25.01.2024
Exkursion zum Heizkraftwerk Leipzig Süd
Am 23.01.24 organisierte die Professur für Energiewirtschaft eine Führung im Heizkraftwerk Leipzig Süd und lud dazu interessierte Studierende im Themenschwerpunkt Energiewirtschaft dazu ein. Die Führung wurde vom Betriebsingenieur Philipp Feist der Stadtwerke Leipzig durchgeführt. Am Anfang der Führung wurde die lange Historie des Standorts aufgezeigt: Der Standort in der Bornaischen Straße wurde erstmals 1908 für ein Braunkohlekraftwerk genutzt und war primär zur wachsenden Elektrizitätsnachfrage gedacht. Der Name zu dieser Zeit war „Städtisches Elektrizitätswerk Süd“. Durch die wachsende Stromnachfrage und der wirtschaftlichen Entwicklung Leipzigs kam es zur Erweiterung des damaligen Braunkohlekraftwerks. 1949 bis 1990 trug das Kraftwerk den Namen „Ernst Thälmann“. Das Elektrizitätswerks wurde 1958 in ein Heizkraftwerk umgerüstet – das bedeutet, dass sich die primäre Aufgabe des Standorts von der Elektrizitätserzeugung hin zur Wärmeerzeugung verschob. Nach der Wiedervereinigung rüstete man das Braunkohlekraftwerk in ein Erdgaskraftwerk um, um die Schadstoffbelastung innerstädtisch durch die Braunkohleverbrennung zu reduzieren. 1998 wurde das Erdgaskraftwerk in der Bornaischen Straße stillgelegt, da die Fernwärmeversorgung durch das außerhalb der Stadt neuerrichtete Braunkohlekraftwerk Lippendorf gesichert wurde. Seit 1998 lag demnach das Gebiet brach. Die alten Gebäude sind nun unter Denkmalschutz und sind als technisches Denkmal des Freistaat Sachsens geführt.
Das neue Heizkraftwerk Leipzig Süd wurde vor die historischen Gebäude gesetzt und wurden architektonisch in das Stadtgebiet eingebettet. 2020 Begann die Bauphase und wurde im Oktober 2023 feierlich eröffnet. Das derzeitige Gelände besteht aus 4 Gebäuden, welche auch besichtigt wurden. Das Kraftwerksgebäude mit zwei Gasturbinen von Siemens Energy mit 125 MW elektrischer Leistung sowie 163 MW thermischer Leistung. Wir besuchten danach das Versorgungsgebäude mit Verdichterstationen, die auch wasserstofffähig sind. Des Weiteren befindet sich in dem Gebäude ein 7 MWh Batteriespeicher. Im Pumpengebäude wird der 1800 MWh Wärmespeicher (viertes Gebäude) durch Pumpengruppen und Abströmregler angesteuert. Dieser ist der 60m hohe Turm, in dem 26.250m³ Wasser als Wärmespeicher genutzt werden. Durch Verwendung einer Auflastzone innerhalb des Speichers, kann das darin befindliche Wasser Temperaturen bis zu 120°C speichern. Der Wärmespeicher ermöglicht dadurch einen flexibleren Betrieb der Gasturbinen, welches gerade im Sommer bei stromgeführtem Betrieb eine höhere Flexibilität ermöglicht.
Das Gelände wird nun sukzessive weiter ausgebaut – ein Löschwasserteich sowie die Grünanlage des Areals befinden sich derzeit im Bau. Die historischen Gebäude werden für Solaranlagen und Elektrolyseure entkernt und umgebaut. Die ehemalige Kohlenhalde wird für eine Solarthermieanlage genutzt werden. Der komplette Kraftwerkskomplex ist bereits auf die Verwendung für Wasserstoff ausgerichtet, so sind Verdichter, Pipelines und ein Großteil der Messstationen bereits für 100% Wasserstoff ausgelegt und als „H2-read“ vom TÜV zertifiziert. Einzig die Gasturbinen sind derzeit nur 30% wasserstofffähig. Eine separate Pipelinestruktur für die Wasserstofflieferung mittels Wasserstofftrailer ist bereits verlegt.
Herr Feist konnte uns damit einen umfangreichen Einblick in die zukunftsorientierte Planung und Transformation der Wärme- und Energieversorgung der Stadt Leipzig geben. Beim anschließenden Mittagessen konnten die Eindrücke der ausgezeichneten Führung nochmals diskutiert und in den Kontext der Inhalte unserer Vorlesung „Einführung in die Energiewirtschaft“ gessetzt werden.
Unter folgendem Webseite des Heizkraftwerks Leipzig Süd sind weitere Spezifikationen zum Heizkraftwerk Leipzig Süd zu finden.