20.01.2017
Mit einer Innovation den passenden Markt gefunden - Langjährige Mitarbeiterin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden wird mit dem Sächsischen Gründerinnenpreis ausgezeichnet
Wie kann man mit einem Tropfen Blut schnell eine Sepsis nachweisen? Für die Antwort auf diese Frage bekommt Nadine Schmieder-Galfe den Sächsischen Gründerinnenpreis, verliehen durch die Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping. Nadine Schmieder-Galfe entwickelt gemeinsam mit ihrem Team der Zellmechanik Dresden GmbH ein System, mit dem aus einem einzigen Tropfen Blut zukünftig ein aufschlussreiches mechanisches Blutbild erstellt werden kann. Damit wird es möglich sein, innerhalb von wenigen Minuten aufzuzeigen, ob die eingesetzten Medikamente tatsächlich die Erreger im Körper attackieren. Wenn der sogenannte „AcCellerator“ als medizintechnisches Gerät zur Marktreife kommt, dann könnte damit das Leben vieler Patienten gerettet werden.
„Eine Sepsis stellt weltweit die dritthäufigste Todesursache dar“, sagt Nadine Schmieder-Galfe. Obwohl es dem Immunsystem in aller Regel ganz gut gelingt, Krankheitserreger zu bekämpfen, kann die Entzündungsreaktion außer Kontrolle geraten. Genau in dieser Situation ist eine perfekt abgestimmte und schnelle Therapie überlebenswichtig. Deshalb suchen viele Ärzte immer wieder nach einer Diagnoseform, die ganz eindeutig zeigt, wie das Medikament wirkt und ob gegebenenfalls umgeschwenkt werden muss. „Weil wir alle einen unmittelbaren Bezug zur Praxis haben“, sagt die langjährige Mitarbeiterin der Medizinischen Klinik III der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, „kennen wir die Anforderungen, die uns im Alltag begegnen.“
Die Blutkörperchen haben im gesunden Zustand eine fest definierte Flexibilität. Die verändert sich in dem Augenblick, wenn sie mit Krankheitserregern wie Bakterien oder Pilzen konfrontiert werden. „Das ist seit einiger Zeit bekannt“, so Schmieder-Galfe, „wir haben jetzt nach einem möglichst unkomplizierten Verfahren gesucht, wie wir quasi die Steifheit der weißen Blutkörperchen als immunreaktive Zellen bestimmen können und das im Idealfall mit einem einzigen Tropfen Blut für die treffende Diagnose.“ Die Lösung ist gefunden. Denn werden die Blutkörperchen durch eine 20 Mikrometer große Öffnung gepresst, dann verändern sie je nach „Gesundheitszustand“ ihre Form. Die Formveränderung der Zellen wird mittels einer ultraschnellen Kamera aufgezeichnet und in Echtzeit ausgewertet. „Unsere Idee kann man gut mit einem überdimensional großen Schlauchboot in der Elbe vergleichen. Dort herrschen am Rand geringere Strömungsgeschwindigkeiten als in der Mitte. Je weniger das Schlauchboot nun aufgepumpt ist, also je weicher es ist, desto mehr verformt es sich in der Mitte im Vergleich zum Rand,“, erklärt die Dresdner Preisträgerin, Unternehmerin und Mitbegründerin der „Zellmechanik Dresden GmbH“, einem Spin-Off aus dem Labor von Professor Jochen Guck am BIOTEC der TU Dresden.
Eine Karriere, deren Ursprung an der TU Dresden zu finden ist. Nadine Schmieder-Galfe war eine der Impulsgeberinnen der International Summer School on Technology Transfer in Life Sciences. Hier wurde auch einer der Grundsteine für die Unternehmensgründung gelegt. Die Biotechnologin und Ökonomin bleibt auch in diesem Jahr der Summer School als Dozentin erhalten. Die nächste Auflage des etablierten Wochenformates startet am 28. August 2017. Jeder Wissenschaftler mit passenden Forschungsergebnissen und Anwendungsideen ist herzlich eingeladen. Bewerbungen sind auf der Homepage http://summerschool-dresden.de möglich.
Kontakt:
Nadine Schmieder-Galfe
0351 41884433