Die Professur stellt sich vor
Die Mikrosoziologie befasst sich mit Formen der Vergemeinschaftung, die im Unterschied zu den Formen der Vergesellschaftung (Organisationen, national verfasste Gesellschaften oder Weltgesellschaft) durch die Unmittelbarkeit der Sozialkontakte gekennzeichnet ist.
Dies trifft für Interaktionen zu, deren Dauer an die Anwesenheit der Akteur:innen in einer Situation gebunden ist, und auch für kontinuierliche Sozialbeziehungen in Gestalt von Dyaden oder Gruppen. Zur Mikrosoziologie werden zudem auch Forschungsfelder gerechnet, die sich mit der Subjektgenese beschäftigen, wie dies in der Sozialisations- und Biografieforschung der Fall ist. Die Mikrosoziologie nimmt die Akteur:innen in kleinen sozialen Einheiten und deren Handeln, Praktiken und Sinnsetzungen als Ausgangspunkt für die Suche nach Antworten auf die Frage, wie soziale Ordnung erzeugt, verstetigt und reproduziert wird. Sie interessiert sich für die Ausformung von typischen individuellen und kollektiven Handlungs- und Deutungsmustern. Ihr Ziel ist es, die in unterschiedlichen sozialen Einheiten geltenden „soziale Grammatiken“ zu entschlüsseln, auch und gerade vor dem Hintergrund zahlreicher Wandlungstendenzen sozialer Lebensformen in den dynamisierten Gegenwartsgesellschaften der (Post-)Moderne.
Professur für Mikrosoziologie
Die Notwendigkeit, den Blick auf „mikroskopisch-molekularen Vorgänge“ zu richten, um Gesellschaft zu analysieren, wurde schon von Georg Simmel (1908: 15), einem der Klassiker des Fachs, als ein zentrales Arbeitsfeld der Soziologie markiert. Er sprach sich gegen eine Bestimmung der Soziologie als Disziplin aus, die sich in ihren Beobachtungen ausschließlich den „großen Systemen" und „überindividuellen Organisationen" zuwendet. Simmel ist heute noch ein wichtiger Ideengeber und eine schier unerschöpfliche Anregungsquelle für die Mikrosoziologie. Eine weitere wichtige Traditionslinie der Mikrosoziologie führt auf die Chicagoer Schule(n) der Soziologie zurück.
Die Mikrosoziologie befasst sich mit Formen der Vergemeinschaftung, die im Unterschied zu den Formen der Vergesellschaftung (Organisationen, national verfasste Gesellschaften oder Weltgesellschaft) durch die Unmittelbarkeit der Sozialkontakte gekennzeichnet ist. Dies trifft für Interaktionen zu, deren Dauer an die Anwesenheit der Akteure in einer Situation gebunden ist, und auch für kontinuierliche Sozialbeziehungen in Gestalt von Dyaden oder Gruppen. Zur Mikrosoziologie werden zudem auch Forschungsfelder gerechnet, die sich mit der Subjektgenese beschäftigen, wie dies in der Sozialisations- und Biografieforschung der Fall ist. Die Mikrosoziologie nimmt die Akteurinnen und Akteuren in kleinen sozialen Einheiten und deren Handeln, Praktiken und Sinnsetzungen als Ausgangspunkt für die Suche nach Antworten auf die Frage, wie soziale Ordnung erzeugt, verstetigt und reproduziert wird. Sie interessiert sich für die Ausformung von typischen individuellen und kollektiven Handlungs- und Deutungsmustern. Ihr Ziel ist es, die in unterschiedlichen sozialen Einheiten geltenden „soziale Grammatiken“ zu entschlüsseln, auch und gerade vor dem Hintergrund zahlreicher Wandlungstendenzen sozialer Lebensformen in den dynamisierten Gegenwartsgesellschaften der (Post-)Moderne. Nahezu alle alltäglichen sozialen Phänomene können dabei zum Gegenstand werden, dabei das Vertraute im Rahmen der Analyse soziologisch (re)problematisiert wird. Der verstehende Nachvollzug bildet eine Kernaufgabe mikrosoziologischer Analyse und stellt zugleich eine besondere Herausforderung, da jedes Beobachtungsfeld bereits mit den Bedeutungen der Handelnden durchdrungen und geprägt ist. Diesen für die empirische Sozialforschung folgenreichen Gedanken hat Alfred Schütz (1971) in seiner phänomenologischen Soziologie systematisch aufgegriffen, die ebenfalls eine Theoriegrundlage der Mikrosoziologie bildet.
Vielfach werden die Arbeitsfelder der Mikro- und Makrosoziologie mit der Unterscheidung zwischen einer Frosch- und einer Vogelperspektive in Verbindung gebracht. Danach können soziale Phänomene aus der Sicht der Handelnden oder aus der Sicht der Gesellschaft betrachtet werden. Die Unterscheidung dieser beiden Perspektiven lässt zugleich erkennen, dass eine eindeutige Zuordnung der sog. speziellen Soziologien nicht möglich ist. Die Arbeitsfelder der speziellen Soziologien zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass sie sowohl mikro- wie auch makrosoziologische Fragestellungen umfassen. Stellvertretend sei hier nur die Familiensoziologie angeführt. In das Arbeitsgebiet der Mikrosoziologie fällt die Familiensoziologie dann, wenn die Familie als Gruppe bzw. die eingebetteten Sozialbeziehungen (z. B. Eltern-Kind-Beziehung) betrachtet werden. Richtet sich der Blick dagegen auf die Familie als soziales Subsystem, das in ihrer Funktionalität für das Gesamtsystem oder im Austausch mit anderen Subsystemen thematisiert wird, dann handelt es sich um eine makrosoziologische Fragestellung.