Theoretischer Zugang
Zum Ausdruck soll hierdurch die Komplexität der Thematik und die von statten gehenden Synergismen gebracht werden: Gewalt besitzt verschiedene Facetten und Motive, ist im Kern ein gesellschaftliches, aber auch ein Kommunikationsproblem mit unterschiedlichen Interpunktionen der Akteure. Das Modell berücksichtigt ferner die unterschiedlichen Formen von Gewalt („psychische", „physische", deviantes Verhalten", „delinquentes Verhalten" u.a.), die wiederum auf personale, sozialisatorische und sozialökologische Bedingungsfaktoren zurückzuführen sind, Überlappungen und Wechselbeziehungen aufweisen und im Kontext verschiedener Akteursgruppen und Handlungssituationen entstehen. Man kann von einem „Syndrom gewaltförmigen und gewaltaffinen Verhaltens" sprechen, bei dessen Emergenz äußere Steuerungs- und (intrapersonale) Selbstregulationsmechanismen eine Rolle spielen. „Emergenz" bedeutet nicht nur, dass sich ein (Fehl-)Verhaltenauf einzelne oder mehrere dieser Wirkfaktoren und Mechanismen zurückführen lässt, sondern bezeichnet eine neue Qualität, nämlich „das Hervortreten neuer Eigenschaften (‚emergentproperties') beim Übergang von einer niederen zu einer höheren Stufe eines Systems, die nicht auf Eigenschaften der Elemente auf der niedrigeren Ebene rückführbar sind."1 Daher ist es im Hinblick auf die Analyse von Gewalt in der Schule bedeutsam, auf welcher Ebene sie sich artikuliert und welche neue Qualität individuelles Handeln, z.B. bei Gewaltsituationen im Klassenverband auf Schulebene oder in verschiedenen Schulformen, annimmt.
Fußnoten
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Vgl. Schütze, F. (1978): Emergenz. In: W. Fuchs-Heinritz u.a. (Hrsg.), Lexikon der Soziologie, S. 185.