Forschungsfelder
Die Arbeit des Labs konzentriert sich gegenwärtig auf folgende Forschungsfelder:
Inhaltsverzeichnis
Rechtskommunikation
Soziologisch betrachtet hat das positive Recht in modernen Gesellschaften vor allem die Funktion, die Stabilität von Erwartungen auch dann sicherzustellen, wenn sie enttäuscht werden. Nach Niklas Luhmann wird diese Funktion entscheidend durch die Einführung sogenannter Konditionalprogramme erfüllt. Diese legen nach der Art von Wenn-dann-Bestimmungen die Bedingungen fest, unter denen ein Sachverhalt zu einem Rechtsfall werden kann. Das Lab will in Einzelprojekten organisations- und professionssoziologisch untersuchen, inwieweit die Orientierung an Konditionalprogrammen tatsächlich prägend für Rechtsprechung und -anwendung ist. Diese Frage wird von der Annahme getragen, dass die Rechtspraxis durch vielerlei Mechanismen gekennzeichnet ist, die quer zur konditionalen Kernstruktur des Rechts liegen und die sich teils aus der Organisationsförmigkeit auch der rechtlichen Sphäre erklären lassen.
Schule und Universität
Die gesellschaftlichen Anforderungen, die an heutige Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen gestellt werden, geben in ihrer Heterogenität geradezu das Paradebeispiel einer hochdifferenzierten Organisationsumwelt ab. So soll die Universität – spätestens seit der Bologna-Reform – auch unmittelbare Ausbildungsfunktionen übernehmen, ökonomisch verwertbare Erkenntnisse produzieren, allgemein verständliches Orientierungswissen stiften, für eine „offene Gesellschaft“ Modell stehen und in expliziter Programmatik kommende gesellschaftliche Eliten hervorbringen. Das Lab will die Effekte untersuchen, die diese Anspruchsvielfalt auf die Universität und andere Bildungs- und Erziehungsorganisationen hat. Besonderes Interesse gilt dabei der Frage, ob die Darstellungserfordernisse, die aus hohem „Umweltdruck“ resultieren, von den eigentlichen Kernprozessen abgekoppelt werden oder ob sie nicht doch auf die Aktivitätsstruktur der jeweiligen Organisation durchschlagen.
Querschnittsaufgabe: Soziale Netzwerke
Aus methodischer Sicht kann ein Netzwerk alles sein, was sich in sinnvoller Weise auf eine Struktur von Knoten und Kanten reduzieren lässt. Netzwerkanalytische Verfahren ermöglichen es, auch solches Terrain, das bisher vorwiegend qualitativ untersucht wurde, für Fragestellungen zu erschließen, zu deren Beantwortung eine quantitative Herangehensweise notwendig ist. Sie versprechen dadurch, die klassischen Grenzen der „Humanities“ in gegenstandssensibler Weise zu erweitern. Wir sind daher bestrebt, das analytische Potential der Netzwerkanalyse auch für die Arbeit des Labs fruchtbar zu machen. Mit netzwerkanalytischen Mitteln lässt sich das (informelle) Innenleben von Organisationen ebenso untersuchen wie richterliche Entscheidungspraxen oder Kooperationen in Scientific Communities anhand von Zitationsnetzwerken.