Nov 23, 2020
Newsletter IKTH Ausgabe 07/Nov 2020
Das Institut für Katholische Theologie an der TU Dresden informiert über aktuelle Veranstaltungen, interessante Forschungsbeiträge, laufende Projekte sowie über das Studieren am Institut für Katholische Theologie.
Diesmal unter anderem mit folgenden Inhalten:
- Neuigkeiten aus dem Institut: DBU bewilligt Drittmittel, Mitstreiter:innen gesucht, Salzburger Hochschulwochen 2021, Lektüretutorium zur Bibel
- Rückblick: Interreligiöser Trialog, Fachtag "Völkische Versuchungen und ihre theologischen Aspekte", Arbeitsgemeinschaft Gender in den Theologien eröffnet
- aus gegebenem Anlass: Religionsunterricht – zweistündig und aktuell wieder einstündig oder gar nicht?!
Diese Ausgabe des Newsletters erhalten Sie, nachdem das Wintersemester 2020/21 zumindest für unsere Studienanfänger*innen im Präsenzbetrieb starten konnte. Die Lehrveranstaltungen für Studierende höherer Semester finden wieder überwiegend mit Hilfe von Video-Konferenzen, der Lernplattform Opal und weiteren digitalen Tools statt.
Das Sekretariat des Instituts arbeitet im Präsenzbetrieb und ist wie gewohnt am Weberplatz erreichbar.
Lehrende, Studierende und Gäste, die gegenwärtig ein Gebäude der TU Dresden betreten wollen, sind gebeten, die erforderliche Kontaktdatenerhebung auszufüllen.
Weitere Informationen unter: https://tu-dresden.de/corona
Wir freuen uns sehr, dass wir zahlreiche positive Rückmeldungen zum Fachtag „Völkische Versuchungen und ihre theologischen Aspekte“ erhalten haben, der am 29.10.2020 im Vortragssaal der SLUB stattfand – gerade noch vor dem aktuellen Teil-Lockdown. Im Beitrag unserer Studentinnen Franziska Manthey und Sibylle König erfahren Sie Näheres dazu.
Im Namen aller Mitarbeitenden des Instituts für Kath. Theologie wünsche ich Ihnen eine besinnliche Adventszeit und lichtvolle Weihnachtstage – in Gesundheit und Zuversicht,
Monika Scheidler
Geschäftsführende Direktorin
Institut für Katholische Theologie der TU Dresden
Good News! DBU bewilligt Drittmittel
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat dem von der Professur für Systematische Theologie gestellten Antrag auf Finanzierung der fünfteiligen Veranstaltungsreihe "Über unsere Verhältnisse? Grenzen der Gegenwart" zugestimmt. Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Professur für Systematische Theologie des Instituts für Katholische Theologie, PRISMA, dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden sowie Dresden concept. Die Reihe wird im Sommersemester 2021 stattfinden; Veranstaltungsort ist das Deutsche Hygiene-Museum Dresden. Wir freuen uns sehr über diesen großen Erfolg.
Die interaktiv gestalteten Abendveranstaltungen finden wie folgt statt:
14. April 2021, 19 Uhr
Grenzen der Welternährung: Essen wir unseren Planeten auf?
21. April 2021, 19 Uhr
Grenzen des Materials: Nachhaltig und/oder HighTech?
28. April 2021, 19 Uhr
Grenzen der Spezies: Ethik der Interaktion von Mensch und Tier
05. Mai 2021, 19 Uhr
Grenzen des Wachstums: Green New Deal oder Postwachstumstheorie?
19. Mai 2021, 19 Uhr
Grenzen der Digitalisierung: Der ökologische, ethische und psychosoziale Fußabdruck unserer digitalen Welt
Text: Julia Enxing
Mitstreiter:innen gesucht
In vorherigen Semestern haben wir an unserem Institut bereits zwei mal einen Theologischen Salon veranstaltet: die bisherigen Themen waren: Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann und Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden. Die Themen wurden von Studierenden unseres Instituts ausgewählt und vorbereitet. Ziel ist es ins Gespräch zu kommen, auch über unser Institut hinaus.
An diese beiden spannenden Veranstaltungen möchte ich gerne anknüpfen und suche daher interessierte Mitstreiter*innen, die mit mir zusammen ein Thema für den nächsten Theologischen Salon, der möglicherweise im April 2021 stattfinden könnte, auswählen und diesen vorbereiten wollen.
