11.01.2021
Neuer Forschungsansatz zum Thema Framing
Wer entscheidet, wie politische Ideen "gerahmt" ("framed") werden, und wie werden diese "Frames" (Rahmen) mit anderen geteilt? Das will ein neues auf drei Jahre angelegtes internationales Projekt herausfinden. Die Projektleitung in Deutschland übernimmt Prof. Anna Holzscheiter von der TU Dresden. "Unsere Erkenntnisse werden dazu beitragen, dass politische Akteure, Nichtregierungsorganisationen, Aktivisten und die Öffentlichkeit die Prozesse besser verstehen, durch die sie beeinflusst werden," hebt die Politikwissenschaftlerin hervor.
Politische Themen werden selten objektiv dargestellt. Stattdessen werden sie mit Frames versehen, d.h. bestimmte Aspekte werden hervorgehoben und andere wiederum abgeschwächt, so dass die Wählerinnen und Wähler darin beeinflusst werden, wie sie über ein Thema denken. Das Hauptaugenmerk der bisherigen Forschung lag darauf, was einen Frame überzeugend macht. Die neue Studie geht einen Schritt zurück und untersucht, woher diese Frames kommen, wer sie auswählt und wie sie unter politischen Akteuren verbreitet werden. Dr. Atikcan, Projektleiterin in Großbritannien, erklärt dazu: "Framing ist seit langem ein zentrales Konzept in vielen akademischen Bereichen, aber Frames wurden bisher als 'Dinge' betrachtet, nicht als 'Prozesse'".
In dem ambitionierten Projekt soll die Entstehung von Frames in fünf Politikbereichen untersucht werden: internationaler Handel, Immigration, Umwelt, globale Gesundheit und Transparenz. Dadurch soll es möglich werden, Vergleiche zwischen Ländern und Themen herzustellen. Mithilfe einer neu geschaffenen Datenbank und Interviews mit wichtigen politischen Akteuren in jedem der Themenfelder soll in dem Projekt untersucht werden, warum die Akteure die von ihnen verwendeten politischen Argumente wählen und welche Faktoren ihre Wahl beeinflussen. "Indem wir untersuchen, wie der Inhalt von Frames bestimmt wird und welche Faktoren diesen Prozess beeinflussen, erhoffen wir uns einen neuen Forschungsansatz zum Thema Framing", erläutert Prof. Morin, Projektleiter in Kanada.
Das Team besteht aus Dr. Atikcan von der University of Warwick, Professor Philip Leifeld von der University of Essex und Dr. Kerem Öge von der Aston University in Großbritannien, Professor Anna Holzscheiter von der Technischen Universität Dresden, Professor Jean Frédéric Morin und Dr. Yannick Dufresne von der Laval University in Kanada sowie Dr. Clara Brandi vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE).
Die Forschungsgruppe wird während des gesamten Projekts eng mit dem DIE zusammenarbeiten, einem der führenden deutschen Think Tanks für globale Entwicklungspolitik. Das DIE wird das Projektteam dabei unterstützen, die Forschungsergebnisse international unter politischen Akteuren zu verbreiten.
Das Projekt wird gemeinsam gefördert durch den ESRC in Großbritannien, die DFG in Deutschland und den SSHRC in Kanada. Das Gesamtbudget aller drei Länder beträgt etwa 1.000.000 Pfund (1,1 Millionen Euro).
Wissenschaftliche Ansprechpartner:innen
Deutschland:
Prof. Dr. Anna Holzscheiter
Professorin für Internationale Politik, Technische Universität Dresden
Institut für Politikwissenschaft
Mail:
Dr. Clara Brandi
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Mail:
Großbritannien:
Dr. Ece Özlem Atikcan
Associate Professor in Comparative Politics, University of Warwick
Mail:
Professor Philip Leifeld
Professor of Comparative Politics, University of Essex
Mail:
Dr Kerem Oge
Teaching Associate at Aston University and Research Fellow at the Warwick Interdisciplinary Research Centre for International Development (WICID)
Mail:
Kanada:
Professor Jean-Frédéric Morin
Titulaire de la Chaire de recherche du Canada en économie politique internationale
Canada Research Chair in International Political Economy
Université Laval, Québec, Kanada
Mail:
Professor Yannick Dufresne
Titulaire de la Chaire de leadership en enseignement des sciences sociales numériques
Professeur adjoint
Université Laval, Québec, Kanada
Mail: