28.10.2018
Nachbericht zur Lesung "Alle, außer mir / Sangue giusto" (Francesca Melandri)
Lesung am 12.10.2018:
"Alle, außer mir / Sangue giusto" (Francesca Melandri)
Am Freitag, 12.10.2018, war die italienische Schriftstellerin Francesca Melandri im Dresdner Kulturpalast zu Gast, um ihren neuesten Roman Alle, außer mir (ital. Sangue giusto, 2017) vorzustellen. Die Lesung und Diskussion mit der Autorin wurde vom Italien-Zentrum der TU Dresden in Kooperation mit der Dresdner Zentralbibliothek sowie dem Sonderforschungsbereich 1285 „Invektivität“ organisiert. Die Moderation übernahm Dr. Torsten König (TP M). Des Weiteren war Frau Franziska Teckentrup (TP M) mit auf der Bühne, um Textpassagen aus der deutschen Übersetzung vorzutragen. In Melandris Roman werden in Form einer Familienerzählung Aspekte der italienischen Geschichte in den Blick genommen, die bis dato wenig präsent in Italiens Erinnerungskultur waren und sind. Namentlich geht es um den italienischen Faschismus sowie dessen koloniale Aktivitäten in Afrika, vor allem in Äthiopien. In diesem Zusammenhang erzählt Francesca Melandri von den Versuchen der faschistischen Kolonisatoren, den Rassismus, mit dem sie den kolonisierten afrikanischen Bevölkerungsgruppen begegnen, auf eine vermeintlich wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Neben der klaren Benennung und Beschreibung geschehener Kriegsverbrechen fokussiert der Roman demnach soziale Dynamiken, in deren Zentrum die Legitimierung und juristische Sanktionierung herabsetzender Gesellschaftspraktiken steht. Ein zweiter Erzählstrang führt schließlich von der kolonialen Vergangenheit in die stark von Migrationsgeschehen geprägte Gegenwart Italiens, wodurch die historische Verwobenheit von Vergangenem und Gegenwärtigem den Leser*innen vor Augen geführt wird. Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Gespräch der Autorin mit dem Publikum. (Text: Gabriel Deinzer)