Meldet euch gerne per Mail.
Ich freue mich auf kontroverse Diskussionen!
Text: Eva Marian Karwowski
Save the date! – Studienfahrt zu den Salzburger Hochschulwochen im Sommersemester 2021, vom 2. bis 8. August 2021
Die Salzburger Hochschulwochen zählen zu den renommiertesten und innovativsten deutschsprachigen Summer Schools europaweit.
Jedes Jahr Anfang August laden sie interessierte Teilnehmerinnen aus ganz Europa ein, nach Salzburg zu kommen und sich in einer facettenreichen Reihe von Veranstaltungen an der Schnittstelle von Gesellschaft, Theologie und Politik einem aktuellen, brisanten und herausfordernden Thema unserer Zeit zu widmen.
Ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Workshops und Diskussionen wartet, das fachkundige, aufschlussreiche und überraschende Perspektiven bereithält, begleitet von kulturellen und spirituellen Veranstaltungen. Zu Wort kommen namhafte ReferentInnen aus Wissenschaft, Politik, Medien, Theologie & Kirche, Workshops und World-Cafés bieten Raum für Austausch, Begegnungen und Diskussionen unter den Teilnehmenden, die sich inzwischen zu mehr als einem Drittel aus Studierenden mitteleuropäischer Länder zusammensetzen.
„Was hält uns (noch) zusammen – Über Verbindlichkeit und Fragmentierung“. So lautet das Thema der Salzburger Hochschulwoche 2021, die auch im kommenden Jahr wieder stattfinden, vom 2. bis 8. August 2021. Die Tagung denkt darüber nach, was unsere Gesellschaften heute, angesichts vielfältiger Umstellungen, Zerreißproben und Transformationen verbindet, zusammenhält und verändert.
Der Lehrstuhl für Systematische Theologie veranstaltet eine Studienfahrt zu den Salzburger Hochschulwochen und lädt alle interessierten Studierenden herzlich zur Teilnahme ein. Die Fahrt wird in diesem Jahr koordiniert und begleitet von Dr. Christian Kern. Sie kann als Lehrveranstaltung im Fachbereich Systematische Theologie angerechnet werden. Gemeinsam fahren wir nach Salzburg, nehmen am Programm teil und reflektieren in offener Weise die Erlebnisse und Eindrücke der Tagung. Zeit bleibt auch, die Stadt Salzburg mit ihren kulturellen und kulinarischen Reichtümern zu entdecken.
Weitere Infos zu den Hochschulwochen finden Sie auf salzburger-hochschulwochen.at, nähere Infos zur Fahrt (Organisation Vorbereitung, Kosten etc.) im Vorlesungsverzeichnis zum Sommersemester 2021.
Save the date: 2. bis 8. August 2021! – Und herzliche Einladung, die Salzburger Hochschulwochen zu entdecken.
Text: Christian Kern
Lektüretutorium zur Bibel
Worum geht es eigentlich im Brief des Judas? Wie viele Frauen sind im Alten Testament mit Namen genannt? Und wer sind überhaupt Habakuk, Zefanja und Haggai?
Die Bibel regt bis heute zahlreiche Menschen zum Nachdenken und Handeln an und ist Grundlage unseres christlichen Glaubens. Dies macht die Heilige Schrift vor allem auch für das Studium der Theologie zu einer wichtigen Lektüre. Doch wie sieht so ein Lesen aus? Wohl die Wenigsten setzen sich nachmittags auf’s Sofa und lesen zur Entspannung ein bisschen in der Bibel.
Die Professur für Biblische Theologie des katholischen Instituts hat vor einigen Semestern ein Lektüretutorium zur Bibel initiiert. Insgesamt ist dieser Kurs über acht Semester angelegt, sodass die Bibel am Ende einmal komplett durchgelesen sein wird. Da das Tutorium keine Grundkenntnisse voraussetzt, kann jederzeit in das Lektüretutorium (wieder)eingestiegen werden. Interesse und Lesebereitschaft reichen aus, um erfolgreich am Kurs teilnehmen zu können.
