08.04.2019
Das Erwachen einer neuen Kraft
Jedes Leben hat seine Meilensteine. Lewis Wolpert, ein britischer Entwicklungsbiologe, scherzte einmal, dass nicht Geburt, Ehe oder Tod, sondern Gastrulation das wichtigste Ereignis im Leben sei. Bei der Gastrulation verwandelt sich die aus einer Zellschicht bestehende Keimblase (eine Hohlkugel aus Zellen) in ein mehrschichtiges Gebilde, die sogenannte Gastrula. Dabei formen physikalische Kräfte das embryonale Gewebe vielzelliger Organismen zu komplexen Bauplänen. Bei vielen Embryonen ist das gastrulierende Gewebe von einer festen Schutzhülle umgeben. Bisher war nicht bekannt, ob Wechselwirkungen zwischen dem lebenden Gewebe und der Schutzhülle zusätzliche Kräfte erzeugen, die die Gastrulation beeinflussen. Forscher des Biotechnologischen Zentrums der TU Dresden (BIOTEC), des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) und des Exzellenzclusters „Physics of Life“ (PoL) haben bei der Erforschung des Rotbraunen Reismehlkäfers nun herausgefunden, dass sich das lebende Gewebe zeitweise fest mit der Hülle, die den Embryo umgibt, verankert. Diese Anbindung erzeugt zusätzliche externe Kräfte, die für die korrekte Gastrulationsbewegung erforderlich sind. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.