06.10.2021
Die Klimakrise als Krise der Kultur - Moritz Ingwersen im Interview mit Sächsischer Zeitung
Warum wir anders über den Klimawandel denken sollten
Fliegende Autos und technischer Fortschritt werden nicht die Welt retten, sagt der Dresdner Zukunftsforscher Moritz Ingwersen.
Interview durchgeführt von Luisa Zenker.
Wie sieht die Stadt im Jahr 2100 aus? Ist sie geprägt von rasenden Autos und gläsernen Robotern – oder ist sie für Fußgängerinnen und Radler gemacht? Der Dresdner Professor Moritz Ingwersen forscht daran, inwieweit Bücher und Filme dazu beitragen, wie wir uns die Zukunft in Zeiten des Klimawandels vorstellen. Im Interview erklärt er, warum es nicht reicht, nur Katastrophenfilme über die Klimakrise zu zeigen.
Herr Professor Ingwersen, warum stehen Sie dem Begriff Klimawandel skeptisch gegenüber?
Weil „Klimawandel“ klingt, als sei die globale Erderwärmung der letzten 150 Jahre ein vom Menschen unabhängiger Prozess. Das stimmt aber nicht. Die Ursachen lassen sich eindeutig auf unseren Lebensstil zurückführen. „Klimakrise“ oder sogar „Klimanotstand“ erscheinen mir passender, da sie klarmachen, dass es sich um einen Ausnahmezustand handelt, dem mit außergewöhnlichen Maßnahmen begegnet werden muss. Die Klimakrise ist also streng genommen keine Krise des Klimas, sondern eine Krise der Gesellschaft und der Kultur.
Die Kulturwissenschaft schlägt auch den Begriff „Alleswandel“ vor.
Ja, das beschreibt die aktuelle Situation gut. Nicht nur das Klima verändert sich, sondern ganze Ökosysteme werden sich wandeln, wenn das Klima extremer wird. Es wird verändern, was wir anbauen, welche Tiere dort leben, wie wir Städte planen, wie unser Alltag aussehen wird und welche Werte uns wichtig sein werden. Und der Begriff gibt uns gleich noch einen Auftrag mit: Um der Klimaerwärmung Einhalt zu bieten, müssen wir alles umgestalten.
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Das gesamte Interview kann nachgelesen werden unter: