31.08.2023
THILINI MEEGASWATTA M.A. - WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN AM LEHRSTUHL FÜR ENGLISCHE LITERATURWISSENSCHAFT
Name: | Thilini Meegaswatta M.A. |
Professur: | Professur für Englische Literaturwissenschaft |
Institut: | Institut für Anglistik und Amerikanistik |
Fakultät: | Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften |
Thilini Meegaswatta kommt aus Sri Lanka, wo sie auch ihren Bachelor (Honours) und Master in Anglistik absolvierte. Nach ihrem Abschluss unterrichtete sie zunächst ein Jahr lang an der Universität von Kelaniya und anschließend fast fünf Jahre an der General Sir John Kotelawala Defence University – KDU. Seitdem ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Open University of Sri Lanka tätig. Zurzeit ist sie beurlaubt, um mit Hilfe eines DAAD- und eines AHEAD-Stipendiums hier in Dresden zu promovieren. Ihre Forschungsinteressen umfassen postkoloniale Literatur, Konfliktliteratur, Gender Studies und Medienwissenschaft.
Wie gefällt Ihnen Dresden?
Ich muss sagen, sehr gut. Als Stadt ist Dresden von der Art und Größe her genau richtig. Ich meine, sie ist nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu industriell und nicht zu überlaufen. Und natürlich hat sie eine beeindruckende Architektur, leicht zugängliche Grünflächen und eine wunderbare Mischung aus unaufgeregter, ruhiger und bunter kosmopolitischer Energie.
Ich denke also, dass Dresden wirklich für jeden etwas zu bieten hat. Ich liebe die Stadt.
Sind Sie das erste Mal in Deutschland und in Dresden?
Ja, genau. Ich lebe schon fast zwei Jahre hier und ich würde gern noch zwei Jahre hierbleiben. Es ist wunderbar. Es gefällt mir sehr gut, und meine Kolleg:innen sind einfach großartig.
Was ist Ihre Verbindung zur TU Dresden?
Ich bin hier, weil die TU Dresden die beste Betreuung für mein Projekt bietet. Prof. Stefan Horlacher hat sich auf Gender Studies und insbesondere Männlichkeitsforschung spezialisiert und interessiert sich auch gezielt für südasiatische Literatur und für Sri Lanka.
Das sind auch die Elemente, mit denen ich mich in meiner Forschung hauptsächlich beschäftige. Es passt von der Betreuung her also wirklich hervorragend.
Können Sie mir etwas über Ihr aktuelles Projekt erzählen?
Ja. Mein Promotionsprojekt ist an den Schnittstellen zwischen Konflikt, Männlichkeit und Narration angesiedelt. Ich untersuche die Konfigurationen von Männlichkeiten in südasiatischen Kriegs- und Konfliktnarrativen. Konflikte und Gewalt sind sehr wichtige Aspekte südasiatischer Gesellschaften und man kann nicht ignorieren, wie eng die Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit mit der Gewalt in unseren Gesellschaften im Allgemeinen verbunden sind.
Ich schaue mir die Literatur an, um kritisch zu untersuchen, wie Männlichkeit in gewaltsame Konflikte verwickelt ist und wie sie ihrerseits durch Konflikte geformt und verändert wird, und um zu erforschen, welche Alternativen die Literatur bieten kann.
Untersuchen Sie nur Literatur aus Sri Lanka oder werfen Sie auch einen Blick auf andere Literatur?
Ich möchte südasiatische Konflikte und Kriegskontexte erforschen. Ich schaue mir also sowohl Literatur aus Sri Lanka als auch aus Indien an – besonders Literatur über den jahrzehntelangen Krieg in Sri Lanka und im Falle Indiens über den Kaschmirkonflikt.
Was war bisher Ihr interessantestes Forschungsthema?
Natürlich bin ich sehr an dem interessiert, woran ich gerade arbeite. Aber ich möchte zwei Dinge herausgreifen, an denen ich bisher gearbeitet und die ich auch bereits veröffentlicht habe:
Das erste ist ein Projekt aus Zeiten der Corona-Pandemie. Ich habe die Herausforderungen untersucht, die sich für die berufstätigen Frauen in Sri Lanka stellten, insbesondere im Zusammenhang mit der Einführung des Home Office. Das war das erste Mal, dass ich einen quantitativen Ansatz verwendete habe. Die Ergebnisse habe ich in einem Paper mit dem Titel "The Balancing Act: Employed Women Navigating the COVID-19 Lockdown in Sri Lanka" veröffentlicht. Das war eine neue, interessante Erfahrung, die später auch dazu führte, dass ich eingeladen wurde, ein Kapitel für einen Sammelband über Frauen und Arbeit in Asien und im Pazifik mit zu verfassen. Dieser ist vor kurzem erschienen, und es war insgesamt eine spannende Erfahrung, die meinen Horizont definitiv erweitert hat.
Eine weitere Arbeit, die ich mit großer Freude geschrieben habe, befasste sich mit der Frage, ob und inwieweit Gewalt für Frauen in Kriegszeiten ermächtigend sein und Handlungsfähigkeit herstellen kann. Diese Frage habe ich im Zusammenhang mit den weiblichen Kämpferinnen in Sri Lanka gestellt und untersucht, wie literarische Darstellungen weiblicher Kämpferinnen herkömmliche Geschichtsbilder und Erzählungen in Frage stellen und damit dazu beitragen, unsere eigenen Grenzen des Verständnisses von weiblicher Militanz in Kriegs- und Konfliktzeiten zu erweitern. Diese Arbeit war ein interessanter Denkanstoß und hat mir sehr gut gefallen.
Haben Sie schon eine Vorlesung gehalten und wie haben Sie die deutschen Student:innen erlebt?
Ja, das habe ich. Dieses Semester halte ich mein drittes Seminar. Auch das war eine sehr schöne Erfahrung, das Unterrichten ist eines der Highlights in meiner Woche. Die Student:innen sind großartig. Manchmal ist es zwar eine Herausforderung, aber ich unterrichte immer gerne.
Welchen Gegenstand brauchen Sie unbedingt an Ihrem Arbeitsplatz?
Ich brauche Schokolade. Sie hilft wirklich und macht das Leben besser.
Haben Sie ein Lieblingszitat? Wenn ja, wie lautet es und von wem?
Ich habe viele Lieblingszitate. Eines meiner Lieblingszitate, das ich sogar auswendig aufsagen kann, stammt aus dem Gedicht "Auguries of Innocence" von William Blake. Die ersten vier Zeilen haben mich sehr berührt.
To see a World in a Grain of Sand
And a Heaven in a Wild Flower
Hold Infinity in the palm of your hand
And Eternity in an hour
Ich mag diese Zeilen sehr, weil sie uns daran erinnern, Freude an den kleinen Momenten im Leben zu finden. Sie sagen uns, dass die kleinste Sache die Welt oder wie eine Welt sein kann und dass das Gewöhnliche außergewöhnlich sein kann.
Welche Ratschläge würden Sie zukünftigen Student:innen geben?
Ich denke, einer der wichtigsten Aspekte des Universitätslebens, insbesondere in den Sozial- und Geisteswissenschaften, ist das Lesen. Man sollte so viel wie möglich lesen – nicht nur verschiedene Arten von Literatur, sondern auch Sachbücher und theoretische Sekundärliteratur. Das kann studentische Leistungen wirklich verbessern, ich sehe den Unterschied manchmal sehr deutlich.
Wenn in einem Seminar zum Beispiel zwei Romane zu lesen sind, habe ich das Gefühl, dass die Studierenden sich manchmal nicht einmal für die Primärliteratur genug Zeit nehmen, aber wenn man englische Literatur studiert, sollte das ein fester Bestandteil des Lebens sein.
Wenn man also nicht nur die empfohlenen Texte liest, sondern auch andere Dinge, macht das meiner Meinung nach einen merkbaren Unterschied – nicht nur in Bezug auf das Wissen, sondern auch auf die Art und Weise, wie man sich ausdrückt, auf das Vokabular, den Jargon, auf alles, d.h. auch auf die Gesamtqualität der eigenen Arbeit. Es ist wirklich etwas, das einen sichtbaren Einfluss auf die Leistung der Studierenden haben kann.
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