Urs Stäheli: Soziologie der Entnetzung (Vortrag im Institutskollo­quium)

23.01.2023 um 18:30 im FAL 232 (01187 Dresden Chemnitzer Str. 46a)

„Soziologie der Entnetzung“

(Prof. Urs. Stäheli, Universität Hamburg, Professor für allgemeine Soziologie)

Gegenwärtige Gesellschaften werden häufig mit Netzwerkmetaphern und -theorien beschrieben, welche von einem 'Ethos der Konnektivität' geprägt sind. In den letzten Jahren häufen sich aber Diagnosen einer Übervernetzung (Hyperkonnektivität), verbunden mit der Suche und dem Experimentieren mit Praktiken und Infrastrukturen der Entnetzung. Der Vortrag wird erstens exemplarisch einige dieser Phänomene vorstellen; zweitens aber auch nach der sozial- und medientheoretischen Relevanz von Entnetzung fragen. Viele der gegenwärtigen Sozialtheorien (von Luhmanns Systemtheorie über Deleuze/Guattaris Rhizomanalyse bis hin zur ANT) verfügen über einen Konnektivitätsbias. Daher stellt sich die Frage, wie mit und gegen relationale Theorien Entnetzung gedacht werden kann. Exemplarisch werden einige theoretische Figuren der Entnetzung wie Indifferenz und die Vakuole diskutiert. Der Vortrag wird vorschlagen, Entnetzung nicht als Ausstieg aus der Vernetzung zu denken (und entsprechend romantisch aufzuladen), sondern als widersinniges und paradoxes Operieren im Vernetzungsgeschehen.

Besonders Studierende sind herzlich eingeladen an diesem Vortrag teilzunehmen.