Apr 21, 2021
20.+21. Mai 2021: Workshop von Deutschem Museum und KIT - Karlsruher Institut für Technologie zur frühen Geschichte der KI mit Ann-Kathrin Koster und Rebekka Roschy
Das Deutsche Museum, das KIT - Karlsruher Zentrum für Technologie und die Heidelberg Karlsruhe Strategic Partnership (HEiKA) veranstalten gemeinsam einen zweitägigen Workshop zur frühen Geschichte der Künstlichen Intelligenz im deutschsprachigen Raum. Unsere beiden Stipendiat:innen Rebekka Roschy und Ann-Kathrin Koster nehmen als Expertinnen an diesem Workshop teil.
Die Dominanz des Themas ‚Künstliche Intelligenz‘ in Technikdebatten der Gegenwart lässt bisweilen vergessen, dass es sich um ein historisch gewordenes und veränderbares Konzept handelt, dessen Bedeutungsspektrum in Abhängigkeit von Anwendungsbereich, -zeit und Anwender*in stark variieren kann. Hierin liegen erhebliche Probleme für die Verständigung über ‚Künstliche Intelligenz‘. Die im Begriff angelegte Ambiguität fördert jedoch auch die Behandlung des Themas aus verschiedenen Perspektiven und öffnet den Raum für interdisziplinäres Forschen.
In diesem Workshop zur Geschichte der Künstlichen Intelligenz soll die Unbestimmtheit des Begriffes nicht beseitigt werden. Stattdessen möchten wir im Rahmen eines interdisziplinären Austauschs mögliche methodische und theoretische Zugänge zur KI-Geschichte diskutieren und damit der KI aus verschiedenen Perspektiven begegnen.
Organisiert wird der Tandem-Workshop gemeinsam von der BMBF geförderten Forschungsgruppe "IGGI – Ingenieur-Geist und Geistes-Ingenieure: Eine Geschichte der Künstlichen Intelligenz in der Bundesrepublik Deutschland" am Deutschen Museum München und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie der Universität Heidelberg.
Der erste Workshop der Reihe fand erfolgreich am 17.+18. Sept. 2020 in Karlsruhe statt. Unter dem Titel „Die Frühe Geschichte der Künstlichen Intelligenz im deutschsprachigen Raum – Manuskripte, Artefakte, Quellen, Methodeneingehend“ befassten wir uns mit Fragen zur ‚Künstlichen Intelligenz‘ und ‚Kybernetik‘ in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.
Programm
In einer Kombination aus Vorträgen und der Diskussion von im Vorfeld zirkulierten Texten wollen wir gemeinsam Ansätze erarbeiten. Weitere Beiträge kommen von: Marie-Hélène Adam, Jonathan Bauer, Christoph Engemann, Anton Guhl, Johannes-Geert Hagmann, Johannes Hess, Susanne Schregel und Adrian Wüthrich.
Empfehlen möchten wir auch den digitalen Abendvortrag von Christian Vater mit dem Titel "Wissenschaftliche Weltsicht und mechanisierte Logik:
Bausteine der Möglichkeit einer Frühen KI im deutschsprachigen Raum - Wien/Berlin, Münster, Karlsruhe" . "Jedes Forschungsprogramm kann scheitern, und dieses Scheitern ist auch nicht ungewöhnlich. Die handbetriebenen Rechenuhrwerke des europäsichen Rationalismus blieben lange Zeit fürstliche, meisterliche, aber letzten Endes teuere und unzuverlässige Sonderanfertigungen. Die Versuche der Spätmanufaktur und Frühindustrialisierung, mit Wasser- und Dampfkraft betriebene lochkartengesteuerte Rechenmühlen zu verfertigen, blieben auch aus Mangel an billigen Bauteilen in großer Menge (skandalös) unvollendet. Wieso konnten nun aber die Versuche der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelingen, und zwar in solchem Ausmaß, dass wir heute allgegenwärtig von ihren unsichtbar gewordenen Alltagsprodukten umgeben sind? Der Vortrag richtet den Blick auf ideengeschichtliche Voraussetzungen dieses Gelingens in Deutschland: (1) Die "Wissenschaftliche Weltsicht" des Wiener Kreises und der Berliner Gruppe, wie sie z.B. in Erkenntnis publiziert wird, und (2) die Adaption und Mechanisierung der "Neuen Logik" am Lehrstuhl für "Mathematische Logik und Grundlagenforschung" der Universität Münster. Im Ausblick sollen die hier betrachteten Akteure auch von den 1930er-Jahren durch die 1940er-Jahre in die Nachkriegszeit des Wirtschaftswunders verfolgt werden - sei es in Deutschland, sei es im Exil. So kann (3) abschliessend verständlich werden, aus welchen Gründen des Institut für Nachrichtentechnik der TH Karlsruhe unter Karl Steinbuch bereits Ende der 1950er-Jahre weltweit wahrgenommen und international sichtbare Forschungsbeiträge leisten konnte."