27.11.2019
Warum kompliziert, wenn es eigentlich einfach geht?
Die Erforschung der Syntax gehört zu den ältesten Forschungsdisziplinen der Linguistik.
Doch obwohl bereits unzählige Grammatiken über die englische Sprache existieren, sind zahlreiche Fragen ungeklärt. Wann und warum verwenden wir im Englischen manchmal einen Satzbau, der auf den ersten Blick komplizierter erscheint als der Standard? Was motiviert dazu, „It was Bill who arrived late“ oder „He arrived late, Bill“ anstatt „Bill arrived late“ zu sagen? Mit diesen und damit verknüpften Fragen beschäftigt sich das Wissenschaftliche Netzwerk „Syntax Beyond the Canon –Cutting-Edge Studies of Non-Canonical Syntax in English” in einem über drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt zu sogenannten „nicht-kanonischen" Satzstrukturen im Englischen. Geleitet wird es von Dr. Teresa Pham (Universität Vechta) und Dr. Sven Leuckert (TU Dresden).
Über die Frage, was genau „nicht-kanonische“ Satzstrukturen sind, streiten sich die Wissenschaftler. Für manche Linguisten ist es die Abweichung von der Standard-Satzstruktur. So können bekannte Informationen an den Satzanfang gestellt werden, während neue Informationen ans Satzende rutschen. Andere Sprachwissenschaftler erachten all jene Satzkonstruktionen als nicht-kanonisch, die von syntaktischen Regeln und Normen abweichen. So wurde in dem zuvor erwähnten Satz „He arrived late, Bill“ das Nomen Bill ans Ende des Satzes geschoben und die Subjektposition durch ein Personalpronomen ersetzt. Sogenannte Rechts-Dislokationen wie diese finden sich häufig im gesprochenen Englisch.
Das Ziel des Wissenschaftlichen Netzwerks ist es, nicht-kanonische Syntax in ihrer ganzen Bandbreite zu untersuchen und eine einheitliche sowie flexible Definition dieser Art des Satzbaus zu erarbeiten. Damit schließen die Wissenschaftler eine Forschungslücke. Darüber hinaus untersuchen die mit dem Netzwerk verknüpften Forschungsprojekte, welche Faktoren die Wahl zwischen einer kanonischen und einer nicht-kanonischen Satzkonstruktion beeinflussen oder was eine bestimmte Konstruktion zu einer kanonischen bzw. nicht-kanonischen macht. Am Ende wollen die Forscher Konzepte, Theorien, Methoden und Herangehensweisen an nicht-kanonische Syntax entwickeln.
Das von der DFG geförderte Wissenschaftliche Netzwerk vereint zehn Sprachwissenschaftler aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre und umfasst sechs Forschungstreffen in Deutschland und dem Ausland. Der offizielle Start fiel Mitte Oktober in Dresden. Bei diesem ersten Meeting wurde „eine erste Fassung eines neuen Modells entwickelt, mit dem systematisch untersucht werden kann, welche Faktoren Einfluss auf die Auswahl einer nicht-kanonischen syntaktischen Konstruktion haben", erklärt Dr. Sven Leuckert.
Die Forschungsergebnisse des Netzwerks werden ihm Rahmen eines Sammelbandes, der bei Cambridge University Press in der Reihe Studies in English Language erscheinen wird, sowie in einem Open Access-Artikel veröffentlicht werden.
Weitere Informationen: https://sites.google.com/view/nocasyne/home
Informationen für Journalisten:
Dr. Sven Leuckert
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Professur für Anglistische Sprachwissenschaft
Tel.: +49 351 463-31994