Blockseminar: Wozu Theorie?
(POL-WO-Forschung)
Prof. Dr. Sabine Müller-Mall
voraussichtl. Termine: 09.12.2016, 19./20.01.2017, jeweils ganztägig.
Ein Studium an der philosophischen Fakultät ist unabhängig vom Fach auch immer eines der Denkungsarten, der Begriffe, Methoden und Vorgehensweisen. Dieses Seminar wird sich einführend mit den Grundlagen theoretischer Wissenschaft sowie mit der Frage nach der Funktion von Theorie für die Wissenschaft beschäftigen.
Grundlagen theoretischer Wissenschaft lassen sich weder als fester Kanon noch als gewissermaßen unterste Schicht eines darauf aufbauenden Fachwissens definieren – das Bild eines Fundaments müsste vielmehr um 90 Grad gedreht werden, denn was wir verstehen, liegt offenbar ständig über Kreuz mit der Frage, wie wir es verstehen. Ganz besonders deutlich wird dieser Umstand an Schnittstellen verschiedener Fächer und Disziplinen: Rechts- und Verfassungstheorie, die Forschungsergebnisse etwa aus den Rechtswissenschaften, der Politikwissenschaft und Philosophie gleichermaßen aufgreift, ist schon von daher veranlasst, die Theorien der einzelnen Phänomene stets auch als Theorien der Theorie zu verhandeln.
Die Blockveranstaltung wird ausgewählte theoretische Debatten anhand aktueller Fragestellungen diskutieren und zielt dabei weniger auf einen vollständigen Überblick als auf die Tiefendimension und die Verflochtenheit von „angewandter“ und „grundlegender“ Theorie. Als Ausgangspunkt werden klassische Schauplätze der Theoriegeschichte wie der sogenannte „Positivismusstreit“ dienen, die Frage danach, was überhaupt ein Begriff, ein Urteil oder „Recht“ sei, wie Normativität begrifflich zu fassen wäre, die politikwissenschaftliche Auseinandersetzung mit neuen Konzepten wie der „Postdemokratie“ oder postmoderne Innovationen im Theoriehaushalt der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
|