Jul 13, 2021
Geballte Analysetechnik für die Umweltforschung
Ein neues »Gerätezentrum Umweltanalytik« erleichtert den gemeinsamen Zugriff auf millionenteure Messanlagen der TUD
Heiko Weckbrodt
Für die Umweltwissenschaften an der TU Dresden verbessern sich die Forschungsbedingungen. Dafür entsteht derzeit ein neues »Gerätezentrum Umweltanalytik«. Über diese Plattform können die beteiligten Institute und ihre Partner nun zahlreiche Messgeräte und Anlagen gemeinsam nutzen. Derzeit beteiligen sich daran elf Institute aus Dresden und Tharandt mit zunächst 89 Anlagen, die einen Gesamtwert von rund 6,1 Millionen Euro repräsentieren. Später soll das Zentrum rund 200 Geräte umfassen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die dreijährige Aufbauphase mit rund 590 000 Euro.
Die hier konzentrierte umweltwissenschaftliche Expertise und Technik sei in dieser Breite deutschlandweit kaum anderswo zu finden, schätzt Dr. Stephan Beil ein, der das Zentrum gemeinsam mit Dr. Björn Günther und Dr. Patrick Wordell-Dietrich unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Karsten Kalbitz koordiniert. »Viele umweltwissenschaftliche Einrichtungen in Deutschland sind hochspezialisiert«, erklärt er. »An der TU Dresden sind die Umweltwissenschaften dagegen sehr breit, sehr divers orientiert und bearbeiten sehr komplexe Forschungsthemen.« Dazu gehören etwa die Verluste an biologischer Vielfalt, Klimaveränderungen und Wasserverfügbarkeit. Auch entwickeln die Ökoexpertinnen und -experten biobasierte Materialien und Technologien für die Industrie, beispielsweise zellulosebasierte Werkstoffe, Holzmodifikationen oder auch Holz-3-D-Druck.
Für ihre Forschungsprojekte können sie im neuen »Zentrum für Umweltanalytik« beispielsweise auf Anlagen für Chromatografie, Massenspektrometrie, Erbgut-Analytik, Raster-Elektronen-Mikroskopie, Isotopen-Analyse und andere Untersuchungstechniken zugreifen. Die beteiligten Institute verlagern die Instrumente allerdings nicht physisch in das Zentrum. Vielmehr sind nun bestimmte Laborzeiten an den Geräten für die Kooperationspartner reserviert. Das Zentrum verteilt diese Zeitscheiben dann. Nutzbar sind diese Kapazitäten für eigene Forschungen, aber auch für Analysen, die Ämter oder Industriepartner von der TU erbeten haben. »Behörden konsultieren die Universität beispielsweise bei ungewöhnlichen Wasserverunreinigungen und Havarien, die in keine bekannten Muster passen«, erklärt Stephan Beil.
Die nun eingeschlagene Lösung über ein gemeinsames Analytikzentrum soll die Auslastung der teils sehr teuren Anlagen erhöhen, den administrativen Aufwand senken, auf lange Sicht Wartung und Reparaturen am Anlagenpark mitfinanzieren sowie neue, wegweisende Umweltforschungsprojekte ermöglichen, die vorher für ein einzelnes Institut schwerer zu realisieren waren. Auch wollen die Forscher über die gemeinsame Plattform eine drohende »starke Fragmentierung der verschiedenen Disziplinen der Umweltwissenschaften« überwinden, wie es schon in ihrem DFG-Antrag hieß. Nicht zuletzt sei es gerade für eine Exzellenzuniversität wie die TU Dresden eine sinnvolle Entscheidung, vorhandene Kapazitäten zu bündeln und zusammen nutzbare Technologieplattformen aufzubauen, erklärt Björn Günther.
Offiziell gestartet ist das »Gerätezentrum Umweltanalytik« am 1. April 2021. Ein Auftakttreffen (»Kick-Off-Meeting«) am 6. Juli brachte die beteiligten Akteure zusammen. Die DFG-Förderung ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt.
Weitere Informationen:
https://tud.link/dbxu
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 13/2021 vom 13. Juli 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.