06.10.2025
Internationale Summer School on Human Rights 2025: Junge Menschen aus aller Welt diskutierten in Dresden über die Zukunft der Menschenrechte

Ende August fand in Dresden die 4. internationalen Summer School zum Thema Menschenrechte in Kooperation mit der Universität Leipzig statt.
Anlässlich der vierten internationalen Summer School unter dem Titel „Navigating Change – Contemporary Perspectives on Human Rights“ des Zentrums für Internationale Studien (ZIS) der Technischen Universität Dresden (TUD) in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig kamen in der letzten Augustwoche Menschen aus 44 Nationen zusammen.
Im Rahmen eines vielfältigen und interdisziplinären Programms gewannen die Teilnehmer:innen über fünf Tage neue Perspektiven auf globale Herausforderungen für Menschenrechte:
Programm der 4. internationalen Summer School 2025 in Dresden
Fünf Tage, drei Themenfelder, viele Perspektiven
Die Teilnehmer:innen der Summer School befassten sich mit Themen, die das internationale Menschrechtsregime vor unvorhergesehene Herausforderungen stellen. Als im Jahr 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet wurde, waren die Gefahren des Klimawandels kaum bekannt. Gesundheit war weitestgehend ein Anliegen der einzelnen Staaten und die Technologie, die für Künstliche Intelligenz erforderlich ist, lag noch weit in der Zukunft. Diese Entwicklungen waren nicht vorhersehbar, und es wurden keine spezifischen Verträge verabschiedet, die entsprechende Normen enthalten, um diese menschenrechtlichen Herausforderungen zu adressieren. Das ist jedoch problematisch, weil im schlimmsten Fall unser traditionelles Verständnis von Menschenrechtsnormen nicht mehr ausreicht, um neuen Realitäten gerecht zu werden, was zu einem Spannungsverhältnis zwischen sich wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnissen und dem bestehenden normativen Gehalt führt.
Die zunehmende gesetzgeberische Inaktivität der Staaten in dieser Hinsicht legt eine größere Verantwortung auf die Menschenrechtsgerichte und wirft damit die zentrale Frage unserer Summer School auf: In welchem Maße können Menschenrechtsgerichte und Vertragsorgane auf faktische Veränderungen reagieren, indem sie bestehende Menschenrechtsnormen (neu) interpretieren, um aktuellen Herausforderungen zu begegnen?
Nachdem am Montag als Einstieg der Wandel der internationalen Menschenrechtslandschaft durch Vorlesungen und ein interdisziplinäres Diskussionspanel behandelt wurde, stand an den darauffolgenden Tagen jeweils ein Thema im Fokus, dass Menschenrechte momentan beeinflusst. Besonders die interdisziplinäre Podiumsdiskussion bereitete die Teilnehmer:innen intensiv auf die kommenden Tage vor:
Dienstag drehte sich das Programm um die Folgen des Klimawandels für Menschenrechte. So gefährden die immer stärker werdenden Auswirkungen unter anderem das Recht auf Leben allgemein sowie das Recht auf die Achtung des Privat- und Familienlebens konkret. Außerdem bedroht der Klimawandel besonders im globalen Süden die Staatlichkeit einzelner Nationen
Globale Gesundheit hat durch die COVID-19 Pandemie eine zentrale Bedeutung in der aktuellen Diskussion über Menschenrechte erlangt, weshalb diesem Feld am Mittwoch ein ganzer Tag gewidmet wurde. Zahlreiche neue Herausforderungen für den internationalen Schutz von Menschrechten fallen in Bereich der öffentlichen Gesundheit; von Pandemien bis zu nichtübertragbaren Gesellschaftskrankheiten.
Am Donnerstag wurden Künstliche Intelligenz und weitere technologische Innovationen wie Neurotechnologie intensiv betrachtet. Die Entwicklung und Verbreitung neuer Technologien schreitet schneller voran, als Gesetzgeber sie im Sinne des Schutzes der Privatsphäre und persönlicher Daten regulieren können. Auch dies stellt die internationale Staatengemeinschaft vor unbekannte Aufgaben im Sinne des Menschenrechtsschutzes.
Abschließend haben die Teilnehmer:innen der Summer School am Freitag in einer interaktiven Konferenz ihr neu erlangtes Wissen auf die Probe gestellt. In einer Simulation haben sie als Staatengemeinschaft Artikelentwürfe der Völkerrechtskommission verabschiedet. Dabei haben sie entschieden, sich besonders auf den Schutz der Staatlichkeit vor den Folgen des Klimawandels, die Reduzierung von Gesellschaftkrankheiten und über Regulierung von KI zu konzentrieren und entsprechende Beschlüsse gefasst.
