22.01.2024
Talkin' bout a Disruption: Die 4. Verbundtagung, ein voller Erfolg
Die vierte TUDISC-Konferenz, die vom 6. bis 8. Dezember stattfand, wurde geprägt von abwechslungsreichen Vorträge, intensiven Diskussionen und disruptiven Elemente. Trotz Widrigkeiten wie Schneechaos, Streikaufrufen und Arbeitsniederlegungen im Bahnverkehr bot die Konferenz eine vielfältige und lebendige Plattform für Teilnehmer:innen. Die hochkarätigen Keynote-Lectures von Kylie Crane und Adrian Daub waren ebenso Highlights wie die vielfältigen Vorträge, die ein breites Spektrum disruptiver Themen und Disziplinen abdeckten. Internationale Gäste trugen dazu bei, die Präsentationen über den Verband hinaus zu bereichern.
Die Einführung durch die Principal Investigator des Projekts Disrupt!Research Solvejg Nitzke sowie die Moderation durch die Principal Investigators Martina Pieperhoff und Jens Krzywinski rahmten die Konferenz und ermöglichten abwechslungsreiche Diskussionen.
Das erste Panel am 06.12. befasste sich mit den Rahmenbedingungen einer digitalen Transformation in einer Wissensgesellschaft. Katharina Kaesling beleuchtete Urheberrechtsprobleme bei KI-produzierten Inhalten, während das Projekt DiaDisk, präsentiert von René Dutschke und Ulrike Pfeifer, die Möglichkeiten und Zukunftsperspektiven einer Wissenschaft unter den Prämissen der "Open Science"-Bewegung vorstellte.
Das zweite Panel untersuchte die Grundlagen von Disruption und fragte nach den Bedingungen und Strukturen in historischen Dimensionen und neoliberalen Kontexten. Katharina Motyl hinterfragte die normative Konzeptionalisierung von Disruption im Vergleich zu restrukturierenden Ereignissen wie Versagen. Gabriela Christmann, Oliver Ibert und Suntje Schmidt zeigten anhand vorläufiger empirischer Erkenntnisse die Einbettung disruptiver Prozesse in raum-zeitliche Dynamiken und Handlungsstrategien.
Der erste Konferenztag schloss mit der Keynote von Kylie Crane zum Thema "Squelch, Mud, and Other Matters of Displacement", in der die Kulturwissenschaftlerin "Squelch" als Störungspotenzial des Nichtbewohnens in Radiowellen, literarischen Darstellungen von Mooren und als linguistische Zwischenposition darstellte.
Der zweite Tag begann mit einem Panel zum disruptiven Potenzial von Dekolonialität. Noelia Rodríguez, Verónica Peña, Yvonne Ramírez Corredor und Matilde Carbajo untersuchten das historisch dualisierte Narrativ der Zivilisation und Barbarei und analysierten dessen Auswirkungen auf koloniale Utopien. Ravi Chakraborty präsentierte die Mythen, Potenziale und Gefahren einer Neudefinition postkolonialer Axiome in Indien.
Das vierte Panel am zweiten Tag befasste sich mit der örtlichen Verankerung und politischen Dimension disruptiver Prozesse. Franz Erhard und Nadine Jukschat erweiterten den Blick auf die normative Bedeutung von Disruptionen als sozialen Innovationen, die durch ihre strukturelle und semantische Einbettung geprägt sind. Patricia Ward zeigte die Kartierung von menschlicher Vertreibung als eine Praktik des Ordnens und Hierarchisierens mit Lücken der Platzierungen und schlug als Alternative die Kartierung eines im westlichen System maßgeblichen Vorgangs der Logistik vor.
Juliane Gamböck-Strätz widmete sich im fünften Panel den alltäglichen Praktiken und ihrem Potenzial für Disruptionen. Bernardo Paci öffnete die Diskussion für einen philosophischen Beitrag, der sich dem Zusammenhang von Wissen und Arbeit sowie einer daraus formulierten dystopisch lesbaren Utopie in Peter Druckers „Die Zukunft bewältigen“ widmete.
Das sechste Panel nahm Disruptionen als Möglichkeit der Hinterfragung von bisher als Selbstverständlich angenommenen an. Jordi Fairhurst Chilton zeigte auf, dass tiefe moralische Uneinigkeiten in einem gezielten Prozess zur moralischen Weiterentwicklung beitragen können. Sergiu Spatan und Gundula Thiele beleuchteten die Rolle von nichtepistemischen Faktoren in der Kreation von offensichtlichen Überzeugungen.
Im letzten Panel setzte sich David Manolo Sailer mit der Frage auseinander, welche sozialen Systeme und Akteure in technologischen Disruptionen betroffen sind und die Möglichkeit haben, diese aktiv zu gestalten.
Der zweite Konferenztag wurde mit einer hybriden Keynote von Adrian Daub abgeschlossen, der aufzeigte, wann wohl eine der prominentesten Denker von Disruptionen – das Silicon Valley – sich sprachlich gegen Disruption wenden, diese ausschließen und welche Rückwirkungen diese Rahmung auf disruptive Prozesse hat.
Die Konferenz verdankt ihre Realisierung einer Vielzahl von Unterstützer:innen und Förder:innen. Besonderer Dank gilt dem Projekt Disrupt!Research und der Principal Investigator Solvejg Nitzke für die gelungene Organisation und Moderation. Ebenso möchten wir allen Referent:innen unseren Dank aussprechen, die teilweise lange und anspruchsvolle Anreisen auf sich genommen haben. Die finanzielle Förderung durch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der TU Dresden und die Walter der Gruyter Stiftung hat maßgeblich zum Erfolg der Tagung beigetragen.