29.01.2020
2. MIDEM-Jahresbericht veröffentlicht
Migration spaltet nicht nur Europa, sondern auch Deutschland – allerdings mit anderen Vorzeichen als gemeinhin angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie des Mercator Forums Migration und Demokratie (MIDEM), die in Dresden veröffentlicht wurde.
Der Riss durch Europa zeigt sich deutlich bei den Einstellungen zu Migration. In den ehemals sozialistischen Staaten stoßen Zugewanderte und insbesondere Muslime auf mehr Ablehnung als im Westen. Migration spaltet auch Deutschland – allerdings sind die Einstellungen der Ostdeutschen gegenüber Zugewanderten deutlich positiver als in anderen mittel- und osteuropäischen Regionen und entsprechen eher dem Niveau Westeuropas. Bei Vorbehalten gegenüber Muslimen sind Ostdeutsche hingegen eher den Mittel- und Osteuropäern zuzurechnen. Eine Sonderrolle nehmen auch Westdeutsche ein: Ihre Einstellungen gegenüber Zugewanderten sind im Durchschnitt deutlich positiver als die anderer Westeuropäer.
Daraus folgert MIDEM-Direktor Professor Hans Vorländer: „Was die Einstellung zu Migration angeht, gehört Ostdeutschland genauso wenig zu Osteuropa wie Westdeutschland zu Westeuropa.“
Generell gilt: Regionale Unterschiede in den Einstellungen zu Migration lassen sich in vielen europäischen Ländern beobachten. Auch wenn Migration die Europäer gespalten hat, in einem sind sie sich einig: Migration ist eine Aufgabe für Europa. So sind auch Diskurs und Streit über Migration europäischer geworden und haben die nationalen Öffentlichkeiten zusammenwachsen lassen.
„Der zweite MIDEM-Jahresbericht unterstreicht, dass Europa weiterhin nach Wegen zu einer gemeinsamen Migrations- und Asylpolitik suchen muss“, sagt Dr. Wolfgang Rohe, Geschäftsführer der Stiftung Mercator. Der Bericht zeige auch, dass sich die Bereitschaft und Möglichkeiten zur Aufnahme von Geflüchteten, Migrantinnen und Migranten in Europa sehr stark unterschieden. „Deshalb braucht es Ansätze, die sensibel für diese Unterschiede sind“, so Rohe.
Die MIDEM-Studie untersucht auch den Einfluss der Migration auf das Wahlverhalten der Deutschen und kommt zu einem bemerkenswerten Ergebnis: Zum einen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem Grad an ethnischer Homogenität und den Wahlergebnissen der Alternative für Deutschland (AfD). In Landkreisen, in denen ein höherer Anteil an Nicht-EU-Ausländern lebt, bleiben AfD-Ergebnisse unterdurchschnittlich. Zugleich fällt aber auf, dass ein abrupter und starker Anstieg von Migration aus Nicht-EU-Staaten das AfD-Wahlergebnis erhöht, und zwar vor allem dort, wo zuvor kaum Nicht-EU-Ausländer lebten.
Der 2. Jahresbericht des Mercator Forums Migration und Demokratie steht hier zum Download bereit. Er bietet Einblicke und Hintergrundanalysen zu den Auswirkungen der Migration auf Deutschland und Europa. Die Studie wertet Umfragen, Medien, Wahlprogramme und Wahlergebnisse aus.
Das Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) ist ein interdisziplinäres Forschungszentrum der Technischen Universität Dresden in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen, gefördert durch die Stiftung Mercator. Es fragt danach, wie Migration demokratische Politiken, Institutionen und Kulturen prägt und zugleich von ihnen geprägt wird. Untersucht werden Formen, Instrumente und Prozesse politischer Verarbeitung von Migration in demokratischen Gesellschaften – in einzelnen Ländern und im vergleichenden Blick auf Europa.
Weitere Informationen über MIDEM können Sie gerne unserer Website entnehmen.
Informationen für Journalisten:
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TU Dresden
MIDEM – Mercator Forum Migration und Demokratie
Prof. Dr. Hans Vorländer
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