24.11.2021
Die "Pauer-Rolle" kehrt als Replik an den Wirkungsort ihres Verfassers zurück
Anlässlich des 50. Todestages des bedeutenden Maschinenbauingenieurs der TU Dresden Walter Pauer am 20. November 2021 wurde im Zentrum für Energietechnik eine Replik seines geradezu ikonischen Promotionsmanuskripts auf Toilettenpapier installiert.
Walther Pauer (1887-1971) nahm, nach seinem Maschinenbaustudium und einer kurzen Industrietätigkeit, 1913 eine Stelle als Assistent am Maschinenbaulaboratorium der TH Dresden an, doch bereits 1914 wurde der junge Ingenieur zum Kriegsdienst eingezogen. 1916 geriet er nahe Verdun in französische Kriegsgefangenschaft. Während seiner Zeit im Gefangenenlager verfasste Pauer seine Promotion zu Entnahmedampfmaschinen. Nachdem seine Aufzeichnungen jedoch mehrfach von den Aufsehern konfisziert wurden, notierte Pauer diese schließlich heimlich in Stenoschrift auf einer Rolle Toilettenpapier. Es gelang ihm, diese bei seiner Entlassung im Februar 1920 aus dem Lager heraus zu schmuggeln. Nach seiner Rückkehr nach Dresden und die TH brachte Pauer sein ungewöhnliches Promotionsmanuskript noch bis Juli des gleichen Jahres in Reinschrift und reichte seine Doktorarbeit erfolgreich ein.
Im Folgejahr habilitierte Pauer sich und bereits 1922 folgte die Berufung auf eine Professur für Kraft- und Wärmewirtschaft an der TH Dresden. 1924 übernahm er dann die Leitung des Heizkraftwerks, bevor er 1933 zum Direktor des Instituts für Wärmetechnik und Wärmewirtschaft ernannt wurde. Während der NS-Zeit beteiligte Pauer sich an der Rüstungsforschung, genauer an der Entwicklung von Einspritzdüsen für Raketen. Aufgrund dieser Expertise wurde Pauer nach dem 2. Weltkrieg, 1946, in die UdSSR deportiert, um dort ebenfalls an der Raketenentwicklung zu arbeiten. Als er 1952 nach Dresden zurückkehrte, war sein Lehrstuhl bereits neu besetzt. Pauer übernahm bis zu seiner Emeritierung 1958 die Professur für Energiewirtschaft und wurde Direktor des gleichnamigen Instituts an der TH Dresden.
Das Original der Toilettenpapierrolle mit der Dissertation von Walther Pauer blieb erhalten und wurde 2015 von der Familie an die TU Dresden übergeben. Heute befindet es sich in der Sammlung Hochschulgeschichte der Kustodie der TU Dresden. Eine Reproduktion in Originalgröße wurde nun anlässlich des 50. Todestages des Wissenschaftlers am 22. November 2021 im Foyer des Zentrums für Energietechnik (ZET) installiert. Das ZET, am ehemaligen Standort des Heizkraftwerks der THD errichtet, bündelt die energietechnische Forschungsinfrastruktur der Fakultät Maschinenwesen sowohl örtlich wie inhaltlich und ist somit der ideale Ort für die Präsentation der als „Pauer-Rolle“ bekanntgewordenen Promotion. In Anwesenheit zweier Kinder von Walther Pauer und seines Enkelsohns Volker Dietzel übernahm Prof. Felsmann als Leiter des ZET am 24. November die Replik der „Pauer-Rolle“. Er dankte dabei insbesondere Volker Dietzel, der diese Installation nicht nur anregte, sondern mit Unterstützung der Kustodie der TU Dresden auch die Hängung realisierte. Dr. Jörg Zaun vertrat die Kustodie, die das Projekt wissenschaftlich begleitet hat.