23.05.2025
Mediated Touch
Stellen Sie sich vor, Sie stehen in Ihrem Wohnzimmer und spüren dennoch die Umarmung eines geliebten Menschen, der Tausende von Kilometern entfernt ist. Oder stellen Sie sich vor, Sie geben einem Kollegen in einer virtuellen Besprechung die Hand: Sie spüren den Druck, die Wärme, die Präsenz. Das sind keine Szenen aus Science-Fiction-Filmen mehr. Mit den Fortschritten in der Kommunikationstechnologie erforschen wir, wie wir physische Empfindungen wie Berührungen in digitale Räume übertragen können.
Berührungen sind für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen von zentraler Bedeutung. Von einer beruhigenden Hand auf der Schulter bis hin zur Wärme beim Händchenhalten – körperlicher Kontakt schafft emotionale Nähe. Aber wenn wir getrennt sind (auf Reisen, im Homeoffice oder bei der virtuellen Kommunikation), fehlt uns oft dieser wichtige Sinn. Was wäre also, wenn wir Berührungen durch Technologie spüren könnten?
In den letzten Jahren hat der Bereich der vermittelten Berührungen erheblich zugenommen. Forscher entwickeln Systeme, die taktile Erfahrungen durch virtuelle Realität (VR), haptische Geräte und soziale Roboter simulieren. Diese Tools zielen darauf ab, Berührungen aus der Ferne zu replizieren oder darzustellen und so Menschen dabei zu helfen, emotionale Verbindungen über große Entfernungen aufrechtzuerhalten.
Berührungen sind jedoch einzigartig komplex. Sie sind der erste Sinn, den wir im Mutterleib entwickeln, und eines unserer mächtigsten Werkzeuge zur Regulierung von Emotionen. Aber sie sind auch stark kontextabhängig. Eine Umarmung, eine Berührung oder eine Liebkosung können je nach Stimmung, kulturellem Kontext oder Beziehung sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. Das macht Berührungen sowohl wirkungsvoll als auch mehrdeutig, wenn sie in digitale Medien übertragen werden.
Aktuelle haptische Technologien wie tragbare Geräte oder aktivierte Oberflächen haben Schwierigkeiten, die Nuancen echter menschlicher Berührungen nachzubilden. Wir können zwar Druck oder Vibrationen imitieren, aber die Erfassung von Wärme, Absicht und emotionalem Ton bleibt eine Herausforderung. Dies wirft tiefgreifende Fragen in der Mensch-Computer-Interaktion und der Affektwissenschaft auf: Sollten wir versuchen, menschliche Berührungen originalgetreu nachzubilden? Oder sollten wir uns stattdessen darauf konzentrieren, ihre emotionale Wirkung über andere Sinneskanäle wie Ton, Bild oder symbolische Gesten zu vermitteln?
Am CeTi untersuchen Prof. Riccardo Bassoli, Prof. Merle Fairhurst, und ihr Team diese Fragen, indem sie erforschen, wie Berührungen über Entfernungen hinweg auf sinnvolle Weise vermittelt werden können. Ihre interdisziplinäre Forschung verbindet Neurowissenschaften, Psychologie und Technologie, um sowohl die Grenzen als auch die Möglichkeiten der Fernberührung zu untersuchen. Sie fragen nicht nur, wie wir berühren, sondern auch, warum wir berühren und wie diese Bedeutung durch Maschinen übersetzt werden kann.
Abschließende Gedanken
Müssen wir das Gefühl der Berührung perfekt nachahmen, um uns emotional verbunden zu fühlen, oder kann die Technologie neue Wege finden, um Nähe auszudrücken? Könnte die Zukunft der Ferninteraktion weniger auf Realismus und mehr auf Resonanz beruhen und Erfahrungen schaffen, die sich emotional richtig anfühlen, auch wenn sie physisch nicht exakt sind?
Wir würden uns über Ihre Meinung freuen. Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der digitale Berührungen Teil des Alltags sind?
Um mehr über unsere Arbeit bei CeTi zu erfahren, besuchen Sie https://ceti.one/ und bleiben Sie auf dem Laufenden über weitere Forschungsergebnisse zur Wissenschaft und Zukunft sozialer Verbindungen.