Seitdem treffen wir – also interessierte Studierende aus den Instituten katholischer wie evangelischer Theologie (es sind auch Studierende aus anderen Instituten und Fakultäten herzlich willkommen) – uns wöchentlich für eine Doppelstunde. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte sich nun nicht mehr gemütlich bei Tee und Keksen in der 8a im Weberbau getroffen werden, doch Lösung war schnell gefunden. Nach einigen Versuchen der asynchronen Online-Lehre wurde schnell klar: so funktioniert das nicht. Seit Anfang November 2020 treffen wir uns deshalb alle zur selben Zeit vor unseren Laptops oder Computern über ein Online-Portal.
Im Tutorium lesen wir gemeinsam die zum Teil doch sehr komplizierten oder fremdartig anmutenden biblischen Texte und probieren uns in verschiedenen Lesemethoden aus. So lasen wir uns bereits durch die Weisheitsbücher und Propheten und beschäftigen uns dieses Semester mit den Evangelien, der Apostelgeschichte sowie der Offenbarung.
Dabei entdeckten wir in den vergangenen Semestern nicht nur überraschende Differenzen in den unterschiedlichen Übersetzungen der Bibel, und klärten Unsicherheiten und Fragen (der Judasbrief ist übrigens eine Mahnrede, mehr als 100 Frauen werden im Alten Testament mit Namen genannt und Habakuk, Zefanja und Haggai sind Propheten). Schön ist auch der Moment, wenn man sonntags im Gottesdienst sitzt, und die Lesung plötzlich in ihren Kontext einordnen oder Teile aus der Liturgie auf ihren biblischen Bezug zurückführen kann!
Das Lesen der Bibel gelingt deutlich besser in einer Gruppe bzw. in Gemeinschaft. Es lohnt sich eine intensive Beschäftigung mit diesen aus der Anfangszeit des Judentums und Christentums stammenden Texten durchaus. So manches Neues lässt sich entdecken, über einiges kann man nur den Kopf schütteln und anderes wiederum regt zum Nachdenken und Reflektieren an.
Text: Anna Klinger
Interreligiöser Trialog - Podium mit Julia Enxing
Ende September veranstaltete der KDFB Berlin in Kooperation mit Maria 2.0 ein interreligiöses Podium zum Thema „Gleichberechtigung in den Religionen“.
Julia Enxing nahm als christliche Stimme am interreligiösen Trialog teil.
Ein Bericht zur Veranstaltung findet sich auf der Seite des KDFB Berlin.
Text: Julia Enxing
Mensch-Tier-Gottesdienst am Franziskustag - Predigt von Julia Enxing
Anlässlich des Franziskustages fand am 3. Oktober 2020 in der Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin-Schöneberg ein Mensch-Tier-Gottesdienst mit Tiersegnung statt – veranstaltet von der Altkatholischen Gemeinde und dem ökumenischen Rogate-Kloster St. Michael. Julia Enxing hatte das Privileg, die Festpredigt zu halten.
Text: Julia Enxing
Institut für Katholische Theologie Dresden veranstaltete Fachtag zum Thema „Völkische Versuchungen und ihre theologischen Aspekte“
Am Donnerstag, den 29. Oktober, fand in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek ein theologischer Fachtag statt.
Bildung ist der Schlüssel für einen konstruktiven Dialog
Eröffnet wurde der Fachtag von Prof. Dr. Julia Enxing (Professorin für Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der TU Dresden) mit dem bekannten Zitat von Hans Scholl, Mitglied der Widerstandsbewegung Weiße Rose: „Nicht: Es muss etwas geschehen, sondern: Ich muss etwas tun.“
Der erste Vortrag widmete sich der Frage nach der Theologie Hitlers. Prof. Dr. Rainer Bucher (Universität Graz) referierte über Hitlers ausgeklügelte Strategien, die Sehnsüchte und Versuchungen der Menschen zu nutzen, um sie für seine politischen Bestrebungen zu gewinnen. Hitler evozierte z.B. das Verlangen nach identitätsstiftender Idylle einer ausgewählten Volksgemeinschaft ohne Verunsicherungen und Kränkungen. Die Weltanschauungen des Nationalsozialismus als „Theologie“ zu bezeichnen scheint blasphemisch. Prof. Dr. Buchner erklärte indes, inwieweit die von Hitler genutzten theologischen Konzepte seine politischen Machtbestrebungen verstärkten: Hitler ging von einer rassistischen Weltordnung aus, welche die sogenannte „arische Rasse“ zum „auserwählten Volk“ bestimmt habe. Die Eliminierung angeblich minderwertiger „Rassen“ sollte Erlösung bringen. Hitlers gnadenloses Gottesbild steht konträr zum christlichen Verständnis von einem barmherzigen Gott, der jeden Menschen als sein Ebenbild geschaffen hat.
