10.01.2022
Projektankündigung: Neues Projekt in 2022
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ein neues Projekt mit dem Titel "Normative Ordnung und symbolische Präsenz der Antoniter. Edition ihrer Statuten und Analyse ihrer Zeichen", das noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen wird.
Die Antoniter gehören heute zu den wenig bekannten geistlichen Gemeinschaften, obwohl sie früher weit verbreitet waren und eine außerordentlich hohe kulturelle Präsenz hatten. Während ihres Wirkens zwischen dem 11. und 18. Jahrhundert unterhielten sie mehr als 350 Niederlassungen in ganz Europa sowie im Heiligen Land und gehörten mit ihren Hospitälern zu den wichtigsten Trägern karitativer Versorgung. Trotz ihrer herausragenden Bedeutung nicht nur für die Geschichte der Ordensgemeinschaften, sondern auch für die Geschichte der institutionalisierten Pflege, wurden zentrale Grundlagentexte des Ordens nie ediert.
Das Projekt will dieses gravierende Desiderat in zwei sich ergänzenden Arbeitsbereichen angehen. Es sind zudem die einzigen beiden, die den Orden in seiner Gesamtheit und in seinem Wesen betreffen. Primäres Ziel ist die erste Edition der mittelalterlichen Statuten des Ordens, nämlich derjenigen aus den Jahren 1367, 1420 und 1478, die dann als Open-Access-Editionen zur Verfügung stehen werden. Als selbstverordnetes Recht können diese Texte in besonderer Weise Auskunft über die bisher kaum bekannte Verfassungsstruktur der Antoniter geben und damit die normativen Grundlagen einer europaweit vernetzten und trotz ihrer lokalen Verortung stets überregional agierenden Gemeinschaft erhellen. Begleitet wird dieses Projekt durch eine systematische Erfassung und Analyse der medialen Ausdrucksformen des Ordens. Im Mittelpunkt stehen dabei Bildmedien (Breitseiten, Tafelbilder, Wand- und Buchmalerei) und Skulpturen, aber auch Predigten und liturgische Texte. Sie werden als symbolische Leistungen untersucht, mit denen die Antoniter ihre Leitideen ausdrücken, vermitteln und auch legitimieren wollten. Die komplementäre Behandlung beider Teile des Projekts wird es ermöglichen, jene Faktoren zu erfassen, die den ausserordentlichen Erfolg des Ordens ermöglichten und über einen langen Zeitraum garantierten.
Mit diesem Projekt kooperiert FOVOG erstmals mit der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, um die medizinischen Aspekte des Projekts angemessen zu berücksichtigen. In Vorbereitung und Begleitung dieses Projektes wird nun eine Bibliographie zu den Antoniten auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt.