26.01.2021
IÖR und IHI erforschen Baukultur als Faktor für Lebensqualität
Mit ihren historischen Stadtkernen weisen viele Klein- und Mittelstädte in Deutschland und Europa eine ganz eigene Lebensqualität auf. Die meisten Studien und Städte-Rankings zum Thema berücksichtigen dieses Potenzial von kulturellem Erbe allerdings kaum. Damit die Lebensqualität von kleineren Kommunen künftig besser abgebildet werden kann, haben Wissenschaftler:innen des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR), des Internationalen Hochschulinstituts (IHI) Zittau der Technischen Universität Dresden und des polnischen Instituts für Territoriale Entwicklung (IRT) eine Liste relevanter Indikatoren entwickelt. Im Fachjournal „Environmental and Sustainability Indicators“ stellen sie ihre Forschungsergebnisse vor.
„Bis heute spielt das kulturelle Erbe in Studien zu städtischer Lebensqualität kaum eine Rolle. Ganz anders als etwa ökonomische oder ökologische Aspekte, bei denen Großstädte oft punkten können“, erläutert Studienleiter Robert Knippschild. Kleinere Städte schnitten damit in Rankings zwangsläufig schlechter ab. „Diese schlechteren Ergebnisse können eine regelrechte Negativ-Spirale in Gang setzen, denn die Außenwahrnehmung beeinflusst auch die Innenwahrnehmung der Städte. Vor allem in peripher gelegenen Städten können dadurch ohnehin problematische Entwicklungsdynamiken noch verstärkt werden“, erläutert Knippschild. Diese Dynamiken möchte das Forschungsteam mit den gewonnenen Erkenntnissen durchbrechen.
Von Oktober 2018 bis Dezember 2020 widmeten sich im Projekt "REVIVAL! - Revitalisierung der historischen Städte in Niederschlesien und Sachsen" drei wissenschaftliche Einrichtungen und zehn Städte in Südwestpolen und Ostsachsen der Frage, wie Klein- und Mittelstädte im ländlichen Raum ihr baukulturelles Erbe besser nutzen und so die Attraktivität ihrer Innenstädte steigern können.
Die wissenschaftlichen Partner waren das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR, Projektleitung), das Internationale Hochschulinstitut (IHI) Zittau der Technischen Universität Dresden und das Instytut Rozwoju Terytorialnego (IRT, Institut für Territoriale Entwicklung) der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Als Praxispartner gehörten vier deutsche und sechs polnische Städte zum Verbund. Auf deutscher Seite waren das die Städte Bautzen, Görlitz, Reichenbach und Zittau, auf polnischer Seite die Städte Bolesławiec, Gryfów Śląski, Kamienna Góra, Lubawka, Lubomierz und Żary.
Im Rahmen des Projektes sind eine wissenschaftliche Studie und daraus abgeleiteten Strategieempfehlungen für die Städte und die Region entstanden. Außerdem haben die Städte Pilotmaßnahmen zur Belebung ihrer Innenstädte sowie eine gemeinsame Veranstaltungsreihe umgesetzt. Eine Wanderausstellung und eine interaktive Webanwendung informieren ebenfalls über das Projekt.
REVIVAL! wurde im Rahmen des Kooperationsprogrammes INTERREG Polen-Sachsen 2014-2020 gefördert. Es erhielt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 877.544 Euro. Das entspricht 85 % des Gesamtvolumens von 1.032.906 Euro. Die restlichen Mittel haben die Projektpartner aufgebracht.