Sep 28, 2016
Kommunikationsstörungen: „Marga und Walter Boll-Stiftung“ fördert neues Forschungscluster und zugehörige Professur der Dresdner Hochschulmedizin
Schub für die translationale Forschung bei Störungen der Sprache, des Sprechens, der Stimme und des Hörens
Mit Förderung der „Marga und Walter Boll-Stiftung“ richtet die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden ein neues Forschungscluster und eine Stiftungsprofessur für Kommunikationsstörungen ein. Die Stiftung stellt dafür über die kommenden fünf Jahre mehr als 800.000 Euro zur Verfügung. Gemeinsam vom Vorstand der Marga und Walter Boll-Stiftung, vertreten durch die Vorstandsmitglieder Hartmut Anders, Rüdiger Lennartz und Heinrich Nopper, sowie Prof. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät und Prof. Dirk Mürbe, Ärztlicher Leiter der Abteilung Phoniatrie und Audiologie und des Sächsischen Cochlear Implant Centrums Dresden, wurde jetzt eine entsprechende Vereinbarung zur Forschungsförderung im Rektorat der TU Dresden unterzeichnet.
Erkrankungen der Sprache, der Stimme und des Hörens sind häufige Kommunikationsstörungen, sie betreffen jede Altersgruppe und sind von großer gesellschaftlicher und sozialer Bedeutung. Denn Einschränkungen in diesen Bereichen sind oft mit Konsequenzen verbunden, die sich in Benachteiligung, Isolation und verminderter gesellschaftlicher Teilhabe der Betroffenen manifestieren. Kommunikation stellt ein elementares Grundbedürfnis menschlichen Lebens dar. „Die weitverbreitete Beschreibung moderner Lebensformen als Kommunikationsgesellschaft spiegelt die Bedeutung von strukturiertem zwischenmenschlichen Austausch im beruflichen und privaten Umfeld eindrücklich wider“, unterstreicht Dirk Mürbe, Professor für Phoniatrie und Pädaudiologie der Technischen Universität Dresden und Initiator des neuen Forschungsclusters. „Waren zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts nur 20 Prozent aller Berufe mit kommunikativen Fähigkeiten verbunden, so sind heute über zwei Drittel der verschiedenen Professionen durch hohe kommunikative Anforderungen geprägt“, erläutert Mürbe. „Und natürlich auch im privaten Umfeld ist Kommunikation ein entscheidender Faktor für eine positive Reflexion des individuellen Lebenskonzeptes.“
Mit dem Forschungscluster Kommunikationsstörungen wird nun im Sächsischen Cochlear Implant Centrum und der Abteilung Phoniatrie und Audiologie der HNO-Klinik an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden eine interdisziplinäre Forschungsgruppe für Erkrankungen der Sprache, der Stimme und des Hörens etabliert. Der Forschungscluster vereint vier Forschungsschwerpunkte. So geht es um Musikwahrnehmung und -verarbeitung bei Hörschädigung, zum Beispiel die Klangdifferenzierung bei Kindern mit einem Cochlea Implantat. Die Untersuchung des Spracherwerbs nach Cochlea-Implantation und die Lokalisation kognitiver Verarbeitungsprozesse lautsprachlicher Kommunikation mittels Nahinfrarotspektroskopie sind ebenfalls von Interesse – hier soll unter anderem genauer untersucht werden, in welchen Regionen des Gehirns die für das Verständnis so wichtige Sprachmelodie verarbeitet wird. Vierter Schwerpunkt ist die Modellierung des Sprech-und Stimmapparates, um die Effektivität verschiedener Therapien zur Verbesserung der stimmlichen Leistungsfähigkeit zu untersuchen.
Die Vision des Forschungsclusters besteht darin, anwendungsorientierte Forschung im Bereich von Kommunikationsstörungen zu forcieren und im Projektverlauf einen effizienten Transfer von Untersuchungsergebnissen und Fachexpertise in die Bereiche Rehabilitation, Bildung und Selbsthilfe inklusive Elternarbeit zu ermöglichen. Die klinischen und wissenschaftlichen Bedingungen sind dafür an der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum Dresden ideal ausgebildet. Am Sächsischen Cochlear Implant Centrum werden seit 20 Jahren hör-und sprachgeschädigte Patienten mit einer multimodalen Rehabilitation nach Versorgung mit einem Cochlea-Implantat gefördert. Die im gleichen Haus integrierte Abteilung Phoniatrie und Audiologie erbringt die diagnostischen Leistungen für hör-und sprachgeschädigte Kinder und Erwachsene und ist als Fachmedizin für Kommunikationsstörungen für alle Störungsbilder des Gebietes verantwortlich. Dies schließt insbesondere Störungen der Sprache, des Sprechens, der Stimme und des Hörens ein.
Die im Forschungscluster gewonnenen Erkenntnisse sollen rasch in der Praxis ankommen. „So wollen wir beispielsweise für Förderkräfte und Selbsthilfegruppen ein modularisiertes Weiterbildungsangebot zum Thema Kommunikationsstörungen entwickeln und einen Ratgeber erarbeiten, wie sprach- und hörgeschädigte Kinder trotz ihrer Behinderung Kommunikation lernen können“, umreißt Prof. Mürbe einige der Vorhaben des neuen Forschungsclusters Kommunikationsstörungen.
Hintergrund zur „Marga und Walter Boll-Stiftung“:
Die Marga und Walter Boll – Stiftung wurde im Jahre 1995 durch Frau Marga Boll gegründet. Nach dem Tod der Stiftungsgründerin - im Jahr 1997 - wurde deren Beteiligung an der Firma BOLL & KIRCH Filterbau GmbH in die Stiftung eingebracht und bildet seitdem einen wesentlichen Teil des Vermögens der Marga und Walter Boll Stiftung. Die Förderzwecke der Stiftung erstrecken sich sowohl auf die Förderung der Wissenschaft und Forschung (Grundlagen - und angewandte Forschung) als auch auf die Förderung sozialer Projekte und Zwecke.
www.bollstiftung.de
Kontakt:
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde
Prof. Dr. med. Dirk Mürbe
Leiter Abteilung Phoniatrie und Audiologie
Ärztlicher Leiter Sächsisches Cochlear Implant Center
Tel. +49 (0)351 458-7045
Fax +49 (0)351 458-5732
E-Mail:
Internet http://www.uniklinikum-dresden.de/scic