17.06.2016
Schilddrüsenhormone bewirken Veränderungen des Stoffwechsels im Gehirn und gehen so mit einer positiven therapeutischen Wirkung bei bipolaren Depressionen einher
Studie findet deutliche Belege für Auswirkungen der Gabe von Levothyroxin L-T4, Placebo-Präparate zeigten fast keine Wirkung
Die Gabe von Levothyroxine (L-T4) in über dem normalen körpereigenen Spiegel liegenden Dosen im Rahmen einer Standardbehandlung für bipolare Depressionen hat vielversprechende Wirkungen erzielt, aber die genauen Mechanismen, die dieser klinischen Verbesserung zugrunde liegen, sind noch unbekannt. In einer vorgelagerten Pilot-Studie hat die L-T4 Behandlung die Depressionsrate herabgesetzt und die Gehirnaktivitäten im limbischen System reduziert. Jetzt wurde dieser Forschungsansatz unter Leitung von Prof. Michael Bauer, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, in einer internationalen, randomisierten, doppelblinden und Placebo-kontrollierten Studie intensiver untersucht. Dabei konnten die Wissenschaftler Belege für Auswirkungen der Gabe von Levothyroxin L-T4 auf die Symptome und auf den limbischen Zuckerstoffwechsel bei bipolaren Depressionen finden. Die Ergebnisse publizierte Prof. Bauer mit seinen Kollegen von der UCLA Los Angeles und der Charité Berlin in Molecular Psychiatry, dem Top-Journal der Psychiatrie (doi: 10.1038/mp.2014.186).
Für die Studie untersuchten die Forscher den Gehirnzucker-Stoffwechsel mittels der Positronen-Emissions-Tomographie und [F-18] Fluorodeoxyglucose vor und sechs Wochen nach der Behandlung mit L-T4 oder einem Placebo. Die Gabe von L-T4 hat einen bedeutenden Rückgang der Depressionsrate während der sechswöchigen Behandlung erzeugt. Im Gegensatz zur Placebo-Behandlung kam es während der Schilddrüsenhormontherapie zu deutlichen Verbesserungen des Gehirnstoffwechsels des Limbischen Systems, einem Netzwerk von Regionen (u.a. Mandelkern (Amygdala), Hippocampus und Thalamus), die im menschlichen Gehirn für die Steuerung von Emotionen, Gedächtnis und Angst verantwortlich sind.
„Diese Ergebnisse zeigen klar, dass die Gabe von supraphysiologischen, also über dem normalen Blutspiegel liegenden Mengen des Schilddrüsenhormons L-T4 die Symptome von Patienten mit einer bipolar Depression verbessert“, unterstreicht Prof. Michael Bauer. „Dies geschieht durch das Modulieren der Hirnfunktion in Teilen des vorderen limbischen Netzwerks, das für die Verarbeitung von Emotionen eine ganz zentrale Bedeutung besitzt.“ „Darüber hinaus belegen diese Ergebnisse den seit langem bekannten engen Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und der Depression, indem sie zeigen, dass auch das Gehirn des Erwachsenen ein Zielorgan für das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin ist“.
Publikation:
Bauer, Berman , Samm, Plotkin, Adli, Pilhatsch, London, Hellemann, Whybrow, Schlagenhauf: Levothyroxine effects on depressive symptoms and limbic glucose metabolism in bipolar disorder: a randomized, placebo-controlled positron emission tomography study. In: Molecular Psychiatry. 2016 Feb; 21(2):229-36. doi: 10.1038/mp.2014.186. Epub 2015 Jan 20.
Kontakt für Journalisten:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden
Prof. Dr. Dr. Michael Bauer
Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Telefon:0351-458 2760
E-Mail: