25.08.2023
Interview mit Florent Cygler
Florent Cygler ist häufiger Gast an der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte und begleitet diese seit ihren Anfängen. Derzeit arbeitet und lehrt er an der Université in Nantes. In diesem Kurzinterview spricht er über seine Verbindung zur FOVOG, seine derzeitige Lehre und die Schwierigkeiten der Forschung in Frankreich. Das Interview führte Rebecca Hoppe.
Sie sind sehr häufig Gast in der FOVOG, arbeiten jedoch in Nantes. Wie ist diese Verbindung zustande gekommen?
Ich bin einer der ältesten Schüler von Prof. Melville (Gründer der FOVOG), wir haben quasi zeitgleich in Münster angefangen. Ich war in seinem Teilprojekt des Sonderforschungsbereiches 231 „Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter“ tätig. In Münster habe ich später auch promoviert, bin dann aber nach Dresden gezogen. Hier habe ich im Sonderforschungsbereich 537 „Institutionalität und Geschichtlichkeit“ gearbeitet und teilweise das deutsch-französische Graduiertenkolleg organisiert, bis ich nach Nantes berufen wurde. Auch habe ich bei der Gründung der FOVOG mitgewirkt.
Seitdem bin ich vor allem in der vorlesungsfreien Zeit hier. Das liegt zum einen an der großen Bibliothek der FOVOG, aber auch an den wunderbaren Kollegen. Dann kann ich das Nützliche mit dem Schönen verbinden: Am Vormittag wird gearbeitet und nachmittags mache ich dann Urlaub. Da ich hier relativ lange gelebt habe, pflege ich noch viele Freundschaften.
Damit reicht ihre Verbindung zur FOVOG ja sehr weit zurück. Wie ist denn ihr Wunsch entstanden, innerhalb dieses Fachbereiches zu arbeiten?
In Frankreich studiert man deutsche Geschichte relativ selten und die Lehrveranstaltungen von Herrn Melville an der Sorbonne waren sehr anregend. Später schlug er mir vor, meine Magisterarbeit über Cluny zu schreiben – ein sehr spannendes Thema, welches ich in den anschließenden Jahren immer wieder aufgegriffen habe. Damals gab es noch nicht wirklich vergleichende Forschung zur Ordensgeschichte – das hat sich mittlerweile geändert.
Woran arbeiten Sie hier in der FOVOG?
Zurzeit bereite ich meinen Unterricht für das kommende Semester vor und habe eine Übersetzung für Prof. Melville angefertigt. Dann möchte ich noch an einem Aufsatz arbeiten, der meinen Vortrag „Dissens zwischen Ordensäbten. Das Beispiel der Cisterzienser“, den ich bei der Tagung zu „Konsensverlust. Formen des Dissens in mittelalterlichen Klöstern und Orden und Dissens“ gehalten habe, aufgreift. Mal sehen, was ich alles schaffe.
Ich möchte später auch ein kleines Buch zu Statuten schreiben, obwohl ich nicht weiß, ob es je dazu kommen wird.
Können Sie sich innerhalb der Lehre auf ihren Forschungsbereich konzentrieren oder müssen sie einen allgemeinen Überblick geben?
In Masterstudiengängen kann ich wenige gezielte Vorlesungen zur Ordensforschung halten, da ist das möglich. In den Bachelorstudiengängen müssen wir aber vor allem in den ersten Semestern einen groben Überblick über das gesamte Mittelalter geben. Spezialisierte Seminare gibt es dann auch, aber stark eingrenzen können wir es trotzdem nicht. In den letzten Jahren habe ich z. B. ein Seminar angeboten, welches sich mit der Gregorianischen Reform beschäftigte.
Das heißt, Sie beschäftigen sich zukünftig viel mit Lehre und deren Planung. Wie sieht es mit ihren weiteren Projekten aus?
Mein nächstes Ziel ist die Habilitationsschrift, obwohl ich hier ein geringes Tempo anschlage. Es ist sehr schwierig, in Frankreich zu lehren und zugleich zu forschen. Das Lehrpersonal an den Universitäten ist meist unterbesetzt, und es fehlen die Ressourcen für den Fachbereich. Bürokratie ist ebenfalls ein Faktor.
Zudem ist die Ordensgeschichte ein so großes Feld, hier lassen sich immer weitere interessante Thematiken finden.