14.06.2016
Integration durch religiöse Bildung - 19. Ökumenisches Forum an der TU Dresden
Am Mittwoch, 1. Juni 2016, dem diesjährigen Dies Academicus, fand an der TU Dresden das 19. Ökumenische Forum statt. Der Fokus lag auf Fragen der Integration durch religiöse Bildung, die in der heutigen Zeit wichtiger denn je erscheint. Die drei Impulsreferate zum Thema mündeten in eine Podiumsdiskussion. Als Experten waren Vertreter der drei deutschen Institute für berufsorientierte Religionspädagogik eingeladen.
Zunächst referierte Prof. Dr. Andreas Obermann (BIBOR, Universität Bonn) zum Thema “Interreligiös und berufsorientiert – Aspekte von Integration in der beruflichen Bildung”. Er schilderte die aktuelle Situation des Religionsunterrichts an Berufsschulen in NRW, wo alle Schüler einer Klasse gemeinsam am Religionsunterricht teilnehmen, egal welcher christlichen Konfession oder anderen Religionsgemeinschaft sie angehören. Dieser Unterricht im Klassenverband wirke sich positiv auf die Schüler aus, deren Lebenswelt meist wenige bis keine religiösen Bezüge aufweist, sodass auch Kirche als Erfahrungsraum nicht mehr vorhanden ist. Deshalb geht es im Religionsunterricht vor allem darum, existenzielle Lebensfragen sowie religionsbezogene Fragen des Berufsfelds zu thematisieren und interreligiöse Kompetenzen zu stärken.
Im zweiten Impulsreferat stellte Dr. Matthias Gronover (KIBOR, Universität Tübingen) Überlegungen unter der Überschrift “Bildungsgerechtigkeit ist erfahrene Gerechtigkeit – Aspekte von Bildungsgerechtigkeit in der beruflichen Bildung” vor. Am Beispiel der VABO-Klassen in Baden-Württemberg, die Flüchtlingen den Weg zur beruflichen Bildung ebnen, verwies er auf die besondere Rolle, die der Religionsunterricht in solchen Klassen einnehmen könne. In einer auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft ermöglicht das Fach Religion, in dem die Schüler/innen zunächst als Menschen wahrgenommen und Begegnungen ermöglicht werden, andere Dimensionen gesellschaftlichen Lebens in Deutschland zu erschließen und ihnen das Einleben zu erleichtern. Nach erfolgreichem Spracherwerb werden diese Schüler dann in “normale” Klassen integriert und können eine Ausbildung beginnen.
Dr. Hanne Schnabel-Henke (EIBOR, Universität Tübingen) lieferte schließlich Einblicke in eine Interventionsstudie zum “Umgang mit Geld in Christentum und Islam”. In dieser groß angelegten wissenschaftlichen Studie wurde die Wirksamkeit interreligiöser Bildung untersucht. Dazu wurden an verschiedenen Schulen zwei Unterrichtsreihen durchgeführt zu den Themen “Islamic Banking” und “Religion und Gewalt”. Zu verschiedenen Zeitpunkten wurde mittels Fragebögen die interreligiöse Kompetenz der Schüler/innen erhoben: das Wissen über die Religionen, die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme und die daraus resultierenden Haltungen und Einstellungen.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion stellten die Teilnehmenden Fragen, auf die die Experten mit beeindruckender Fachkompetenz eingingen. Das Ökumenische Forum der Institute für Evangelische Theologie und für Katholische Theologe der TU Dresden ist seit vielen Jahren ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit und gemeinsamen Engagements.
Christina Göbel