Stimmen aus aller Welt im Dialog
Im Programm der einzelnen Tage bereicherten renommierte Expert:innen aus aller Welt die Diskussionen – darunter Prof. Geir Ulfstein (Universität Oslo), Prof. Dr. Kshitij Kumar Singh (Universität Neu-Delhi), Dr. Natalia Menéndez Gonzáles (European University Institute, Florenz), Dr. Jan Hořeňovský (Karls-Universität Prag), Journalist und Aktivist Paul-Joël Kamtchang (Kamerun) sowie Prof. Dr. Angela van der Berg (Universität des Westkaps, Kapstadt) – und brachten spannende Impulse und neue Perspektiven auf aktuelle Problemlagen ein.
Die interdisziplinäre Herangehensweise der Summer School wurde besonders in den niedrigschwelligen „Coffee Talks“ deutlich. Bei einem morgendlichen Kaffee konnten die Wissenschaftler:innen besonders leicht auf Fragen und Anregungen eingehen. So haben beispielsweise Prof. Dr. Anna Kühne, Epidemiologin an der TUD, und Prof. Dr. Mette Hartlev, Professorin für Gesundheitsrecht an der Universität von Kopenhagen gemeinsam mit dem Publikum über mögliche Grenzen der staatlichen Verantwortung für persönliche Gesundheit debattiert.
Von Coffee Talks bis Elbwiesen – Austausch auch jenseits des Hörsaals
Dialog ist ein wichtiger Bestandteil der Verarbeitung neuer Ideen und Eindrücke. Die Teilnehmer:innen der Summer School haben beim gemeinsamen Mittagessen sowie dem Abendprogramm die Chance genutzt, sich in regen Diskussionen auszutauschen.
Am Dienstagabend fand zusätzlich zum offiziellen Programm eine öffentliche Podiumsdiskussion in der Frauenkirche über den Missbrauch von Flüchtlingen als Waffe statt. In dieser besonderen Kulisse kamen verschiedene Stimmen aus Wissenschaft und Politik zusammen, um diese besondere Problemlage der aktuellen Zeit zu beleuchten:
Trotzdem kam die Freizeit nicht zu kurz, sodass sich die Teilnehmer:innen bei der Tour durch die Neustadt, abends auf den Elbwiesen und bei der Dampfschifftour auf der Elbe auch entspannen konnten.
Neue Einsichten, Netzwerke und Handlungsansätze
Das Ergebnis der vierten internationalen Summer School ist ein durchweg positives. Alle Beteiligten gehen aus dieser Woche mit einem veränderten Blick auf Menschenrechte und die Aufgaben unserer Zeit heraus. Dabei wurde nicht nur theoretisch gearbeitet, sondern praktisch erlebt, dass Diskussion, Austausch und Verständigung untereinander nicht nur möglich, sondern auch notwendig sind, um mit dem Wandel der Zeit mitzuhalten.

Die Teilnehmer:innen haben während der Summer School zahlreiche neue Perspektiven gewonnen, Diskussionen geführt und internationale Kontakte geknüpft.
Nach der Woche ist klar: bei der Anzahl und Geschwindigkeit mit der neue Entwicklungen unsere Welt grundlegend verändern, braucht es Kreativität, politischen Willen und Einfallsreichtum vor allem im Bereich des internationalen Rechts, um Menschenrechte konsequent durchzusetzen und rechtzeitig an aktuelle Gegebenheiten anzupassen. Der Blick über den Tellerrand in andere Disziplinen und internationale Zusammenhänge ist dabei unerlässlich.
Danksagung
Besonderer Dank geht an das Summer School Team, ohne das die gesamte Veranstaltung nicht gelungen wäre. Wir bedanken uns außerdem bei unseren verlässlichen Partnern der Stiftung Frauenkirche Dresden, die die Organisation der Podiumsdiskussion reibungslos ermöglicht haben. Zuletzt geht ein großer Dank an die Refugee Law Clinic Dresden für die Unterstützung der Summer School.
Förderer
Gefördert wurde die internationale Summer School 2025 von der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V., vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Freistaat Sachsen im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern und von Internationale Beziehungen Dresden e.V.
Ausblick
Das Erlebte motiviert uns, die erfolgreiche Kooperation mit der Universität Leipzig fortzusetzen, sodass in zwei Jahren die fünfte internationale Summer School zu Menschenrechten 2027 in Leipzig stattfinden wird.