Nach einer kurzen Lüftungspause präsentierte uns Dr. Harald Lamprecht (Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Ev.-luth. Landeskirche Sachsens) seine Überlegungen zum Umgang mit völkischem Nationalismus im gegenwärtigen Christentum. Dabei erläuterte er das Konzept des sog. „Ethnopluralismus“, welches von völkisch argumentierenden Autor*innen vertreten wird. Sie meinen, dass es für jedes Volk eine geographisch feste Verortung gebe, die mit einer entsprechenden Kultur und Religion verknüpft sei. Eine Vermischung der Völker sei von Gott nicht vorgesehen. Diese Unterteilung in Völker scheint allerdings hinfällig, da es schon immer Migration gab. So gehörte beispielsweise auch das Christentum nicht immer zu Europa. Auch schöpfungstheologisch lässt sich diese Theorie widerlegen: Die Schöpfungserzählungen sprechen nur von der Erschaffung des Menschen, nicht aber von der Erschaffung verschiedener Völker. Die Vorstellung von Völkern wird in der Bibel erst als Folge des Sündenfalls in der alttestamentlichen Erzählung vom Turmbau zu Babel und der sogenannten „Sprachverwirrung“ thematisiert und neutestamentlich mit dem „Sprachwunder“ der Pfingsterzählung aufgehoben.
Nach einer Mittagspause wurden die Themen des Vormittags in Workshops vertieft. Zum einen lud Prof. Dr. Rainer Bucher zu einer Gesprächsrunde ein. Parallel dazu wurde ein Workshop zum Thema „Neue Rechte und Rechtspopulismus nicht bei uns Christ*innen?!“ von Dr. Petra Schickert (Kulturbüro Sachsen e.V.) angeboten. Die dritte Auswahlmöglichkeit bildete ein Online-Workshop zur Frage, inwieweit Verschwörungserzählungen und Populismus ähnliche Muster aufweisen. Er wurde von Dr. Julia Gerlach (Evangelische Akademie Sachsen) geleitet.
Der Fachtag konnte auch online über ein Videokonferenz-Tool verfolgt werden. Organisiert wurde er vom Institut für Katholische Theologie der TU Dresden. Beteiligt an der Vorbereitung und Durchführung waren vor allem Frau Prof. Dr. Monika Scheidler und Frau Prof. Dr. Julia Enxing. Außerdem haben die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen, die Evangelische Akademie Sachsen, das Kulturbüro Sachsen e.V., die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek sowie dresden CONCEPT zum Gelingen dieses Fachtags Theologie und Politik beigetragen.
Wir bedanken und bei allen Mitwirkenden und Referent*innen für einen gelungenen Fachtag und die neuen Denkanstöße.
Text: Franziska Manthey & Sibylle König
Arbeitsgemeinschaft Gender in den Theologien eröffnet – Julia Enxing mit dabei
Unter dem Titel „Gott*Gender. Die Relevanz der Genderforschung für die Theologien am Beispiel von Gottesbildern“ fand am 5. November 2020 der Auftaktworkshop der Arbeitsgemeinschaft Gender in den Theologien statt. Die Arbeitsgemeinschaft wurde vom Berliner Zentralinstitut für Islamische Theologie, dem Zentralinstitut für Katholische Theologie sowie der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin initiiert. Neben Prof. Dr. Angela Standhartinger, Marburg, und Dr. Nimet Seker, Frankfurt a. M., nahm Prof. Dr. Julia Enxing an der Podiumsdiskussion zur Relevanz der Genderforschung teil; anschließend wurden die Podiumsstatements in Workshops vertieft.
Weitere Informationen unter:
https://gender-in-den-theologien.hu-berlin.de/de
Text: Julia Enxing
Der Paradiesgarten - der „Wonnegarten“ schlechthin
„Ein wonniglicher Garten soll haben Violen und Rosen, Lilien, fruchttragende Bäume, grünes Gras und einen fließenden Brunnen“. So bringt es im 14. Jahrhundert die Mystikerin und Klostergründerin Luitgard von Wittichen auf den Punkt. Blumen, Obstbäume und Wasser sind in konkret je spezieller Weise auch die Dinge, die die Gartenideale der Kulturen des Alten Orients, der Bibel und der in ihr wurzelnden jüdischen und christlichen Kultur, sowie die islamische Kultur prägen. Das von Maria Häusl und Victor Lossau herausgegebene Buch beschäftigt sich mit dem „Wonnegarten“ schlechthin, dem Garten Eden, dem Paradiesgarten. Es vereint Beiträge aus Bibelwissenschaft, christlicher Theologie, Judaistik und Islamwissenschaft, aus Geistes- und Kulturgeschichte, Landschaftsarchitektur, Wissenschaftsgeschichte sowie Botanik. Das Buch bietet eine Auswahl der wichtigsten mit dem Garten und dem Paradies verbundenen Themen, wobei insbesondere die Deutungen des Gartens und des Paradieses im Judentum, Christentum und Islam Berücksichtigung finden. Historisch geht das Buch bis an die Anfänge der Gartenkultur im Alten Orient zurück und zeigt die sich durch die Jahrhunderte wandelnde Gartenarchitektur sowie die Wechselwirkung von Paradiesvorstellungen und Gartengestaltungen, die sich nicht zuletzt auch in der Kunstgeschichte spiegelt.
Maria Häusl/Victor Lossau (Hg.):
Balsambeet und Rosenhag. Paradiese und die Kultur der Gärten
Verlag Katholisches Bibelwerk, 2020.
ca. 270 S., zahlr. Abbildungen
ISBN: 978-3-460-30205-1
Ca. 25,00 €
Erscheint im Januar 2021,
Vorbestellungen sind in jeder Buchhandlung möglich.
Julia Enxing, Scheuklappen? Die Frage nach der Gleichberechtigung, auf: Feinschwarz.net 16. Oktober 2020, 39–68, online unter: https://www.feinschwarz.net
Religionsunterricht – zweistündig und aktuell wieder einstündig oder gar nicht?!
In der gesellschaftlichen Situation ist in den letzten Jahren deutlicher geworden, wie wichtig politische Bildung an Schulen ist. Aus diesem Grund wird in Sachsen mit dem Unterricht im Fach Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft (GRW) mittlerweile bereits ab Klasse 7 begonnen.
Dass mit dem Schuljahr 2020/21 nun ausgerechnet im zeitlichen Zusammenhang mit der Corona-Krise anderen Fächern Stunden gekürzt werden, die seit vielen Jahren Kindern und Jugendlichen an sächsischen Schulen Raum geben über ihre Lebenssituation sowie über gutes und gerechtes Handeln miteinander zu diskutieren und die somit ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftspolitischen Bildung leisten, ist unverständlich.
Bei diesen Fächern handelt es sich um Kath. Religion, Ev. Religion und Ethik, die laut Stundentafel des Freistaats Sachsen ab Klasse 2 eigentlich mit je zwei Stunden pro Woche unterrichtet werden sollen. Meiner Beobachtung nach wurden diese Fächer in den letzten Jahren je nach Schule mit unterschiedlicher Wochenstundenzahl unterrichtet. So legt beispielsweise das Hans-Erlwein-Gymnasium in Dresden seit Jahren Wert auf die Zweistündigkeit in Kath. Religion / Ev. Religion / Ethik. Im vergangenen Schuljahr konnten auch am Marie-Curie-Gymnasium sowie am Gymnasium Dresden-Plauen die genannten Fächer ab Klasse 5 mit zwei Wochenstunden unterrichtet werden. Seit Beginn des Schuljahrs 2020/21 geht das auf einmal nicht mehr – ohne ausdrückliche Begründung. Soweit ich informiert bin, wurde der Unterricht in Religion / Ethik an Oberschulen sogar bis einschließlich Klasse 10 auf eine Stunde pro Woche zusammengestrichten und dies in einer Schulform, in der bereits der Geschichtsunterricht häufig entfällt.
