19.11.2018
Öffentlicher Vortrag: Dina Gusejnova: Das Ereignis als Fluchtpunkt. Brest-Litowsk in der politischen Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts
Der Frieden von Brest-Litowsk hat über die Jahre viele Namen erhalten: Separatfrieden, Gewaltfrieden, Sonderfrieden, Brotfrieden, „la pace russa“. Juristisch gesehen war seine Nachwirkung nicht so bedeutsam wie die von Versailles, so dass er in der Zwischenkriegszeit sogar den Beinamen eines „vergessenen Friedens“ erhielt. Politisch waren seine Folgen allerdings weitaus signifikanter. In meinem Vortrag werde ich versuchen, den Status von Brest-Litowsk im Wechsel verschiedener historischen Debatten von der Zwischenkriegszeit bis zum Ende des Kalten Krieges zu analysieren. Als Ausgangspunkt dient dabei die historische Aufarbeitung des Friedens von Brest-Litowsk im deutschen, englischen, und russischen Intellektuellendiskurs der 1950er und 1960er Jahre. Die Diskussion um die Bedeutung des Friedensschlusses im Westen wurde von der besonderen Geschichte der Stadt Brest und seiner Bewohner im sowjetischen Weißrussland währen des Zweiten Weltkriegs beeinflusst. Später führte die postkoloniale Wende in der Historiographie dazu, dass sich Historiker stärker für die türkische Seite der Verhandlungen interessierten. In der Diskussion hoffe ich dazu beizutragen, Brest-Litowsk im Zusammenhang mit anderen Fluchtpunkten der historischen Erinnerung zu betrachten.
03. Dezember 2018, 18:30 Uhr - 20:00 Uhr
von-Gerber-Bau, Raum 038
Bergstr. 35, 01069 DD
im Anschluss Empfang mit Imbiss