24.04.2023
Archiving MigOst: Neues Projekt an der TU Dresden erschließt Zeugnisse ostdeutscher Migrationsgeschichte
Die Aufarbeitung der Migrationsgeschichte der DDR und Ostdeutschlands wurde lange vernachlässigt, gewinnt aber in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Das zeigen zahlreiche Projekte, die sich mit der Rolle von Migrant:innen in der DDR und in der ostdeutschen Gesellschaft nach 1989 beschäftigen. Seit 2021 existiert am Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden das citizen-science-Projekt „Ostdeutsche Migrationsgeschichte selbst erzählen“ (MigOst), das in verschiedenen ostdeutschen Städten in Zusammenarbeit mit migrantischen Selbstorganisationen Erzählcafés organisiert und die Lebensgeschichten von Mitgliedern der migrantischen Communities festhält.
Im Zuge dieser Arbeit stießen die Forscher:innen von MigOst immer wieder auch auf Fotografien und Dokumente der politischen Arbeit, wie Satzungen, Protokolle, Fallakten, Konzepte, Schriftwechsel und Programme sowie auf Produkte der Bildungs-, Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Dokumente sind wichtige Zeugen der Geschichte der migrantischen Selbstorganisation in Ostdeutschland und für eine Erinnerungskultur, die Migration mitdenkt, unverzichtbar. Aktuell sind diese jedoch schwer auffindbar und der Zugang ist eingeschränkt.
Das neue Projekt „Archiving MigOst − Institutionalisierung der migrantischen Selbstorganisation in Dresden – Erschließung der Selbstarchivierung“ soll nun bei der Sichtung, Verzeichnung und Erschließung dieser Wissensbestände unterstützen. In Archivwerkstätten wird die Eigenarchivierung von migrantischen Selbstorganisationen sondiert und ausgewertet. Diese Werkstätten sollen exemplarisch in Dresden gemeinsam mit fünf Projektpartner:innen (Unterstützer:innen und Migrantische Selbstorganisationen) organisiert werden. Die Partner:innen sind der Afropa e.V. – Verein für afrikanisch-europäische Verständigung (2003-heute) mit der Vorläuferorganisation Palhota e.V. (gegründet 1994), der Ausländerrat Dresden e.V. (1990-heute), der Sächsische Flüchtlingsrat e.V. (1991-heute), der Verein der Vietnamesen e.V. (1999-heute) und das Ökumenische Informationszentrum Dresden (ÖIZ, 1989-heute, mit Vorläufern in den späten 1980er-Jahren).
Um die Auffindbarkeit und den langfristigen Zugang für wissenschaftliche Anfragen und andere migrantische Selbstorganisationen zu erleichtern, werden die Dokumente bzw. ihre Digitalisate anschließend in der Sammlung Lebensgeschichtliches Archiv des Kooperationspartners Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden (ISGV) verzeichnet. Zusätzlich entsteht eine Handreichung, mit der das erprobte Verfahren anderen migrantischen Selbstorganisationen zugänglich gemacht wird.
Für dieses Vorhaben erhält „Archiving MigOst“ eine Finanzierung durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Höhe von rund 91.000 Euro. Die zweijährige Projektlaufzeit startete am 01. April 2023.
Kontakt:
Projektleiterin: Dr. Karoline Oehme-Jüngling (TU Dresden)
Projektmitarbeiter: Paolo Le van (TU Dresden), Nick Wetschel (ISGV)
Email: