Thermoelektrische Ströme in laserinduzierten Schmelzbädern
Einleitung
Eine
Möglichkeit, um beim Laserstrahlschweißen höhere
Schweißgeschwindigkeiten und bessere Nahtqualitäten zu
erzielen, ist der Einsatz externer statischer Magnetfelder in
der Werkstückebene. Bei entsprechenden Schweißuntersuchungen an
Feinkornbaustählen und Aluminiumlegierungen [1,2] konnte der
Schmelzbadauswurf unterdrückt, die Oberraupenqualität
verbessert und die Form der Nahtquerschnitte erheblich
beeinflusst werden. Diese Phänomene sind aber von der
Orientierung des Magnetfeldes zur Vorschubrichtung abhängig.
Zur Erklärung dieser Richtungsabhängigkeit wurde die Existenz
von thermoelektrischen Strömen im Schmelzbad postuliert [1,2].
Durch Wechselwirkung dieser Ströme mit dem externen Magnetfeld
werden Lorentzkräfte im Schmelzbad generiert, die als Ursache
für die beobachteten Phänomene angesehen werden.
Ziel der Forschungsarbeiten ist, die Ursachen für
thermoelektrische Ströme beim Laserstrahlschweißen aufzuzeigen,
die Verteilung der thermoelektrischen Strom-dichte für
verschiedene Materialien zu bestimmen und die theoretischen
Daten mit den experimentellen Ergebnissen zu
vergleichen.
Analyse
Thermoelektrische
Ströme werden durch den Seebeck-Effekt hervorgerufen. Dieser
besagt, dass in einem geschlossen Stromkreis aus zwei
verschiedenen, homogenen und isotropen Metallen (A und B) eine
Spannung induziert wird, wenn die zwei Kontaktpunkte
unterschiedliche Temperaturen (T1 und T2) aufweisen. Die so
induzierte Spannung ist durch
U = (αA - αB) ( T1 - T2) (1)
gegeben, wobei die
Seebeck-Koeffizienten αA und αB
temperaturabhängig sind und in der Größenordnung von
10-6 V/K liegen. In [1,2] wurde nun argumentiert,
dass sich eine thermoelektrische Spannung zwischen dem
Grundwerkstoff und der erstarrten Schweißnaht ausbildet, die
eine homogene und gerichtete thermoelektrische
Stromdichteverteilung im Schmelzbad nach sich zieht, siehe Abb.
7 in [1].
Die Berechnung der thermoelektrischen Stromdichte j startet mit
der Onsager-Relation
j = (σ/e) grad μ - α σ grad T (2)
die die Stromdichte j linear mit Kräften gradμ und gradT verknüpft. Neben dem Seebeck-Koeffizienten α sind auch die elektrische Leitfähigkeit σ und das chemische Potential μ temperaturabhängig; e bezeichnet die elektrische Elementarladung. Mit der Beschränkung auf eine temperaturunabhängige Leitfähigkeit, eine zweidimensionale Geometrie und unter Nutzung von j=rot H sowie von div H=0 ergibt sich die Poisson-Gleichung
(1/σ) ΔHz = (∂α/∂x) (∂T/∂y) - (∂α/∂y) (∂T/∂x) (3)
Diese Differentialgleichung kann zusammen mit der entsprechenden Randbedingung für Hz analytisch gelöst werden [3], woraus sich die Komponenten von j mittels jx=∂Hz/∂y bzw. jy=-∂H/∂x ergeben.
Schlussfolgerung
Für Eisen
konnte bei einer Peclet-Zahl von 4 (Die Peclet-Zahl ist ein Maß
für das Verhältnis von konvektivem zu konduktivem
Wärmetransport.) qualitativ die in [1,2] postulierte
Stromdichteverteilung reproduziert werden. Damit lassen sich
qualitativ die experimentell beobachteten Veränderungen in der
Oberraupengestalt erklären. Für Aluminium wurden bei einer
Peclet-Zahl von 1 Stromstärken ermittelt, die mit Werten
zwischen 3 und 11 A im Bereich der experimentellen Werte von 8
bis 14 A liegen.
Literatur:
[1] M. Kern, P. Berger, and H. Hügel, Schweißen &
Schneiden, 52, 140, 2000
[2] M. Kern, P. Berger, and H. Hügel, Welding Journal,
79, 72s, 2000
[3] J. Paulini, G. Simon, and I. Decker, J. Phys. D,
23, 486, 1990
Kontakt:
Dipl.Ing. Frank Brückner
Tel.: +49 (0) 351 83391 3452