30.07.2025
Lernen Aufsichtsräte in Krisen über die Fähigkeiten ihre CEOs? Diese Frage beantwortet eine neue Studie im Journal of Banking & Finance
Eine neue Studie von Prof. Dr. Peter Schäfer (Professur für BWL, insb. Management Accounting and Control) verfasste und im Journal of Banking & Finance veröffentlichte Studie zeigt, warum gutes Leadership besonders in schwierigen Zeiten zählt - und wie Aufsichsträte daraus lernen. Der Link zur Studie (open access) findet sich hier:
https://doi.org/10.1016/j.jbankfin.2025.107513
Worum geht es in der Studie?
Die Studie untersucht, ob Aufsichtsräte in Krisenzeiten mehr über die Fähigkeiten ihrer Vorstandschefs lernen als in wirtschaftlich guten Zeiten. Die Grundidee: In einer Krise zeigt sich besonders deutlich, ob jemand führen kann. Wer schnelle Entscheidungen trifft, knappe Mittel geschickt einsetzt und das Unternehmen stabil hält, macht seine Stärken und Schwächen sichtbarer als in Boomjahren, in denen vieles von selbst gut läuft. Der Autor wertet dafür umfangreiche US-Daten aus, über 500.000 „CEO-Monate“ zwischen 1993 und 2020. Er prüft, wie oft ein Vorstandschef bereits Krisen durchlaufen hat, wie erfolgreich er dabei war und wie diese Erfahrungen spätere Entscheidungen über seine Absetzung beeinflussen.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
Die Ergebnisse zeigen: Je häufiger ein Aufsichtsrat einen CEO schon in schwierigen Zeiten erlebt hat, desto weniger hängt eine Entlassung von der aktuellen Firmenentwicklung ab. Offensichtlich entsteht in Krisen ein besonders klares Bild der Fähigkeiten. Zudem zählt Leistung in Krisen stärker als in anderen Phasen. Gute Ergebnisse in schwierigen Zeiten schützen den CEO deutlich mehr vor Absetzung als vergleichbare Ergebnisse in Boomjahren. Auffällig ist auch, dass vor allem schwache Chefs in Krisen schneller auffallen: Manager mit geringerer Fähigkeit haben in Krisenzeiten ein deutlich höheres Risiko, ersetzt zu werden, während sie in guten Zeiten kaum benachteiligt sind.
Damit liefert die Studie eine plausible Erklärung für ein altes Rätsel: Warum werden in Abschwüngen mehr CEOs gefeuert? Offenbar nicht, weil Aufsichtsräte externe Krisen fälschlich dem Management anlasten, wie man bisher glaubte, sondern weil Krisen besonders viel über die tatsächlichen Stärken und Schwächen von Führungskräften offenbaren. Für die Praxis heißt das: Beurteilungen sollten gezielt darauf achten, wie Manager in schwierigen Phasen agieren. Für Anleger wiederum bedeutet es, dass viele Wechsel in Krisenzeiten nicht automatisch ein schlechtes Zeichen sind – sie können auch Ausdruck gut informierter Entscheidungen der Aufsichtsräte sein.