Weil die Fortführung des zweistündigen Unterrichts in den Fächern Kath. Religion / Ev. Religion / Ethik an den genannten Gymnasien vor den Sommerferien bereits eingeplant war, kann es offenbar nicht an fehlenden Religionslehrer*innen oder Ethiklehrer*innen liegen, dass diese Fächer im Schuljahr 2020/21 in manchen Jahrgangsstufen wieder nur mit einer Wochenstunde unterrichtet werden. Auch die Lerngruppen sind an den genannten Schulen gut etabliert. Solche Entscheidungen laufen dem Ziel zuwider, Heranwachsende auf das Leben als mündige Bürger*innen unserer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten und demokratieförderliche Einstellungen zu stärken.
Verschärft wird die Situation im aktuellen Teil-Lockdown dadurch, dass an einigen staatlichen Schulen nur noch im Klassenverband unterrichtet wird, so dass gegenwärtig noch weniger Religionsunterricht stattfindet als im Normalbetrieb staatlicher Schulen.
Im konfessionellen Religionsunterricht und im Fach Ethik reflektieren Schüler*innen existenzielle Fragen. Ausgerechnet in einer Krise wie der Coronapandemie, die Familien und Heranwachsende existenziell trifft und unsere Gesellschaft enorm herausfordert, den Kindern und Jugendlichen in den Schulen den notwendigen Raum zu nehmen, in dem verantwortet darüber nachgedacht und gesprochen werden kann, läuft den Kernanliegen von Bildung und Erziehung in unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft zuwider. Die Fächer Ethik / Ev. Religion / Kath. Religion bieten Schüler*innen sehr viel mehr als andere Fächer die Möglichkeit, über Sinn und Hoffnung des Lebens nachzudenken, indem sie ihnen Raum und Zeit geben, ihre Sorgen zu äußern und gute Umgangsformen mit den Sorgen zu entwickeln.
Gerade in einer prekären Zeit wie der gegenwärtigen dürfen den Fächern Kath. Religion / Ev. Religion / Ethik keine Stunden gekürzt werden! Der Gesprächsbedarf der Schüler*innen, die sich stark herausgefordert sehen durch Fragen zu Umweltschutz und Ressourcengerechtigkeit, zu Konflikten und der Unsicherheit angesichts der Pandemie, ist groß. Die aktive, differenzierte Auseinandersetzung mit ethischen und religiösen Fragen kann Menschen helfen, sich in der derzeitigen Krise zu orientieren. Nicht nur Sprachen und MINT-Fächer sind für die Zukunft der jungen Menschen wichtig, entscheidend tragen auch und gerade die Fächer Religion und Ethik zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Förderung demokratischer Werte bei. Heranwachsende dabei gut zu begleiten ist ein wesentlicher Auftrag schulischer Bildung, zu dessen Erfüllung Religion und Ethik in besonderer Weise beitragen, wenn die staatlich zu gewährleistenden Rahmenbedingungen für diese Fächer stimmen.
Zu wünschen bleibt, dass dies endlich auch den Verantwortlichen – für die Zuteilung von Stunden zu verschiedenen Fächern an konkreten Schulen für das jeweilige Schul(halb)jahr – in den Landesämtern für Schule und Bildung (LaSuB) und im Kultusministerium des Freistaats Sachsen nachhaltig bewusst wird.
Der Vorstand des dkv – der katholische Fachverband für religiöse Bildung und Erziehung – im Bistum Dresden-Meißen hat sich für die in diesem Verband in Sachsen organisierten Religionslehrer*innen mit entsprechenden Schreiben an die zuständigen Referatsleiter*innen im LaSuB gewandt – in der Hoffnung, dass die an einigen Schulen bereits eingeführte Zweistündigkeit für den Religionsunterricht nicht dauerhaft reduziert wird und zügig auch an weiteren Schulen die Zweistündigkeit des Religionsunterrichts entsprechend der Stundentafel des Freistaats Sachsen eingeführt wird. Damit würden nicht zuletzt für Absolvent*innen der Lehramts-Studiengänge des Instituts für Katholische Theologie der TU Dresden die Chancen auf eine Anstellung als Lehrer*in mit dem Fach Kath. Religion in Sachsen erheblich steigen.
Text: Monika Scheidler
Institut für Katholische Theologie
Herausgeberin: Frau Prof. Dr. Monika Scheidler
Redaktion: Eva Mariann Karwowski
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