21.11.2022
Pestausstellung
Seuchen sind ein wiederkehrender Normalzustand der Menschheitsgeschichte. Die Coronapandemie hat uns diesen Umstand, der in westlichen Industriegesellschaften für längere Zeit aufgrund erfolgreicher Impfprogramme und Therapeutika in Vergessenheit geraten war, wieder bewusst gemacht. Ausdruck des Nicht-Erinnerns ist auch eine voreilige Gleichsetzung mit Pestzeiten – aber Corona ist nicht die Pest!
Dennoch lohnt ein vergleichender Blick in die Vergangenheit, denn die unmittelbare Erfahrung von Corona hat das Bewusstsein für
historische Einsichten geschärft:
Erstens, Seuchen sind soziale Ereignisse und wirken sich tiefgreifend auf Gesellschaften aus. Zweitens, Seuchen kennen keine nationalen Grenzen. Drittens, Seuchen werfen grundlegende Fragen nach der Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung auf. Viertens, der Umgang mit Seuchen ist an kulturelle Kontexte und historische Traditionen geknüpft, zu denen auch der Reex zählt, Seuchen „Anderen“ zuzuschreiben und Menschen auszugrenzen. Fünftens, die Erinnerung an Seuchen ist Teil ihrer Wirklichkeit. Sechstens, Menschen und Gesellschaften lernen mit Seuchen zu leben.
Diese Ausstellung ist selbst Ausdruck eines solchen Lern- und Gewöhnungsprozesses. Sie entstand als Ideensammlung unter den erschwerten Bedingungen eines „Coronasemesters“ im Sommer 2021 zunächst in den Diskussionen zweier Exkursionsgruppen von Studierenden der TU Dresden auf Schloss Lauenstein. Im Anschluss hat ein kleineres Team freiwillig Materialien und Texte zusammengetragen, um die Ausstellung Realität werden zu lassen.
Insgesamt sechs Stationen präsentieren unterschiedliche Perspektiven auf das Thema und erzählen exemplarisch davon, wie die Menschen mit der Pest im Erzgebirge lebten.
Die Ausstellung ist zunächst bis 4.12. geöffnet und wird dann in veränderter Form fortgeführt. Alle Texte gibt es vor Ort auch als Podcast; zudem wurde ein Führer speziell für Kinder erstellt.