWL, insb. Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung) absolvierte von Mitte September bis Ende Oktober 2023 einen Forschungsaufenthalt am Indian Council for Social Science Research. Im nachfolgenden Interview berichtet er darüber.
Wo, wie lange und bei wem warst Du während Deines Forschungsaufenthalts?
Ich war von Mitte September bis Ende Oktober 2023 am Indian Council for Social Science Research (ICSSR-ERC) in Kolkata/Indien. Betreut wurde ich vor Ort durch Saibal Kar, wissenschaftlicher Direktor des Instituts sowie Reserve Bank of India Chair Professor of Industrial Economics.
Wie kam es zu dem Forschungsaufenthalt? Wie viel Zeit ist vergangen von der ersten Idee bis zur Umsetzung? Gab es Hürden bei der Planung des Aufenthalts?
Der Forschungsaufenthalt wurde maßgeblich durch Austausch innerhalb unseres CEPIE-Forschungsnetzwerks initiiert. Während seines Aufenthalts im Herbst 2022 in Dresden hatte ich die Gelegenheit, mich mit Sugata Marjit (CEPIE Guest) über umweltökonomische Forschungsfragestellungen im Rahmen eines seiner Forschungsprojekte auszutauschen. Sugata berichtete mir außerdem von aktuellen umweltökonomischen Forschungsvorhaben am Institut in Kalkutta. Ich entschied mich, dazu näher mit Saibal Kar in Austausch zu treten. Sugata und Saibal unterstützten mich daraufhin bei der Planung des Vorhabens, welches im Frühjahr 2023 konkreter wurde.
Ein großer Vorteil war, dass die Finanzierung des Forschungsaufenthalts im Rahmen meines Promotionsstipendiums sehr frühzeitig seitens der Studienstiftung des deutschen Volkes bereitgestellt werden konnte. Fördermittel der TU Dresden nahm ich daher nicht in Anspruch. Das Institut unterstützte mich außerdem im Vorfeld bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft.
Eine echte organisatorische „Hürde“ bestand lediglich in der Beantragung des indischen Forschungsvisums. Das Verfahren erwies sich als aufwändiger als zunächst angenommen. Glücklicherweise begann ich das Antragsverfahren mit ausreichend zeitlichem Vorlauf.
Was gibt es vom Aufenthalt in Kalkutta zu berichten? Welche Ziele und Aktivitäten hast Du dabei verfolgt?
Der Schwerpunkt meiner Arbeit am Institut lag in der Extrahierung und Aufbereitung eines indischen Firmendatensatzes gemeinsam mit Saibal Kar. Diese Arbeit stellt die Grundlage eines gemeinsamen Forschungsprojektes zur Untersuchung der Umweltauswirkungen von (Vorprodukt-)Handel auf Firmenebene dar. Hierbei kam mir zu Gute, dass zu Beginn meines Aufenthalts am Institut ein empirischer Grundlagenkurs für Promovierende angeboten wurde, mit dessen Hilfe ich meine Methodenkenntnisse auffrischen konnte.
Darüber hinaus hielt ich im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Reserve Bank of India Endowment's Lecture Series on Open Economy Macroeconomics” eine Gastvorlesung für Master-Studierende zum Thema „Globalization and Inequality“. Ein bereits bestehendes Forschungsprojekt konnte ich außerdem im Forschungskolloquium des CSSSC Kolkata präsentieren.
Was nimmst Du an Erfahrungen mit nach Dresden zurück?
Der Aufenthalt hat mir zunächst den Wert länderübergreifender wissenschaftlicher Kooperation anschaulich gemacht. Gerade für uns Promovierende ist es ein besonderer Gewinn, dass wir im Rahmen des CEPIE-Netzwerks einen Austausch mit hervorragenden internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern führen können. Beim Besuch der Lehrveranstaltungen und dem Austausch mit Promovierenden war ich vom Enthusiasmus und Elan der jungen Forscherinnen und Forscher sehr beeindruckt. Zugleich wurde mir bewusst, dass die in Deutschland vorhandene Finanzierung und Ausstattung keine Selbstverständlichkeit ist. Das Interesse vieler Studierender in Indien an wissenschaftlichen Karrierechancen in Deutschland sollten wir zum Anlass nehmen, unser Lehrangebot (insb. in den Master-Kursen) noch attraktiver für ein internationales Publikum zu gestalten.