Oct 30, 2025
Veranstaltungsreihe (1) 20.11.2025: Die Zukunft des neuen Syriens – Rechtsstaatlichkeit und Prosperität im Schatten des Krieges?
Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB), des Zentrums für Internationale Studien der TU Dresden und der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen
Der Sturz des Assad-Regimes am 8. Dezember 2024 wurde von vielen Syrern als historischer Wendepunkt wahrgenommen – verbunden mit der Hoffnung auf Frieden und Reformen. Die neue Übergangsregierung unter Hay’at Tahrir ash-Sham versprach eine Verfassung, die Frauen und Minderheiten einbezieht, wirtschaftliche Erholung ermöglicht und gesellschaftliche Versöhnung zwischen Milizen sowie religiösen und ethnischen Gruppen fördert. Ziel war ein geeintes Syrien ohne Rache und in Frieden.
Doch die anfängliche Euphorie wich rasch Ernüchterung. Wirtschaftliche Verbesserungen bleiben aus, Arbeitslosigkeit und Armut sind weiterhin drängend. Zugleich häufen sich Gewalttaten, die Zweifel an der Schutzfunktion der neuen Regierung nähren. Besonders das Massaker an alawitischen Zivilisten im März 2025 verdeutlicht die prekäre Lage. Auch das harte Vorgehen gegen Assad-Anhänger wird zunehmend als Vergeltung verstanden.
Die Parlamentswahl Anfang Oktober erlaubte lediglich 6000 Wahlmännern die Mitglieder des Parlaments zu wählen – und dann auch nur 2/3 von ihnen, die übrigen werden vom Präsidenten bestimmt – , Pressefreiheit fehlt weiterhin und die Angst vor einer neuen autoritären Herrschaft wächst. Zwar gilt die Ernennung von Hind Kabawat, einer Christin, als Sozialministerin als Signal für Inklusion, doch bleibt offen, ob es sich um echte Reformpolitik oder doch nur Symbolik handelt.
Gemeinsam mit Experten möchten wir uns u.a. folgende Fragen stellen: Was kann und will die neue Übergangsregierung in einem Syrien des Umbruchs tatsächlich erreichen? Ist ein inklusiver Staat möglich, der den komplexen gesellschaftlichen Realitäten gerecht wird? Wie gestaltet sich die wirtschaftliche Lage im Land, das von Jahrzehnten Krieg und Sanktionen gezeichnet ist? Ist die Ernennung von Hind Kabawat – eine Frau und Christin – als Sozialministerien im neuen Kabinett tatsächlich Ausdruck eines zukunftsfähigen Syriens oder doch nur Symbolpolitik? Und können die Alawiten wirklich mit einem Versöhnungsprozess rechnen?
Podiumsgäste:
- Dr. Naseef Naeem
Jurist sowie Berater und Director of Research, Monitoring and Evaluation beim zenithCouncil und der Candid Foundation - Romina Elbracht
stellvertretende Leiterin der Abteilung Ausland beim kirchlichen Hilfswerk missio Aachen. - Moderation: Prof. Dr. Dominik Steiger
Inhaber des Lehrstuhls für Völkerrecht, Europarecht und Öffentliches Recht und Wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Internationale Studien an der Technischen Universität Dresden
Veranstaltungszeit: 20.11.2025, um 19:30 - 21:00 Uhr
Veranstaltungsort: Haus der Kathedrale (Wegbeschreibung)